Wächter der Macht 05 - Opfer
Mithilfe der Macht schwächte sie die Stützbogen vor und hinter der Metallplatte, doch sie hinderte sie - ebenfalls mittels der Macht - daran, zusammen-zufallen.
Sie würde sie oben halten und warten, bis er auf die Platte trat...
Jacen nachzustellen würde nicht funktionieren. Man durfte nicht zulassen, dass er die Umstände bestimmte.
Sie würde ihn in dieser Falle fangen, ihn bewegungsunfähig machen - und dann töten.
Das war nicht schön, und es würde die Öffentlichkeit zweifellos nicht so begeistern wie eine Kampfvorführung mit Licht - Schwertern an der Akademie, doch der Zweck heiligte ihrer Meinung nach jedes Mittel.
Sie konnte ihn atmen hören und das Summen seines Lichtschwerts, als er vorwärts schlich und immer wieder sprang und sich umdrehte, um sicherzugehen, dass sie nicht hinter ihm war. Dann hörte sie. dass er die Klinge nicht mehr so häufig umherschwang. weil ihm der Platz knapp wurde.
Natürlich war sie ebenfalls gefangen, wenn man von den Ventilationsschächten alle fünfzig Meter absah. Sie würde nur über seine Leiche hier wieder rauskommen - und das im wörtlichen Sinne.
Mitleid mit Leia drohte sie zu überschwemmen, doch sie erstickte das Gefühl. Es würde sie nur schwächen.
Jacens Stiefel knirschten über Ziegelwerk. Er war ungeduldig. Sie war ihm im Weg, hielt ihn auf, während er eigentlich etwas anderes weiterverfolgen wollte.
Knirsch ... Knirsch ... Knirsch ...
Wenn sie richtig lag, würde er gleich auf diese rostige Platte treten.
Schepper!
Mit einer gewaltigen Machtanstrengung, die ihr den Atem raubte, ließ sie beide Bereiche des Tunnels einstürzen, vor und hinter der Platte. Sie hörte ihn nicht aufschreien. Selbst in der feuchtkalten Umgebung hier unten füllten feine Trümmerwolken die Luft und ließen sie würgen.
Mara wartete, eine Hand über Mund und Nase, das Shoto gezogen, und lauschte in die Macht.
Da war Wimmern und das Poltern der letzten fallenden Ziegel. Sie ging nicht davon aus, dass die Trümmer ihn schwer verletzt hatten, aber um ihn zu verschütten und bewegungsunfähig zu machen, müsste es reichen. Er war nicht tot - noch nicht.
Sie wartete schweigend, selbst eine nicht existierende Präsenz, bis sie keine Bewegungen mehr wahrnehmen konnte.
In Ordnung. Schauen wir mal, was ich noch tun muss, um das hier zu Ende zu bringen.
Ein Arm war alles, was aus den Trümmern hervorragte. Durch eine faustgroße Lücke konnte sie das feuchte, blinzelnde Funkeln eines Auges und ein blutbeflecktes Gesicht sehen. Die Hand streckte sich nach ihr aus, die Finger gespreizt, blutig und zitternd. Andere Leute hätten vielleicht den Drang verspürt, diese Hand zu ergreifen, aber das war ein alter und zudem abgenutzter Sith-Trick, den sie selbst nur allzu häufig angewandt hatte.
Sie nahm ihren Blaster und richtete ihn einhändig auf das Auge, den Zeigefinger am Abzug. Mit der anderen Hand hielt sie das Shoto bereit, für den Fall, dass sie ihm den Gnadenstoß versetzen musste.
Sie fühlte sich so losgelöst und ruhig, wie sie es als Hand des Imperators nie gewesen war.
»Sag meiner Mom, dass es mir leidtut ... dass ich sie enttäuscht habe...«, flüsterte Jacen.
»Das weiß sie auch so«, sagte Mara.
Und drückte ab.
21. Kapitel
Nu kyr'abyc, shi taab'echaaj'la.
Nicht tot, bloß in weiter Ferne marschierend.
- Mandalorianischer Ausdruck für die Verstorbenen
KAVAN
Es heißt, dass der menschliche Körper in Extremsituationen zu außergewöhnlichen Kraftakten imstande ist. Bei einem Jedi war das etwas vollkommen anderes.
Jacen Solo war nicht bereit zu sterben, nicht so dicht vor seinem Aufstieg und nicht wie Ungeziefer in einem stinkenden Abwasserkanal.
Er fälschte den Energiebolzen mit einem letzten Aufbäumen der Macht ab und ließ die Trümmer wie bei einer Explosion von seinem eingequetschten und blutenden Körper fliegen. Ziegel hämmerten gegen die Wände und ließen Bruchstücke herabregnen, um Mara wie die Druckwelle einer Bombe von den Beinen zu reißen. Sie gab einen tierhaften Laut von sich, der mehr von Wut als von Schmerz zeugte, und ruderte einen Moment lang mit den Armen, als sie sich aufzurichten versuchte.
Die Anstrengung ließ Jacen für zwei entscheidende Sekunden erstarren. Doch er wusste, wenn er sich nicht sofort aufrappelte und sich zur Wehr setzte, würde Mara erneut versuchen, ihn zu töten, wieder und wieder, bis er erschöpft und zu schwach war, um sie zurückzuschlagen.
Er mühte sich auf, schwankte mehr, als er stand, und
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