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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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trüb und regnerisch gewesen, aber an diesem Tag hatte die Sonne das Land in Licht und Wärme getaucht.
    Steinfaust war eine Art Vermittler geworden - Gastgeber für die Händler. Er sorgte für angenehme Gesellschaft und bot ihnen reichlich Speisen an. Als Zeichen der Dankbarkeit ließen ihm die Händler meistens etwas Besonderes zurück. Mit diesen Geschenken, darunter Muscheln, Obsidian, Glimmer oder Kupfer, tauschte er bei Freunden und Verwandten Gänsefuß, Sonnenblumenkerne und Kürbis ein oder was er sonst brauchte, um seinen überdimensionalen Bauch zu ernähren.
    Heute hatte er nichts Besseres zu tun, als den angenehm warmen Sonnenschein zu genießen und über Bleiche Schlange, seinen letzten Gast, nachzudenken. Das war wirklich ein eigenartiger Mann. Zwar erfreulich liebenswert, doch merkwürdig verschwiegen. Manchmal behauptete er, zu einem alten Clan der Langschädel zu gehören, dann wieder zu den Buntbemalten oder zum Schlangenclan des Nordens.
    Eine Nacht mit Bleiche Schlange war fast immer fröhlich, und es wurden zweideutige Spaße gemacht, die jedoch nie den guten Geschmack verletzten.
    Ich könnte seine Gesellschaft schon ein wenig länger ertragen. Steinfaust nickte vor sich hin, dann streckte er sein Gesicht in die Sonne. Was machte Bleiche Schlange bloß dort oben im Norden? Zu dumm, daß er nur alle zwei Jahre kam.
    »Steinfaust?«
    Er blickte auf, mußte aber die Hand über die Augen legen, um sie gegen die Sonne abzuschirmen. »Sei gegrüßt! Du bist hier neu. Suchst du einen Platz für die Nacht?«
    »Eigentlich nicht.« Der Mann trat aus dem Sonnenlicht, und Steinfaust sah, daß es kein gewöhnlicher Händler war. Das war er sicher nicht - mit den gespaltenen menschlichen Kieferknochen, die wie ein Harnisch auf seiner Brust hingen.
    »Wie kann ich zu Diensten sein, Krieger?«
    »Ich suche eine Frau.«
    »Du suchst eine Frau? Tun wir das nicht alle?« Steinfaust bemerkte den Staub auf den hohen Mokassins des Kriegers, auch sein Hemd war schmutzig; manche Flecken sahen aus wie Blut. War es von einem Menschen oder von einem Tier?
    »Ihr Name ist Sternmuschel. Vielleicht hast du von ihr gehört?«
    »O ja. Wie jeder. Und von der Maske… und von diesem Krieger vom Blauentenclan, der geschworen hat, sie zu finden.«
    »Dieser Mann bin ich. Ich heiße Wanderdrossel.«
    Steinfaust richtete sich auf. »Der bist du? Wirklich? Was führt dich zu mir, edler Kriegsherr?«
    Wanderdrossel kauerte sich hin, und Steinfaust fand, daß er aussah wie eine Katze, bereit zum Sprung.
    Sehnige Muskeln spannten sich unter seiner bronzefarbenen Haut. Mit scharfem Blick erfaßte er alle Zugänge zum Gelände des Roßkastanienclans. Er war ein harter Mann. Jetzt schaute er Steinfaust an.
    »Wie ich schon gesagt habe, suche ich nach einer Frau. Ich habe gehört, daß vor ein paar Tagen eine Frau mit einem kleinen Mädchen von hier fortgegangen ist… Ich glaube, die Frau war Sternmuschel.«
    Steinfaust hob herausfordernd den Kopf. Wanderdrossel sprach leise und hörte sich gefährlich an.
    Steinfaust fröstelte. »Ich weiß von keiner Sternmuschel, großer Krieger.«
    »Aber du weißt von einem Händler, der eine Frau und ein Mädchen von hier weggebracht hat? In einem Kanu?«
    »Ah! Du meinst Bleiche Schlange! Ja, eine Frau und ein Mädchen! Aber ihr Name war Gelbe Schnecke und… warte.« Er überlegte kurz. »Kleine Schnecke? Nein, die Frau hieß Gelbe Schnecke.
    Kleine Schlange ? Kleine…«
    »Es ist nicht wichtig. Beschreib mir die Frau.«
    »Sie sah sehr schmutzig aus, war aber recht hübsch. Ich riet Bleiche Schlange, sie in den Bach zu tauchen, um sie zu säubern - und das Kind auch.«
    »Hatte sie ein Bündel über der Schulter?«
    »Ja. Ein Tragekorb war drin. Sie sagte zu Bleiche Schlange, er könnte ihn haben… und eine Kupferplatte, ja, so war es. Eine Kupferplatte, die sollte er haben, wenn er beim Eichelclan angekommen sein würde.«
    »Flußaufwärts.«
    »So ist es. Aber es war nicht Sternmuschel. Es war Gelbe Schnecke. Und… jetzt fällt es mir ein! Der Name des Mädchens war Kleiner Salamander!«
    Wanderdrossel blieb in der Hocke, die Arme auf seine starken Oberschenkel gestützt. »Bist du sicher, daß sie sagte, sie wolle zum Gebiet des Eichelclans?«
    »Ganz sicher.«
    »Nach Norden.«
    »So ist es.«
    »Sie sprach nicht vom Brüllenden Wasser?«
    »Nein, das hätte ich… warte. Ja, ganz zu Anfang. Ich glaube, sie erwähnte es. Aber Bleiche Schlange sagte zu ihr, er würde sie zum Gebiet des

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