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Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Titel: Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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vielleicht mit der Überraschung eines Boxers, der in Runde vier oder fünf staunt, dass es dem Gegner gar nicht langweilig wird, ihm immer weiter in die Fresse zu schlagen. Wenigstens zeigen die Medikamente Wirkung. Die metallene Klangschale über meinem Schädel hat sich nun in ein riesiges Popcorn verwandelt. Ein Popcorn, das allerdings noch im heißen Fett brutzelt, und niemand kann sagen, wann es explodiert. Irgendwann muss es aber explodieren. Das hoffe ich zumindest, also so wie man auf eine furchtbare, unkontrollierbare Katastrophe hofft, nur damit sich mal etwas verändert. Vielleicht hätte ich die Ärztin doch noch einmal fragen sollen, wie genau die Medikamente einzunehmen sind.
    Als mein Freund Peter mich besucht, achte ich peinlich darauf, dass wir uns nicht zu nahe kommen, er nichts berührt oder auch nur streift, mit dem ich Kontakt gehabt habe.
    «So einen schlimmen, schlimmen grippalen Infekt, wie ich ihn habe», erkläre ich, «nach einstimmiger Expertenmeinung übrigens ein grippaler Infekt, der von einer richtigen und ungewöhnlich bösartigen Grippe eigentlich nur durch die Bezeichnung zu unterscheiden ist, also den wünscht man wirklich seinem ärgsten Feind nicht.»
    Peter stutzt kurz, meint dann: «Och, ich schon.»
    «Was?»
    «Na, ich würde das meinem ärgsten Feind eigentlich schon gönnen. Aber hallo!»
    Er ist plötzlich ganz aufgeregt und erklärt mir, er habe übermorgen Vormittag zufällig ein Treffen mit Mitarbeitern der Investorengruppe, die das Haus, in dem er wohne, gekauft habe. Jetzt würden die wohl aus allen Wohnungen Ferienapartments oder Eigentumswohnungen machen wollen. Peter findet, ich könne doch gut mitkommen zu diesem Termin, als sein Rechtsbeistand oder so. Um dann als Zeichen unseres guten Willens all diesen Mitarbeitern mal kräftig die Hand zu schütteln.
    Ich winke ab. «Ich bin viel zu krank. Ich kann die Wohnung höchstens verlassen, um zur Ärztin oder zur Apotheke zu gehen. Wenn ich getragen werde, schaff ich’s vielleicht auch bis zum Friedhof.»
    Peter lässt nicht locker. «Du darfst dich nicht der Verantwortung entziehen. Das Schicksal hat dir diesen Virus nicht ohne Grund geschenkt. Es ist deine heilige Pflicht, mit ihm für eine bessere Welt zu kämpfen. Im Prinzip bist du jetzt ein biologischer Kampfstoff.»
    «Du meinst, ich bin so was wie ein Grippe-Mudschahed?»
    «Nee, mehr so was wie Spiderman. Aber statt einer mutierten Spinne hat dich eben ein mutierter Schnupfen gebissen. Sozusagen. Und jetzt hast du virale Superkräfte, die du aber noch nicht richtig kontrollieren kannst …»
    Für einen kurzen Moment überlege ich, ob die Ärztin dies vielleicht mit dem Geschenk gemeint haben könnte. Und wem ich alles so wirklich gern mal die Hand schütteln würde. Ich lächle. Dann jedoch explodiert endlich das riesige Popcorn auf meinem Kopf.

Die Chicorée-Salami
    «Hui, das riecht aber komisch!», sagt die schöne Paketpostbotin, als sie mir das Päckchen überreicht.
    Murmle: «Ich weiß» und gebe ihr das Nachporto. Ich kenne diesen Geruch und das Nachporto schon seit vielen Jahren.
    Vor mehr als zwei Jahrzehnten war ich mit meiner damaligen Freundin bei ihren Eltern in Franken zu Gast. Zum Frühstück gab es eine eigenartige Wurst, die ich nicht essen wollte, die mir die Mutter der Freundin dann aber irgendwie auf meinen Wecken draufgeredet hat. Die Wurst schmeckte mir nicht besonders, eigentlich gar nicht, doch aus Höflichkeit sagte ich auf Nachfrage: «Ganz gut … eigentlich.» Das war, im Nachhinein gesehen, ein schwerer Fehler.
    Die Mutter der Freundin interpretierte dieses «Ganz gut … eigentlich» offenbar als einen emotionalen Ausbruch des Entzückens und wandelte es für sich in die Gewissheit um: «Er liebt diese Wurst, ohne sie kann er praktisch überhaupt gar nicht mehr leben!» Seitdem schickt sie sie mir in regelmäßigen Abständen aus Franken zu. Und während sich die Tochter bereits vor fast zwanzig Jahren von mir getrennt hat, sind mir Mutter und Wurst bis heute erhalten geblieben.
    Das ist nicht ungewöhnlich. Ich habe mich von mancher Frau oder, besser gesagt, manche Frau hat sich von mir im Laufe meines Lebens getrennt, aber die Mütter haben mir fast alle bis zum heutigen Tag die Treue gehalten. Ich bin so eine Art Lieblingsfreund für Mütter. Diese Freundin, Meike, bot seinerzeit sogar an, mir unsere gemeinsam angeschaffte Comicsammlung zu überlassen, wenn ich im Gegenzug bereit wäre, der Mutter gegenüber auf

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