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Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
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dieser fixieren zu können. Dies wird durch Schieben an einer Daumplatte und mittels zweier Knöpfe an der Handwurzel bewirkt.
    Der letzte Gegenstand, über den ich berichten möchte, hängt verstaubt und verspinnwebt an einer Fensterwand und hat ebensowenig gemein mit dem Bronzewagen Odins wie mit der eisernen Hand irgendeines märkischen Götz. Es ist dies eine Rokokoschöpfung, und zwar ein etwa acht zu vier Zoll großer Kupferstich, der folgende langatmige Unterschrift führt: » Berlins Menschenliebe kommt Ruppin , in der Asche liegend, zu Hilfe – die Hoffnung zeigt ihr den , der es wieder erheben wird, Engel des Himmels freuen sich dieser Wohltaten. Den abgebrannten Ruppinern gewidmet von D. Chodowiecki.«
    Eigentümlich wie diese Unterschrift ist das ganze Blatt. Die abgebrannte Ruppina liegt am Boden, der extravaganten Fülle ihrer Formen nach so unterstützungsbedürftig wie nur möglich. Nichtsdestoweniger erscheint Berolina , angetan mit Lorbeer und Mauerkrone, um der wohlkonservierten, aber nackten Schwester ihr Gabenfüllhorn entgegenzutragen. Es scheint jedoch, daß jene (Berolina) beim Anblick der Schwester wieder schwankt und erst auf das Erscheinen der Menschenliebe wartet, die denn auch schließlich, halb zuredend, halb tatsächlich drängend, die Zögernde weiter vorwärts schiebt. Diese drei Figuren bilden die eine Gruppe, neben welche sich, gut miteinander verbunden, eine zweite Gruppe stellt. Die zwischen Wolken ruhende Hoffnung (in Wahrheit eine Pompadour, die sich auf Polstern streckt) zeigt auf die Portraitbüste Friedrich Wilhelms II., Palmen wachsen rätselhaft dazwischen, und zu Häupten schweben Engel, die, jeder Askese los und ledig, in nächster verwandtschaftlicher Beziehung zu Amor und Amoretten stehen.
    Ein wunderliches Blatt: sinnreich, amüsant und von guter Technik, vor allem auch (was ich nicht gering anschlage) kühn und naiv zugleich. Im ganzen aber, trotz dieser und anderer Vorzüge, wenig erquicklich, mehr Karikatur als Kunst und interessant allein in seiner Verschmelzung von Genie und Philistrosität, von künstlerischer Freiheit und politischer Befangenheit.
    Chodowiecki gilt als ein Meister ersten Ranges, und das Rokoko , das er vertritt, tritt eben jetzt wieder in die Mode. Gut; ich unterwerfe mich den Tatsachen, den Konsequenzen einer natürlichen Entwicklung. Und doch wär es hart, wenn es hundert Jahre nach Schinkel wieder dahin käme, daß die Berolina (die »Menschenliebe« wie eine Stoßlokomotive hinter sich) der nackt in Asche liegenden Ruppina das Füllhorn ihrer Gnaden in Gestalt einer Pfefferkuchentüte darbringen und dabei der künstlerischen Zustimmung des Zeitalters sicher sein dürfte.
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    Gegenüber den Bildnissen der Generäle befinden sich die Portraits der drei letzten Direktoren: Thormeyer, Starke, Schwartz. [Image: Zurück]
 
Herr von Rohr auf Trieplatz, der herrschenden Ansicht sich anschließend, daß dieser »Kommandostab« keine Waffe gewesen sei, schreibt mir darüber, wie zugleich auch über die Art der Auffindung, das Folgende: »Die Talränder der Dosse treten an mehreren Stellen bedeutend zurück, wodurch Niederungen, Brücher, gebildet werden. Diese, früher mit Espen, Elsen und Gestrüpp dicht bewachsen, dienten in Kriegszeiten als Schlupfwinkel. In den vierziger Jahren, nachdem ich zehn Jahre vorher das Gut übernommen hatte, begann ich damit, in dieser Niederung nach Torf graben zu lassen. Bei dieser Gelegenheit fanden meine Arbeiter, sechs bis acht Fuß tief, im schönsten Torf, zwei bronzene Streitäxte, zwei Armspangen von demselben Metall, zehn bis zwanzig Ellen Kupferdraht, vermoderte Baumstämme und Geweihe. Nach der Tiefe der Lage in dem vollkommen reinen Torf zu schließen, müssen diese Gegenstände viele Jahrhunderte lang an dieser Stelle gelegen haben. Es erscheint mir klar, daß die Streitäxte oder ›Kommandostäbe‹, wie man sie jetzt nennt, keine Waffen waren; ihre relative Gebrechlichkeit spricht dagegen. Sie wurden vielleicht von den Liktoren mit den Rutenbündeln den Kohorten vorgetragen oder wie jetzt von den Führern als Feldmarschallsstab gebraucht. Den römischen Ursprung halt ich für unzweifelhaft, und die Auffindung hier spricht nicht dagegen. Die Römer selbst haben sie hier freilich nicht hergebracht, aber die Deutschen, entweder als Beute oder (zurückkehrend aus römischem Kriegsdienst) als Auszeichnung für das von ihnen Geleistete. Im Berliner Museum befinden sich noch einige solcher

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