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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Sabotage und Terror betrieben.
    Und schließlich seine eigene Verwundbarkeit. Die Einsamkeit, sein schwankendes Selbstwertgefühl. Das Bewußtsein, daß Martinsson im Begriff war, an ihm vorbeizuziehen. Ein Gefühl der Unsicherheit angesichts all des Neuen, das unaufhaltsam seine Arbeit veränderte und neue Anforderungen an seine Fähigkeit zur Anpassung und zur Erneuerung stellte.
    An jenen Abenden in der Mariagata dachte er oft, daß er nicht mehr konnte. Aber er wußte, daß er weitermachen mußte. Noch mindestens zehn Jahre. Er hatte keine wirklichen Alternativen. Er war ein polizeilicher Ermittler, ein Feldarbeiter. Sich ein Dasein vorzustellen, in dem er in Schulen herumreiste und vor Drogen warnte oder Kindergartenkindern richtiges Verhalten im Verkehr beibrachte, war ihm völlig unmöglich. Das würde nie seine Welt sein.
    Um ein Uhr beendeten sie ihre Sitzung und konnten dem Staatsanwalt das Material übergeben. Aber es würde niemand verurteilt werden, weil alle Schuldigen bereits tot waren. Auf dem Tisch des Staatsanwalts lag jedoch der Entwurf einer Anklageschrift gegen Carl-Einar Lundberg.
     
    Nach der Sitzung, um kurz vor zwei, kam Ann-Britt in Wallanders Zimmer und sagte ihm, daß Eva Persson und ihre Mutter ihre Anzeige zurückgezogen hatten. Wallander war natürlich erleichtert. Aber im Grunde wunderte es ihn nicht. Auch wenn er in bezug auf |561| das Funktionieren des schwedischen Rechtsapparats immer skeptischer geworden war, hatte er nicht daran gezweifelt, daß die Wahrheit über den Vorfall im Vernehmungszimmer letzten Endes ans Licht kommen würde.
    Sie saßen in seinem Zimmer und diskutierten die Möglichkeit, daß er eine Gegenoffensive unternähme. Ann-Britt war der Meinung, er sollte es tun. Nicht zuletzt um ihres gesamten Berufsstandes willen. Doch Wallander wollte nicht. Er blieb dabei, daß es das beste sei, wenn die ganze Angelegenheit unter einer Decke des Schweigens begraben würde.
    Nachdem Ann-Britt sein Zimmer verlassen hatte, blieb er noch lange an seinem Schreibtisch sitzen. Sein Kopf war leer. Schließlich stand er auf und holte sich Kaffee.
    In der Tür zum Eßraum stieß er mit Martinsson zusammen. In den vergangenen Wochen hatte Wallander eine seltsame und für ihn ungewöhnliche Unentschlossenheit gefühlt. Im Normalfall scheute er sich nicht, Konflikte direkt anzugehen und auszutragen, aber was mit Martinsson gewesen war, wog schwerer und ging tiefer. Es handelte sich um eine verlorene Gemeinschaft, um Verrat und zerbrochene Freundschaft. Als er Martinsson jetzt in der Tür begegnete, wußte er, daß der Moment gekommen war. Es ließ sich nicht mehr aufschieben.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte er. »Hast du Zeit?«
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Sie gingen in den Sitzungsraum zurück, den sie ein paar Stunden zuvor verlassen hatten.
    Wallander kam direkt zur Sache. »Ich weiß, daß du hinter meinem Rücken intrigierst. Ich weiß, daß du Scheiße über mich redest. Du hast meine Fähigkeit in Frage gestellt, diese Ermittlung zu leiten. Warum du das heimlich getan hast, statt direkt zu mir zu kommen, kannst du nur selbst beantworten. Aber ich habe natürlich eine Theorie. Du kennst mich. Du weißt, wie ich spekuliere. Die einzige Erklärung, die ich für dein Verhalten habe, ist die, daß du den Grund für deine zukünftige Karriere legst. Und daß du das um jeden Preis tust.«
    Martinsson blieb ruhig, als er antwortete. Wallander merkte, daß er seine Worte gut eingeübt hatte. »Ich sage es nur, wie es ist. |562| Daß du die Dinge nicht mehr im Griff hast. Man kann mir höchstens vorwerfen, daß ich es nicht früher gesagt habe.«
    »Warum hast du es mir nicht direkt gesagt?«
    »Das habe ich versucht. Aber du hörst nicht zu.«
    »Ich höre zu.«
    »Das glaubst du vielleicht selbst. Aber das ist nicht dasselbe.«
    »Warum hast du Lisa gesagt, ich hätte dich gehindert, mit auf den Acker zu kommen?«
    »Da muß sie etwas mißverstanden haben.«
    Wallander sah Martinsson an. Die Lust zuzuschlagen regte sich wieder in ihm, aber er wußte, daß er es nicht tun würde. Martinsson würde nicht zu erschüttern sein. Er glaubte an seine eigenen Lügen. Zumindest würde er nicht aufhören, sie zu verteidigen.
    »Wolltest du sonst noch etwas?«
    »Nein«, sagte Wallander. »Mehr habe ich nicht zu sagen.«
    Martinsson wandte sich um und ging.
    Wallander hatte ein Gefühl, als ob die Wände um ihn herum einstürzten. Martinsson hatte seine Wahl getroffen. Ihre

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