Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Augen schlug Weißes Kalb schützend die Hände vor das Gesicht.
    Blitzschnell hatte Blutbär Reizende Wapiti beiseite gestoßen, seinen Speer zurückgenommen und sein Körpergewicht auf die Fersen verlagert. Sein Atlatl peitschte bereits für den winzigen Moment vor dem Wurf zurück.
    Klappernde Hufe schrie auf. Im selben Augenblick, als sie sich bewegte, merkte sie schon, daß sie zu langsam war. Sie taumelte, verlor fast das Gleichgewicht und versuchte verzweifelt, Blutbärs Arm festzuhalten. Doch sie griff ins Leere.
    Blutbär warf triumphierend den Speer mit aller Kraft. Da ertönte ein Aufschrei. Ein klapperndes Geräusch folgte. Hungriger Bulle war von der Seite herbeigesprungen und hatte den Speer, seinen Atlatl als Keule benutzend, aus der Luft heruntergeschlagen. Weißes Kalb rührte sich nicht. Unfähig, das Geschehen zu begreifen, stand sie gestützt auf ihren Stock bewegungslos da. Zuerst fiel ihr Blick auf den am Boden liegenden Speer und dann auf Blutbär, der nach sicherem Halt für die Füße tastete und gleichzeitig einen anderen Speer in den Atlatl legte.
    »Hört auf!« schrie Klappernde Hufe, die sah, daß sich die muskulösen Arme der anderen Krieger nach hinten bogen, um ihre Atlatls auszubalancieren. Die steinernen Speerspitzen blitzten im hellen Sonnenlicht gefährlich auf. Die Männer zögerten unschlüssig. Hungriger Bulle hob die Arme, um die mit wurfbereiten Speeren vorstoßenden Drei Zehen, Schwarze Krähe und Wiesenlerche aufzuhalten.
    »Das ist Irrsinn!« rief Reizende Wapiti und lief zu den Kriegern.
    Flehend wandte sie sich an Der das Hörn packt. »Was ist denn los mit euch?«
    Mit beschwichtigenden Gebärden ging Weißes Kalb gemächlich nach vorn. »Hört auf! Ihr Narren!«
    Sie drehte sich um und deutete auf Blutbär. »So ist das also. Wolltest du mich töten, bevor wir uns über verschiedene Dinge unterhalten? Und du nennst dich einen Anführer? Du glaubst, dein Verstand reicht aus, um das Wolfsbündel zu schützen? Idiot!«
    Wie angewurzelt blieben die Krieger stehen. Unsicher wanderten ihre Blicke von einem zum andern.
    Da sie ihn schon lange kannte, wußte Klappernde Hufe die leichte Veränderung in Blutbärs Miene sofort zu deuten. Er war unsicher geworden, das Blatt schien sich zu wenden. Er senkte den Speer.
    Sein Gehirn arbeitete wie rasend, dann glomm das altbekannte gerissene Licht wieder in seinen Augen auf.
    »Was hätte ich denn tun sollen, Alte? Woher hätte ich wissen sollen, daß du dich nicht mit diesen da« - er zeigte auf die Leute des Kleinen-Büffel-Volks - verschworen hast, unser Lager erneut zu überfallen? Du befindest dich wahrlich in seltsamer Gesellschaft.«
    »Meinst du Klappernde Hufe?« erkundigte sich Weißes Kalb trocken.
    »Du weißt nicht…«
    »Was weiß ich nicht?« unterbrach er sie feindselig. »Meine Leute wurden bei einem Überfall des Kleinen-Büffel-Volks umgebracht.«
    Mit hocherhobenem Kinn wandte er sich um und blickte seine Krieger aus schmalen Augen an.
    »Woher soll ich wissen, wann der nächste Überfall droht und wer ihn plant?«
    »Sicher keine alte Frau, die Träume hat und dem Rothand-Volk Kinder geboren hat.«
    »Und sie?« Blutbär wies mit seiner scharfen Speerspitze auf Klappernde Hufe. Sofort schlug Hungriger Bulles Atlatl die Spitze beiseite.
    »Das nächste Mal nimmst du deinen Finger, wenn du auf jemanden zeigst. Das ist höflicher«, erklärte Hungriger Bulle gelassen.
    »Diese Frau gehört zu meinen Leuten. Du riskierst viel, Jäger.«
    Hungriger Bulle nickte leicht. »Du auch.« Beide starrten sich in die Augen und nahmen eine drohende Haltung ein.
    Klappernde Hufe schielte zu Hungriger Bulle hinüber. Warum setzte er sich für sie ein? Er hätte getötet werden können.
    »Jetzt reicht's!« Weißes Kalb drängte sich zwischen die beiden Männer. »Legt eure Speere nieder. Hier wird niemand umgebracht.«
    Zögernd senkten die Krieger die Waffen.
    »Alte, ich bin der Hüter des Wolfsbündels.« In Blutbärs Gesicht standen gleichermaßen Wut und Enttäuschung. Er duckte sich ein wenig, nun stand ihm Weißes Kalb fast Auge in Auge gegenüber.
    »Du hast noch immer nichts dazugelernt, was? Nachdem du Gestutzte Feder umgebracht hast, bist du acht Jahre lang heimatlos herumgewandert. Hast du das vergessen? Und jetzt willst du mich umbringen? Du sehnst dich nach Macht, und dabei spuckst du ihr mitten ins Gesicht! Du tust so, als könnte sie ohne dich nicht existieren.«
    Blutbärs Krieger gaben den letzten Rest an

Weitere Kostenlose Bücher