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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Fell des Kaninchens. »Ich liebe dich, Kaninchen«, flüsterte sie. »Hab vielen Dank.«
    Sie blickte nicht auf, als sie auf dem Kalkstein Wanderers tapsende Schritte näher kommen hörte.
    Unablässig streichelte sie das Kaninchen.
    »Dein Schuß war perfekt«, lobte Wanderer sie sanft. »Nun komm. Wir bringen es nach Hause und singen seine Seele hinauf zum Großen Kaninchen im Himmel.«
    Flechte schnüffelte unter Tränen. »Ja, gut.«
    Wanderer zog den Pfeil mit unendlicher Zartheit aus dem Körper des Kaninchens und hob das Tier auf. Nebeneinander machten sie sich zwischen den Felsen hindurch auf den Rückweg. Über ihren Köpfen kreischte und krächzte ein Rabenschwarm. Die Vögel ließen sich von der Luftströmung wie dunkle, im tiefsten Winter verwehte Blätter dahintragen. Flechte litt innerlich Qualen. Sie wußte nicht, warum sie beim Töten so viel Schmerz verspürte. Die meisten Menschen schienen dazu imstande, ohne etwas zu empfinden, manche schienen es sogar zu genießen. Aber in Flechtes Seele brannte jeder Akt des Tötens mit der Intensität von Klapperschlangengift.
    Als sie nun dieses Gefühl verspürte, erinnerte sie sich an die Geschichte von Wolfstöter und Vogelmann, den Söhnen der Ersten Frau. Gleich nach dem Erscheinen der Menschen aus der Unterwelt machten Ungeheuer die vierte Welt des Lichts unsicher. Der Große Riese, das Felsadlermonster, das Große Gehörnte Ungeheuer und all die anderen trieben die Menschen fast in den Wahnsinn und quälten sie fürchterlich. Sie fraßen sogar die Kinder. Da forderte die Erste Frau Wolfstöter und Vogelmann auf, zu Vater Sonne zu gehen und ihn zu fragen, wie sie sich von diesen Ungeheuern befreien könnten. So wanderten sie sechs Tage, stiegen auf blaue, in den Himmel ragende Kreuze und kletterten auf dem Rücken eines Regenbogens noch weiter hinauf. Das Katzenschwanz-Volk und das Wasserwanzen-Volk versuchten, die Brüder vom Rand des Regenbogens herunterzuholen, aber diese versteckten sich in den Bändern aus Licht und krochen bäuchlings weiter, bis sie ganz oben anlangten.
    Vater Sonne sprach zu ihnen: »Ich will euch sagen, wie ihr die Ungeheuer töten könnt. Aber ihr müßt mir versprechen, euer Wissen weiterzugeben, damit meine Weisheit stets bei meinem Volk auf der Erde verweilen wird, denn Menschenwesen müssen viele Arten von Ungeheuern töten, auch in sich selbst.«
    Wolfstöter und Vogelmann wanderten weit, weit in den Süden bis zu den Schwarzen Bergen, wo der Große Riese, der Häuptling der Ungeheuer, lebte. Sie warfen Pfeile aus Blitzen auf den Großen Riesen und töteten ihn.
    Anschließend brachten sie alle anderen Ungeheuer um. Sie töteten und töteten, bis ihr Volk vor den Monstern sicher war. Aber die Brüder hatten so oft getötet, daß ihre Seelen in den Hüllen ihrer Körper dahinsiechten und starben. Die Sechs Heiligen befahlen das Ritual Als die Brüder den Regenbogen bestiegen. Alle in der vierten Welt des Lichts lebenden Menschenwesen schlössen sich den Gesängen an, und die Seelen von Wolfstöter und Vogelmann genasen.
    Flechte fragte sich verwundert, warum dieses Ritual nicht jedesmal vollzogen wurde, wenn ein Kaninchen oder Eichhörnchen sterben mußte. Vielleicht würden die Gesänge die Qual ihrer Seele nach dem Töten lindern.
    Flechte und Wanderer stapften wortlos über den Hügel. Ihre Sandalen aus Schilfrohr schlurften leise über die sandigen Wegstücke des Pfades. Wanderer duckte sich als erster in das Eichendickicht und hielt die Äste zurück, damit sie ihr nicht ins Gesicht peitschten.
    »Es ist schön warm heute«, meinte Wanderer. »Warum zünden wir das Kochfeuer nicht draußen an?
    Sammelst du ein paar dürre Äste bei den Wildkirschenbüschen, während ich Bruder Kaninchen ausnehme?«
    Flechte ging zum Rand der Klippe, wo sich die Wildkirschen in mageren Strauchgruppen in das Felsgesims krallten. Sie zerrte abgestorbene Äste aus dem Gehölz, bis sie einen Haufen aufgeschichtet hatte, der halb so groß war wie sie selbst. Ächzend schleppte sie das Holz zurück und warf es neben Wanderers Höhle auf den Boden.
    Er war gerade dabei, vorsichtig den Bauch des abgehäuteten Kaninchens aufzuschlitzen und blickte neugierig zu ihr herüber. Als er ihren bekümmerten Blick auf dem Kaninchen ruhen sah, fragte er:
    »Was ist los?«
    »Können wir es jetzt zum Großen Kaninchen im Himmel hinaufbeten?«
    »Natürlich.« Behutsam legte Wanderer das tote Kaninchen auf die aufgestapelten Wildkirschenäste, wischte sich

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