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Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
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Kommandostäbe.« [Image: Zurück]
 
Es existiert noch (siehe den sechzehnten Band der »Mecklenburgischen Jahrbücher«) ein ähnlicher, im Jahre 1843 zu Peckatel bei Schwerin, und zwar in einem Kegelgrabe, gefundener, ebenfalls aus Bronze gegossener Wagen. Dieser Wagen hat indessen zweimal zwei Räder und einen derartig geformten Langbaum zwischen den zwei Achsen der Vorder- und Hinterräder, daß man sieht, die Bestimmung des Wagens ging dahin, irgend etwas, vielleicht eine Bronzevase, zu tragen. Man darf also den im Zieten-Museum befindlichen Wagen insoweit als ein Unikum ansehen, als er sich von dem in Peckatel gefundenen nach Form und vielleicht auch nach seiner Bestimmung unterscheidet. – Ein dritter, bei Warin in Mecklenburg ausgegrabener Bronzewagen ist wieder verlorengegangen. [Image: Zurück]
 
Ein Aufsatz in den »Märkischen Forschungen« bezeichnet diesen Haken als uralt. Die Tiefe, darin er gefunden wurde, sowie drei steinerne Streitäxte, die neben ihm lagen, scheinen ihn allerdings bis in eine früheste Zeit zurückzudatieren, dennoch unterhalt ich Zweifel dagegen und möcht ihn nicht früher setzen als die späte Wendenzeit. Ein neuerdings erschienenes Buch: Andree, »Wendische Wanderstudien«, Stuttgart 1874, bestärkt mich in dieser Annahme. Es heißt darin Seite 147: »Der Deutsche arbeitete mit einem schweren Pfluge, der Slawe mit einem leichten Haken.« ._.
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13. Am Wall
    Hier ist all mein Erdenleid
Wie ein trüber Duft zerflossen;
Süße Todesmüdigkeit
Hält die Seele hier umschlossen.
    Lenau

     
    Um die Stadt her, zwischen dem Rheinsberger und dem Tempeltor, zieht sich der mehrgenannte »Wall«, ein Überrest mittelalterlicher Befestigungen, jetzt eine mit alten Eichen und jungem Nachwuchs dicht bestandene Promenade der Ruppiner.
    Die Septembersonne tut ihr Bestes. Aber das Laub ist doch noch dicht genug, ihr den Zutritt zu wehren; ein Dämmer liegt auf den Steigen, und nur nach rechts hin, zwischen den Stämmen hindurch, blitzt es und flimmert es um einen ummauerten Park, dessen eine Seite bis an die Böschung des Walles tritt.
    Es lockt uns aus dem Dunkel ins Helle, die Parkpforte steht weit auf, und an der sonnigsten Stelle Platz nehmend, saug ich das Licht ein, um das Frösteln loszuwerden, das mich auf der schattigen Wallpromenade beschlichen.
    Entzückend Bild! Auf dem Rasengrunde vor mir wachsen allerlei Hagebuttensträucher auf, kahl und windzerfahren. In diesem friedlichen Augenblick aber hängen die roten Früchte still am Gezweig, und zwischen den Ästen spannen sich Spinneweben aus und schillern in allen Farben des Regenbogens. Hinter dem Buschwerk eine Mauer und hinter der Mauer Gemüsegärten mit Dill und Dolden in langen Reihen, und dann Stoppelfelder, weit, weit und am Horizont ein duftiges Blau und in dem Blau der schwarze Schindelturm einer Dorfkirche.
    Der Blick schweift darüber hin, aber immer wieder kehrt er bis in die nächste Nähe zurück und weilt auf einem Rasenteppich, der sich in Falten legt, als wären hier Beete gewesen, Beete, die neuerdings der gleichmachende Rasen unter seine Hand genommen. Hier und da eine Zypresse, halb verwildert, halb eingegangen, und daneben ein Stein, der aus dem Grase eine Handhoch aufragt. Und nicht der Zufall warf ihn hierher. Erst kaum erkennbar in dem Moose, das ihn umkleidet, erkenn ich jetzt seine scharf behauene Kante. Die sagt, was es ist.
    Und wäre noch ein Zweifel, die seitab gelegene zweite Hälfte des Parkes würde mir Gewißheit geben. Unter den Bäumen hin und nur halb in ihrem Blätterschatten geborgen, erheben sich die Wahrzeichen solcher Stätten: Urnen und Aschenkrüge, Gitter und Grüfte, zerbrochene Säulen und rostige Kreuze. Und an den Kreuzen nur zweierlei noch sichtbar: ein Schmetterling und die gesenkte Fackel. Halb erblindet beides. Aber die sich neigende Sonne goldet es wieder auf.
    Ein Sonntag ist's, und über die Feldwege hin ziehen geputzte Menschen; die Kinder verlaufen sich in den Stoppelacker, um die letzten Blumen zu pflücken, und von rechts her, wo ein Gasthaus unter Linden steht, klingen heitere Klänge herüber. Musik! Und siehe da, die Kinder auf dem Acker hören mit Blumenpflücken auf und beginnen sich im Ringelreihen zu drehn. Die Sonne glüht noch einmal auf, Sommerfäden ziehen, und ein gelbes Platanenblatt fällt leis und langsam vor mich nieder.
    Wie still, wie schön!
    Du » Park am Wall «, welche beneidenswerte Stätte, darauf zu ruhn!
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