Wahn - Duma Key
Woche Besorgungen für mich. Auch Kathi Green war immer bereit, beim nächsten Supermarkt vorbeizufahren oder mich vor einer unserer kleinen Foltersitzungen (danach war ich immer zu fertig) zum DVD-Verleih mitzunehmen. Hätten Sie mir erzählt, dass ich mich im Herbst wieder ans Steuer setzen würde, hätte ich gelacht. Das lag nicht an meinem schlimmen Bein; schon der Gedanke, selbst fahren zu müssen, ließ mich in kalten Schweiß ausbrechen.
Aber nicht lange nach dem Duschen tat ich genau das: Ich setzte mich ans Steuer, ließ den Motor an und sah über meine rechte Schulter, während ich rückwärts aus der Einfahrt stieß. Statt der gewohnten zwei hatte ich vier der kleinen rosa Oxycontin-Pillen geschluckt und vertraute darauf, dass sie mich zu dem Stop-and-Shop-Supermarkt an der Kreuzung von East Hoyt Avenue und Eastshore Drive bringen würden, ohne dass ich ausflippte oder jemanden totfuhr.
Ich hielt mich nicht lange auf. Dies war keine gewöhnliche Einkaufstour, nur ein schnelles Stoßtruppunternehmen - ein kurzer Halt an der Fleischtheke, dann ein rasches Hinken durch die Express-Spur für Leute mit weniger als zehn Artikeln, keine Rabattmarken, nichts zu verzollen. Trotzdem war ich offiziell bekifft, als ich in die Aster Lane zurückkam. Wenn mich ein Cop angehalten hätte, wäre ich nie im Leben durch den Drogentest gekommen.
Ich wurde nicht angehalten. Ich fuhr am Haus der Goldsteins vorbei, wo jetzt vier Autos in der Einfahrt und mindestens ein halbes Dutzend weitere am Randstein parkten, während aus allen Fenstern des Hauses Licht fiel. Monicas Mama hatte offenbar über die Hühnersuppen-Hotline Verstärkung angefordert, und offensichtlich waren zahlreiche Verwandte ihrem Ruf gefolgt. Gut für sie. Und gut für Monica.
Weniger als eine Minute später bog ich in meine eigene Einfahrt ab. Trotz der Pillen hatte ich im rechten Bein pochende Schmerzen vom ständigen Wechsel zwischen Gasund Bremspedal; außerdem hatte ich Kopfschmerzen - einfache altmodische Stresskopfschmerzen. Mein Hauptproblem war jedoch der Hunger. Er war es, der mich überhaupt aus dem Haus getrieben hatte. Nur war Hunger ein zu schwacher Ausdruck für das, was ich fühlte. Ich war heißhungrig, und der Rest Lasagne im Kühlschrank hätte nicht ausgereicht. Da war zwar Fleisch drin, aber nicht genug.
Ich schlingerte an meiner Krücke ins Haus, benommen von dem Oxycontin, zog eine Pfanne aus dem Schubfach unter dem Herd und knallte sie auf einen der Brenner. Ich drehte den Schalter auf große Flamme, ohne das Fump! des sich entzündenden Gases richtig zu hören. Ich war zu sehr damit beschäftigt, die Kunststoffhülle einer Packung Rinderhackfleisch aufzureißen. Ich warf es in die Bratpfanne und matschte es mit dem Handballen breit, bevor ich aus der Schublade neben dem Herd einen Pfannenwender kramte.
Bei der Rückkehr ins Haus, als ich meine Klamotten abgestreift hatte und unter die Dusche gegangen war, hatte ich das Flattern in meinem Magen mit Übelkeit verwechseln können - eine scheinbar vernünftige Erklärung. Aber als ich mir den Seifenschaum abbrauste, hatte sich dieses Flattern in das gleichmäßige tiefe Pochen eines starken Motors verwandelt. Das Medikament hatte es leicht gedämpft, aber jetzt war das Pochen wieder da - und stärker als zuvor. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben so hungrig gewesen zu sein.
Ich wendete die grotesk riesige Frikadelle und versuchte, langsam bis dreißig zu zählen. Ich rechnete mir aus, dass diese Zeitspanne bei größter Hitze zumindest andeutungsweise den Effekt erzielen würde, den Leute meinten, wenn sie von »Fleisch braten« sprachen. Hätte ich daran gedacht, den Dunstabzug einzuschalten, um den Fleischgeruch abzusaugen, hätte ich es vielleicht geschafft. So kam ich nicht mal bis zwanzig. Bei siebzehn schnappte ich mir einen Pappteller, kippte das Hacksteak darauf und schlang das halb rohe Fleisch an den Küchenschrank gelehnt in mich hinein. Ungefähr nach der Hälfte sah ich den roten Saft aus dem roten Fleisch treten und hatte flüchtig ein sehr klares Bild von Gandalf vor Augen, der zu mir aufsah, während Kot und Blut zwischen seinen gebrochenen Hinterläufen hervorquollen und sein Fell verfilzten. Mein Magen zuckte nicht einmal, sondern forderte nur ungeduldig mehr Nahrung. Ich war hungrig.
Hungrig.
XI In dieser Nacht träumte ich, ich sei in dem Schlafzimmer, das ich mir so viele Jahre lang mit Pam geteilt hatte. Sie schlief
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