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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wäre es ihre Schuld, dass ich mich nicht an den Namen meiner Puppe erinnern kann, alles ist ihre Schuld, auch der LINK-BELT . Ich packe sie mit meiner heilen linken Hand, da hab ich wenigstens einmal Glück gehabt, muchacho . Einige Sekunden lang will ich sie umbringen, und wer weiß, vielleicht versuche ich es tatsächlich. Sicher weiß ich jedoch, dass ich mich lieber an alle Unfälle auf dieser runden Welt erinnern würde als an den Blick in ihren Augen, während sie in meinem Griff zappelt. Dann denke ich It was RED! und lasse sie los.
    Ich hielt Gandalf an meiner Brust, wie ich früher meine Töchter als Babys gehalten hatte, und dachte: Ich schaffe das. Ich schaffe das. Ich schaffe das. Ich spürte, wie Gandalfs Blut meine Hose wie heißes Wasser tränkte, und dachte: Mach schon, du trauriger Scheißer, hau ab aus Dodge.
    Ich drückte Gandalf an mich und dachte daran, wie es sich anfühlte, lebend zerquetscht zu werden, weil das Fahrerhaus deines Pick-ups die Luft um dich herum auffrisst und der Atem deinen Körper verlässt und dir das Blut aus der Nase spritzt, und diese knackenden Geräusche, während dein Bewusstsein schwindet, das sind die Knochen, die in deinem Körper zerbrechen: deine Rippen, dein Arm, deine Hüfte, dein Bein, dein Wangenknochen, dein gottverdammter Schädel.
    Ich hielt Monicas Hund an mich gepresst und dachte mit gewissem elendem Triumphgefühl: It was RED!
    Einen Augenblick lang umgab mich Dunkelheit, die von diesem Rot durchschossen war, und ich hielt Gandalfs Hals in der Beuge meines linken Arms, und seine Augen starrten mir ins Gesicht …
    Nein, daran vorbei. Blicklos zum Himmel auf.
    »Mr. Freemantle?« Das war der alte John Hastings, der übernächste Nachbar der Goldsteins. Mit seiner englischen Tweedmütze und dem ärmellosen Pullover schien er für eine kleine Wanderung durchs schottische Hochmoor bereit zu sein. Von dem bestürzten Ausdruck auf seinem Gesicht mal abgesehen. »Edgar? Sie können ihn jetzt loslassen. Der Hund da ist tot.«
    »Ja«, sagte ich und ließ Gandalf los. »Würden Sie mir aufstehen helfen?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte John. »Eher gehen wir beide zu Boden, fürchte ich.«
    »Dann gehen Sie ins Haus, kümmern Sie sich um die Goldsteins«, sagte ich.
    »Es ist ihr Hund«, sagte er. »Ich habe gehofft...« Er schüttelte den Kopf.
    »Es ist ihrer«, sagte ich. »Und ich will nicht, dass sie ihn so sieht.«
    »Natürlich nicht, aber...«
    »Ich helfe ihm«, sagte Mrs. Fevereau. Sie sah etwas besser aus, und sie hatte die Zigarette weggeworfen. Sie griff nach meiner rechten Achsel, dann zögerte sie. »Wird Ihnen das wehtun?«
    Das würde es, aber weniger, als wenn ich blieb, wo ich war, deshalb sagte ich Nein. Während Hastings durch den Vorgarten der Goldsteins lief, umklammerte ich die Stoßstange des Hummers. Gemeinsam schafften wir es, mich wieder auf die Beine zu stellen.
    »Sie haben nicht zufällig etwas, mit dem wir den Hund zudecken könnten?«
    »Doch, im Laderaum liegt ein Teppichrest.«
    »Gut. Großartig.«
    Sie machte sich auf den Weg nach hinten - wegen der Größe des Hummers würde das ein langer Marsch werden -, dann drehte sie sich noch mal um. »Gott sei Dank, dass er gestorben ist, bevor das kleine Mädchen zurückkommt.«
    »Ja«, sagte ich. »Gott sei Dank.«
     
     
     
     
     
     
    IX DerWeg zu meinem Haus am Ende des Sträßchens war nicht weit, aber es war trotzdem eine langwierige Angelegenheit. Bis ich endlich dort ankam, hatte ich in der Hand Schmerzen, die ich für mich als »Krückenkrampf« bezeichnete, und auf meinem Hemd trocknete Gandalfs Blut an. Zwischen Fliegentür und Türrahmen steckte eine Karte. Ich zog sie heraus. Unter einem lächelnden Mädchen, das die Hand zum Pfadfindergruß hob, stand folgender Text:
    EINE FREUNDIN AUS DER NACHBARSCHAFT HAT
SIE AUFGESUCHT, UM SIE MIT KÖSTLICHEN PFADFINDERPLÄTZCHEN
BEKANNT ZU MACHEN!
WEIL SIE HEUTE NICHT DA WAREN, KOMMT
Monica WIEDER!
BIS BALD!
    Monica hatte den i-Punkt in ihrem Namen durch ein Smiley ersetzt. Während ich zur Dusche hinkte, zerknüllte ich die Karte und warf sie unterwegs in den Papierkorb. Hemd, Jeans und die blutbefleckte Unterwäsche stopfte ich in den Mülleimer. Ich wollte sie nie wieder sehen.
     
     
     
     
     
     
    X Mein zwei Jahre alter Lexus stand in der Einfahrt, aber ich hatte seit meinem Unfall nicht wieder am Steuer eines Fahrzeugs gesessen. Ein junger Mann von der hiesigen Sozialstation erledigte an drei Tagen in der

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