Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
später auch die Kapitulation von Beuthen schloß. In drei Wochen war der Widerstand gebrochen, Dietrich von Quitzow flüchtig, Johann von Quitzow gefangen.
    Näheres wird seitens des Chronisten nicht berichtet. Nur über Belagerung und Eroberung von Schloß Plaue gibt er ein paar Einzelheiten.
    »Als nun Johann von Quitzow«, so schreibt er, »vernommen, daß Schloß Friesack, darauf sein Bruder wohnte, gewonnen und eingenommen sei, zugleich aber wahrnahm, daß die dicken Mauern des Schlosses Plaue, darauf seine große Zuversicht stund, durch die ›große Büchse‹, 8 die man von Friesack herangeschafft hatte, zerschossen seien, nahm er Montags nach Matthias Apostoli (26. Februar) die Flucht mit seinem Bruder Henning, Studenten von Paris, und einem Knechte Dietrich Schwalbe genannt, in Meinung zu entrinnen. Aber die Bürger von Alt- und Neustadt Brandenburg, die auf der anderen Seite des Schlosses über der Havel waren und daselbst mit ihren Büchsen Stand genommen hatten, als sie sahen, daß Johann v. Quitzow flüchtig war, folgten sie ihm, um ihn zu greifen. Derowegen verließ er sein Roß und lief zu Fuß, in Meinung, sich also besser verstehlen und verbergen zu können; aber die Knechte Heinrichs von Schwarzburg, Bruder des Erzbischofs von Magdeburg, haben ihn aufgespürt und mit den anderen beiden gefangengenommen und in der Kirche zu Plaue, darin der Erzbischof zu Magdeburg seine Küche hatte, in den Stock gesetzt.... Die aber auf dem Schlosse zurückblieben, als sie sahen, daß sie's in keinerlei Wege halten könnten, baten um Frieden und übergaben das Schloß zu Gnaden des Herrn Burggrafen, auf daß sie frei und sicher abziehen möchten. Und hat in weiterer Folge der Herr Burggraf das Schloß auch eingenommen und allda (wie man sagt) siebenhundert Seiten Speck ohne alle anderen Viktualien von Fleisch, Wein, Bier und Meth vorgefunden.«
    So Wusterwitz. Es gibt aber, neben dieser Wusterwitzschen Lesart, auch noch andere Lesarten über den Fall von Plaue, 9 namentlich was die Flucht und Ergreifung Johann von Quitzows angeht; da Wusterwitz aber nicht nur als Zeitgenosse, sondern in seiner Eigenschaft als Brandenburger Kind auch fast als Augenzeuge schreibt, so darf man seine Mitteilungen als die glaubwürdigsten ansehen.
    In drei Wochen, wie schon hervorgehoben, war der Widerstand der Quitzows gebrochen, ein Ereignis von solcher Bedeutung und Tragweite, daß es nicht verwundern darf, dasselbe, ähnlich wie die Schlacht am Cremmer Damm, in einer Ballade gefeiert zu sehen. Nikolaus Uppschlacht, Bürger zu Brandenburg, war der Verfasser dieser Ballade. Sie selbst aber lautet:
     
    Und Christ im Himmel erbarmte sich,
    Da gab er zum Trost uns männiglich
    Unseren Markgraf Friederich,
    Einen Fürsten lobesamen.
     
    Das ist ein Fürst von solcher Art:
    In ihm sind Kraft und Mut gepaart;
    Ob Laien oder wohlgelahrt,
    Alle preisen seinen Namen.
     
    Zu loben ihn uns wohl ansteht,
    Ihn, den so lange die Mark erfleht;
    Gott selber in seiner Majestät
    Hat ihn uns erwecket.
     
    Seit Kaiser Karl zu Prag uns starb,
    Das Land verkam, das Land verdarb,
    Bis Friedrich uns're Mark erwarb,
    Das hat die Räuber erschrecket.
     
    Und die ihm wollten widerstehn,
    Wie der Kuckuck waren sie anzusehn,
    Es war der Adler, sie waren die Krähn,
    Er zerstäubte sie geschwinde.
     
    Nach diesem Vorgesange, der sich huldigend an die Person Friedrichs wendet, beginnt das eigentlich Historische:
     
    Die Quitzowschen schwuren einen Eid:
    »Wir machen ihm das Land zu leid«
    Und dazu waren sie wohl bereit
    Mit ihrem Ingesinde.
     
    »Was soll der Nürrenberger Tand?
    Ein Spielzeug nur in uns'rer Hand,
    Wir sind die Herren in diesem Land
    Und wollen es beweisen.
     
    Und regnet's Fürsten noch ein Jahr,
    Das macht nicht Furcht uns und Gefahr,
    Er soll uns krümmen nicht ein Haar,
    Nach Hause soll er reisen.
     
    Und kommt zu Fuß er oder Pferd,
    Mit Büchse, Tartschen oder Schwert,
    Uns dünkt es keinen Heller wert,
    Er muß dem Land entsagen.
     
    Und will er nicht, es tut nicht gut,
    Wir stehen mutig seinem Mut,
    Zehn Schlösser sind in uns'rer Hut,
    Er soll uns nicht verjagen.«
     
    Und nachdem so die Quitzowschen in ihrem Trotz und ihrer Auflehnung eingeführt sind, führt uns das Lied zu den verbündeten Fürstlichkeiten und ihrer beginnenden Aktion hinüber:
     
    Als das die Fürstenschaft vernahm,
    In Hasten alles zusammenkam,
    Einem jeden wär' es Schimpf und Scham,
    Wär' er nicht gekommen.
     
    Der Bischof von Magdeburg war zu

Weitere Kostenlose Bücher