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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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insoweit gelten zu lassen als es ihnen zu Willen war, steckte den Quitzows zu tief im Blut, als daß sie sich desselben auf die Dauer und einem bloß äußerlichen Unterwerfungsakte zuliebe hätten entschlagen können. »Wir haben nun den Rechtszustand anerkannt und sind, nachdem wir dem Nürnberger gehuldigt, keine Rebellen mehr gegen König Sigismund und seinen Willen. Aber wie wir des Königs Recht gewahrt haben, so wollen wir nun auch das unsere wahren und das unsere heißt: ›Recht der Absagung und freien Fehde‹«. So mochten ihre Gedanken gehen und schon innerhalb der nächsten Tage geschahen Dinge, die dieser Anschauung vom Rechte freier Fehdeführung Ausdruck gaben.
    Sehen wir wie.
    Unter den vielen Landesschlössern, die während der Jobstschen Herrschaft »in Versatz« gegeben waren, war auch Schloß Trebbin, ein »Raubschloß« wie Wusterwitz es nennt, das um die Zeit, als der Burggraf ins Land kam, von drei Brüdern von Maltitz gehalten wurde. Bei Gelegenheit der »Auslösungen«, die nun begannen, ja sich recht eigentlich als erste Pflicht des neuen Statthalters herausstellten, kam auch Schloß Trebbin an die Reihe, dessen derzeitige Besitzer jedoch die Herausgabe des Schlosses gegen Rückempfang der Pfandsumme verweigerten, vielleicht weil sie den Quitzows nahestanden und Hilfe von ihnen erwarten mochten. All dies wurde Veranlassung, daß Burggraf Friedrich, dem sich auf diesem Zuge die gesamte »renitente« Partei, die Quitzows miteingerechnet, anschloß, am 23.April 1413 vor dem »Raubnest« erschien und es nach zweitägiger Belagerung einnahm.
    Solch Erfolg durfte den Burggrafen mit Genugtuung erfüllen. Aber diese Genugtuung war von kürzester Dauer und ehe noch der Abzug angeordnet war, zogen die Quitzowschen, ohne sich um den Burggrafen zu kümmern oder ihm auch nur Kenntnis davon zu geben, aus dem Trebbiner Lager ab, um weiter südlich in das zunächst unter dem Abt von Zinna, mittelbar aber unter dem Erzbischof von Magdeburg stehende Dorf Henigkendorf einzubrechen. Mit den beiden Quitzows waren Wilkin von Arnim, Achim und Mathias von Bredow, Werner und Albrecht von Holzendorf, Wichard von Rochow, Ebeling und Henning von Krummensee, Klaus von Kannenberg, Henning von Stechow, Ludwig Sparr und Hermann von Bardeleben. In Henigkendorf nahm man den Bewohnern ihr Hab und Gut und trieb das Vieh nach Schloß Beuthen, um es daselbst in Sicherheit zu bringen. Als, wie sich denken läßt, Beschwerden über diese vom Zaun gebrochene Fehde beim Burggrafen einliefen und der Abt von Zinna Genugtuung für das Geschehene forderte, rächte man sich auf seiten der Verklagten (denen sich inzwischen auch Kaspar Gans zu Putlitz angeschlossen) einfach dadurch, daß man von neuem ins Zinnasche zog und die Klosterdörfer Bardenitz, Pechüle, Mehlsdorf, Felgentreu, Frankenfelde und Frankenförde rein ausplünderte. Die Bauern wurden drangsaliert und weggeschleppt und andere, darunter der Frankenförder Schulmeister, erschlagen. Auf den Hilferuf der heimgesuchten Orte raffte der Zinnasche Klostervogt alles zusammen, was sich von Mannschaften in der Eile zusammenraffen ließ, und jagte damit den Quitzowschen nach, aber der Widerstand, den diese leisteten, war so stark, daß viele der Verfolger auf dem Platze blieben und der Vogt mit seinen drei Brüdern gefangengenommen wurde. Die Sieger setzten darauf unbehindert ihren Heimzug fort und brachten die Beute nach Schloß Golzow.
    All dies war im Mai. Gleich danach kam abermals Zuzug aus der Priegnitz, welchen Zuzug die gerade hier ihren stärksten Einfluß übenden Quitzows veranlaßt haben mochten. Unter denen, die kamen, waren folgende:
    die von Rohr zu Freienstein, Neuburg, Neuhausen und Schrepkow;
    die von Möllendorf zu Wittenberge, Kumlosen, Krampfer und Abbendorf;
    die von Königsmark zu Fretzdorf;
    ferner die von Restorf, von Sack, von Hundenest, von der Weide, von Karstädt und von Wartenberg.
    Auch aus der Altmark kamen Freunde: Mathias von Jagow, Ludolf und Gebhard von Alvensleben, Klaus von Kläden, Bernd und Werner von der Schulenburg, während andere, die nicht selber mit dabei sein wollten (unter ihnen der Betzendorfer Schulenburg), wenigstens ihre Pferde schickten. Dabei war die Zahl der Knechte so groß, daß allein Gebhard von Alvensleben mit sechzehn Gewappneten erschien.
    Es muß dahin gestellt bleiben, ob durch das Zusammenziehen einer so bedeutenden Macht, wie man sie zum »Auspochen« einiger Ortschaften sicherlich nicht brauchte, nicht vielleicht

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