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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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ist. In diesem Freundschaftstempel pflegte der Prinz zu speisen, wenn das Wetter eine Fahrt über den See zuließ. Es war ein kleiner Kuppelbau, auf dessen Hauptkuppel noch ein Kuppelchen saß; über dem Eingang aber ein Frontispiz. Frontispiz und Kuppeln existieren nicht mehr; sie drohten mit Einsturz und wurden abgetragen. Aber das Innere des »Tempels« ist noch wohlerhalten und besteht aus einem einzigen achteckigen Zimmer, um das sich, wie die Schale um die Mandel, ein etwas größerer achteckiger Außenbau legt. Genau so, wie man eine kleine Schachtel in eine größere stellt und beide mit einem gemeinschaftlichen Deckel überdeckt. In dem achteckigen Einsatz befinden sich vier türbreite Einschnitte (die Türen selber fehlen) und mit Hilfe dieser Einschnitte wird es möglich, die sechzehn Inschriften zu lesen, die seinerzeit der Innenwand des achteckigen Außenbaues, und zwar sehr wahrscheinlich vom Prinzen selber gegeben wurden. Sie sind abwechselnd zwei und vier Zeilen lang und beziehen sich auf das Glück der Freundschaft. Ich zitiere zwei derselben:
     
    Qui vit sans amité, ne sauroit être heureux,
    Quandi il auroit pour lui la fortune et les Dieux
     
    oder
     
    Pourquoi l'amour est-il donc le poison
    Et l'amitié le charme de la vie?
    Cest que l'amour est le fils de la folie
    Et l'amitié fille de la raison.
     
    So sind sie alle. Kleine Niedlichkeiten ohne tiefere Bedeutung, und doch an dieser Stelle ebenso ansprechend, wie sie als Grab- und Kircheninschriften uns widerstrebend sind.
    Jetzt feiert die junge Welt ihr Möskefest hier, bei welcher Gelegenheit sicherlich alle philosophischen Betrachtungen über das Glück der Freundschaft unterbleiben, und die sich »anbahnenden Verhältnisse« durchaus zugunsten des ewig im Schwunge bleibenden »fils de la folie« entschieden werden. Ein Möskefest an dieser Stelle bedeutet eine nicht üble Kritik und Ironie.
     
    *
     
    Vom Freundschaftstempel aus schreiten wir in den eigentlichen Park zurück, machen dem wohlerhaltenen »Theater im Grünen«, das lebendige Hecken statt der Kulissen hat, unseren Besuch und gelangen danach in allerhand schmale Gänge, deren Windungen uns schließlich bis an das Grabmal des Prinzen Heinrich führen. Es besteht aus einer Pyramide von Backstein, um die sich ein schlichtes Eisengitter zieht. Der Prinz, in seinem Testamente, hatte die völlige Vermauerung dieser Pyramide angeordnet; man ging aber von dieser Anordnung ab und ließ einen Eingang offen. Im Jahre 1853 sah ich noch deutlich den großen Zinksarg stehen, auf dem ein rostiger Helm lag. Seitdem ist ein brutaler Versuch gemacht worden, eben diesen Sarg, in dem man Schätze vermutete, zu berauben, was nun, nachträglich noch, zur Erfüllung der Testamentsanordnung, will also sagen zur Vermauerung der Pyramide geführt hat.
    Wo früher der Eingang war, befindet sich jetzt eine große Steintafel mit der von Prinz Heinrich selbst verfaßten Grabschrift. Sie lautet:
     
    Jetté par sa naissance dans ce tourbillon de vaine funée
    Que le vulgaire appelle
    Gloire et grandeur,
    Mais dont le sage connoit le néant;
    En proie à tous les maux de l'humanité;
    Tourmenté par les passions des autres,
    Agité par les siennes;
    Souvent exposé à la calomnie;
    En butte à l'injustice;
    Et accablé même par la perte
    De parens chéris,
    D'amis sûrs et fidèles;
    Mais aussi, souvent consolé par l'amitié;
    Heureux dans le recueillement de ses pensées,
    Plus heureux
    Quand ses services purent être utiles à la patrie
    Ou à l'humanité souffrante:
    Tel est l'abrégé de la vie de
    FRÉDÉRIC-HENRI-LOUIS,
    Fils de Frédéric-Guillaume, roi de Prusse,
    Et de Sophie-Dorothée,
    Fille de George Ier. roi de la Grande-Bretagne.

    Passant,
    Souviens-toi que la perfection n'est point sur la terre.
    Si je n'ai pu être le meilleur des hommes,
    Je ne suis point au nombre des méchans;
    L'éloge ou le blâme
    Ne touchent plus celui
    Qui repose dans l'éternité;
    Mais la douce espérance
    Embellit les derniers momens
    De celui qui remplit ses devoirs;
    Elle m'accompagne en mourant,
    Né le 18. janvier 1726.
    Décédé le 3. août 1802.
     
    So dachte, so schrieb man damals. Die »naissance« war ein Spiel des Zufalls, und man war es müde, »über Sklaven zu herrschen«.
    Aus dieser Welt der Freiheitsphrase sind wir heraus, aber, Gott sei Dank, dem Wesen der Freiheit sind wir nähergekommen.
     
5
     
    Der große Obelisk
    in Rheinsberg und seine Inschriften
     
    Vielleicht die größte

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