Walburgisöl - Oberbayern-Krimi
einst so harmonischen Sänger. Das war Gerhards erste Begegnung mit dem Oberland und seinen neuen Kollegen gewesen. Sein erster Fall, und in der Rückschau war das sein liebster gewesen. Wenn man bei Mord und Totschlag überhaupt Wertungen abgeben konnte. Aber vor vier Jahren hatte er Baier schätzen gelernt und den Mann leider an dessen Rentnerdasein verloren. Baier fehlte ihm, das traf ihn für den Moment wie ein Hammerschlag. Weil er seit Baiers Weggang einfach von zu vielen Weibern umgeben war, weil er keinen zum gemeinsamen Schweigen hatte. Generell waren ihm tote Männer lieber, tote Frauen oder gar tote Kinder erschütterten sein sonst relativ unerschütterliches Gemüt. Der hier war eindeutig ein Mann, ein übergewichtiger, gewamperter Typ, den der Erstickungstod ziemlich entstellt hatte. Allerdings wäre er ohne das Aufgedunsene wohl auch keine Schönheit gewesen.
Gerhard richtete sich auf.
»Okay, Baier, dieser Kamerad hier ist tot. Derwürgt, ohne Zweifel. Was macht er hier? Was machen Sie hier? Was haben Sie damit zu tun?«
»Erste Frage: Er war der Wächter. Zweite Frage: Der Winnie hat mich geholt. Dritte Frage: Ich bin überall, wo ich gebraucht werde.« Er lachte trocken auf.
Gerhard atmete tief durch. Es war kurz vor sieben Uhr. Da hing ein Trachtler mit vollgekotzten Hosenträgern über einem Bierkasten, eine Marke, die Gerhard überdies für unwürdig hielt. Davon musste einem schlecht werden, aber gleich sterben? Ein erwürgter Trachtler in einer Landraiffeisenbank, und der war ein Wächter gewesen? Er hatte gestern – seit langer Zeit mal wieder – mit Hajo, seinem Vermieter, gepflegt getrunken. Gepflegte italienische Weine, eventuell war eine der letzten Flaschen schlecht gewesen, aber so übel fühlte er sich eigentlich gar nicht. Wächter, Winnie, Baier?
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