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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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sich mit Sternen ergibt, besteht darin, dass wir keine Möglichkeit haben, zwischen einem hellen, weit entfernten Objekt und einem dunkleren, näheren zu unterscheiden. Und je tiefer wir ins Universum vorstoßen, desto komplizierter wird dies alles.
    Der erste Mensch, der das Universum nicht in Anlehnung an das griechische Weltbild als «Sonnensystem mit einer von Sternen besetzten Sphäre» beschrieb, sondern als etwas, das unserer Vorstellung von der Galaxie der Milchstraße schon recht nahe kam, war Wilhelm Herschel.

Der musikalische Astronom
    Für einen Wissenschaftler weist Herschel einen ungewöhnlichen Werdegang auf. Geboren 1738 in Hannover als Sohn des Kapellmeisters der Hannoverschen Garde, hatte es Friedrich Wilhelm Herschel schon früh die Musik angetan, was angesichts seiner Herkunft nicht weiter überrascht. Im Alter von 14  Jahren trat er der Militärkapelle seines Vaters bei; allerdings mussten Militärmusiker zu jener Zeit stets damit rechnen, jäh aus ihrem bequemen Kasernenleben gerissen zu werden. So wurde auch Herschel vier Jahre später für den Fall einer französischen Invasion mit seiner Truppe als Teil einer nationalen Verteidigungsstreitmacht nach England verlegt (Georg  III . war sowohl König von England als auch von Hannover).
    Nach seiner Rückkehr nach Hannover bat Herschel schon bald um seine Entlassung aus der Armee, die ihm auch ordnungsgemäß gewährt wurde. Dennoch geriet er aus irgendeinem Grund in Verdacht, ein Deserteur zu sein, obwohl keinerlei Anhaltspunkte für ein derartiges Vergehen sprachen. Nachdem er sich schließlich vom Militärregime losgeeist hatte, brannte er darauf, sich wieder der Musik zu widmen. Seine Zeit in England war sehr angenehm gewesen; er hatte ein paar Brocken Englisch gelernt, und so schloss er sich im Jahr 1757 seinem Bruder Jakob an, als dieser eine Reise nach London unternahm. Es war keineswegs geplant, dauerhaft auf die Insel umzusiedeln, aber Herschel konnte beim besten Willen nicht vorhersagen, was ihm widerfahren sollte.
    Schon bald bescherten ihm seine Fähigkeiten als Organist eine Stelle an der Oktagon-Kapelle in Bath – einer Stadt, die damals ihre Blütezeit erlebte und zu den Trendsettern des gesellschaftlichen Lebens zählte. Herschels Begabung und kosmopolitische soziale Fähigkeiten sicherten ihm den Posten. Wenn er nicht an der Orgel saß, unterrichtete er Privatschüler und komponierte. Als erfolgreicher Musiker im exklusivsten Kurort des Landes verfügte Herschel über genügend Geld und Freizeit, um sich zu amüsieren. Und so wandte er sich der Astronomie zu.
    Die Astronomie war für viele wohlhabende Leute dieser Zeit eine Freizeitbeschäftigung, und offenbar traf das auch auf Herschel zu, als er sich ein kleines Teleskop kaufte und sich gelegentlich bemühte, den Himmel zu studieren, aber sein wahres Interesse wurde von dem Wunsch angetrieben, selbst ein Teleskop zu bauen. Herschel verfügte über keinerlei Erfahrungen im Instrumentenbau, fand aber in seiner Schwester Caroline (die inzwischen seinen Haushalt führte) und in seinem Bruder Alexander begeisterte Mitarbeiter. Und Enthusiasmus war tatsächlich vonnöten, denn wie schnell konnte man scheitern, wenn jeder Aspekt der Herstellung, wie zum Beispiel die Gestaltung und das Polieren einer Metallplatte zu einer perfekten Spiegeloberfläche, auf Versuch und Irrtum beruhte. Aber im Jahr 1774 war sein eigenes Teleskop fertig. Das Rohr maß 152  Zentimeter, und der Spiegel an dessen Ende hatte einen Durchmesser von rund 20  Zentimetern.
    Nachdem er ungezählte Stunden geduldig den Himmel abgesucht hatte, glaubte Herschel, einen neuen Kometen aufgespürt zu haben, der sich in Wirklichkeit allerdings als der erste neue Planet erwies, der seit der Antike entdeckt worden war und der heute Uranus genannt wird. Von nun an war er von der Astronomie geradezu besessen. König George  III . war so sehr von Herschels Arbeit beeindruckt, dass er für ihn den neuen Posten eines königlichen Astronomen schuf. So konnte Herschel die Musik aufgeben und sich ganz und gar dem Studium des Himmels widmen. Doch das hatte seinen Preis. Sein gemütliches Haus in Bath war zu weit vom königlichen Hof entfernt, sodass er umziehen musste. Schließlich ließ er sich in Slough in der Nähe von Windsor nieder, wo er sein größtes Teleskop baute, ein Monstrum mit einem Spiegeldurchmesser von 122  Zentimetern und einer Länge von zwölf Metern. Eingefasst war es von einer gewaltigen Holzkonstruktion

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