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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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waren.
    Hixon faßte das Gehörte zusammen, indem er dabei mit dem Daumen auf den Wanderer wies: »Sie besitzen also Fliegende Untertassen, was uns allerdings schon bekannt war. Und sie haben Energiewaffen, die in größerer Ausführung ganze Berge zertrümmern und vermutlich sogar Planeten durchlöchern können. Und sie haben dreidimensionales Fernsehen, das unserem weit überlegen ist, was mir durchaus einleuchtet. Aber sie befinden sich angeblich in Gefahr, was ich nicht verstehe! Warum sollten sie in Gefahr sein?«
    »Vielleicht ist ein anderer Planet hinter ihnen her«, warf Ann ein.
    »Bitte, Annie, nur das nicht!« protestierte Wojtowicz. »Mehr als einen unheimlichen Planeten halte ich einfach nicht aus.«
    In diesem Augenblick wurde es um sie herum merklich heller. Clarence Dodd, der als einziger nach Osten sah, gab einen erstickten Laut von sich, als wollte er gleichzeitig schreien und den Schrei zurückdrängen. Er trat erschrocken einen Schritt nach hinten und zeigte gleichzeitig zum Himmel auf.
    Zwischen dem Wanderer und der zerklüfteten Bergkette am Horizont hing eine Kugel, die um die Hälfte größer als der Wanderer war; ihre Außenfläche war durchgehend stahlgrau, aber genau in ihrem Mittelpunkt blitzte ein helleres Licht.
    Jetzt ist der Himmel zu schwer geworden, dachte Margo. Jetzt muß er zusammenstürzen ...
    Der Ladestock dachte: Und eine Stimme wie eine Trompete ertönte, und das Lamm brach ein neues Siegel ... und ein neues ... und ein neues ... und ein neues ...
    »Mein Gott, Ann hat doch recht gehabt«, flüsterte Wojtowicz. »Es ist wirklich ein neuer Planet.«
    »Und er ist größer.« Das war Mrs. Hixon.
    »Aber nicht völlig rund«, protestierte Hixon fast wütend.
    »Doch, doch«, widersprach Hunter, »aber er ist teilweise im Schatten – jedenfalls mehr als der Wanderer. Er steht ebenso weit im Schatten der Erde wie der Mond, wenn er noch dort wäre.«
    »Er ist fast sieben Wandererdurchmesser dichter über dem Horizont als der Wanderer selbst«, stellte der kleine Mann fest. Er hatte sich schneller als die anderen von dem ersten Schock erholt und zog jetzt bereits sein Notizbuch aus der Tasche. »Das sind fünfzehn Grad – ungefähr eine Stunde.« Er schraubte die Kappe seines Füllfederhalters ab und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Der Lichtpunkt ist eine Reflexion der Sonne«, sagte Rama Joan. »Die Oberfläche muß Ähnlichkeit mit einem trüben Spiegel haben.«
    »Der neue Planet gefällt mir nicht, Mommy«, klagte Ann. »Der Wanderer ist fast unser Freund, weil er so schöne Farben hat, aber der andere sieht so streng und drohend aus.«
    Rama Joan strich ihr beruhigend über die Haare. »Die Götter führen Krieg miteinander, Kind«, sagte sie. »Der fremde Teufel ist gekommen, um den Dämon zu bekämpfen, den wir bereits kennen.«
    Der kleine Mann, der eifrig Notizen machte, sah auf und meinte zustimmend: »Am besten nennen wir ihn einfach ›der Fremde‹ – das müßte genügen.«
    »Ersparen Sie uns doch Ihre poetischen Namen!« fuhr Mrs. Hixon ihn wütend an. »Schließlich wissen wir alle, daß ein neuer Planet mehr Erdbeben, höhere Fluten und so weiter bedeutet.«
    Wanda, Ida und der Ladestock standen etwas abseits in einer kleinen Gruppe nebeneinander. Jetzt setzte Wanda sich einfach zu Boden, schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte laut: »Das halte ich nicht mehr aus. Mein Gott das ist zuviel. Ich habe bestimmt gleich wieder einen Herzanfall.«
    Aber Ida stieß den Ladestock zwischen die Rippen und sagte: »Was ist das, Charlie? Wie heißt der Planet wirklich? Wie läßt er sich erklären?«
    Der Ladestock starrte den Fremden mit gerunzelter Stirn an und antwortete schließlich bedrückt, obwohl seine Stimme dabei seltsam erleichtert klang: »Ich weiß es nicht, Ida. Ich habe keine Ahnung. Das Universum ist größer als mein Verstand.«
    In diesem Augenblick drangen zwei Lichtstrahlen aus der Oberfläche des Fremden, erreichten den Wanderer innerhalb weniger Zehntelsekunden, griffen wie Lichtfinger oben und unten an ihm vorbei und bewegten sich dann scheinbar langsamer weiter. Von der Erde aus entstand der Eindruck, jemand habe mit einem Lineal und einem blauen Stift einen schnurgeraden Strich über den dunklen Himmel gezogen. Aber an der Stelle, wo der Strich in die Nähe des Wanderers kam, blitzte er fast unerträglich hell und weiß auf.
    »Mein Gott, das ist wirklich ein Krieg«, sagte Wojtowicz als erster.
    »Laser«, meinte der kleine Mann.

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