Warum Maenner mauern
Lust…?«, flüstert ein passiv-aggressiver Ehemann seiner Frau zu, als sie einen liebevollen Annäherungsversuch macht. In Wirklichkeit denkt er aber: Warum frage ich sie eigentlich, wenn ich gar nicht so scharf bin? Oder er sagt, im Gegenteil: »Der Sex wird manchmal überbewertet«, wenn er meint: Ich will mit dir schlafen; dabei erwartet er dauernd, dass seine Frau erkennt, dass er verführt werden will.
»Wir haben Ihr Organisationstalent bemerkt und würden mit Ihnen gerne über ein besonderes Projekt sprechen, das wir planen«, sagt ein passiv-aggressiver Vorgesetzter – ein Hinweis auf eine Beförderung, aber dann hören Sie nie wieder etwas davon. In Wirklichkeit hat er gemeint: Wieso glauben Sie eigentlich, ich würde Sie für dieses Geheimprojekt überhaupt in Betracht ziehen, und wie haben Sie überhaupt davon erfahren?
Oder er probiert in irgendeiner Form diese leere Versprechung: »Ja, ich weiß, ich habe dir versprochen, deinen Küchenkram bei Sue zu besorgen, aber ich hatte eine Autopanne. Vielleicht morgen…«, versichert Ihnen Ihr passiv-aggressiver Bruder, aber in Wirklichkeit denkt er : Warum bittest du mich dauernd um etwas, das mit Sue zu tun hat; du weißt doch, dass ich sie nicht ausstehen kann, und außerdem habe ich keine Lust, in meinem neuen Auto sperrige Lasten zu transportieren.
Oder ein passiv-aggressiver Freund sagt: »Ich wollte der Erste sein, der dir für deinen neuen MP3-Player ein neues Album schenkt… irgend etwas ganz Tolles, was dir gefällt – beliebte Cembalostücke aus dem 18. Jahrhundert, ich hab eine Woche gebraucht, bis ich sie gefunden hatte«, aber eigentlich denkt er: Daran solltest du eigentlich merken, was für einen unbedarften Musikgeschmack du hast; Kultur, das sind für dich die »New Kids On The Block«.
In allen diesen Beispielen spielen die Männer nicht den Diplomaten; sie ködern einen nicht versehentlich , aber sie hoffen, dass man das denkt. Ein solcher Mann ist bestrebt, über jeden Zweifel erhaben zu erscheinen, unschuldig und harmlos. Deshalb werden Sie feststellen, dass die meisten passiv-aggressiven Männer sich ihrer Umwelt als »netter Kerl« präsentieren – jeden leisesten Hinweis auf Ablehnung oder Konflikt leugnen sie.
Wie der Bruder, der lieber ein Versprechen fünf- oder zehnmal bricht, anstatt einmal zu sagen: »Nein, tut mir leid, ich kann nicht«, so lügt dieser Mann Sie fortlaufend an, bis das Fass schließlich überläuft und er, durch Sie gezwungen, eingestehen muss, dass er sein Ziel nicht erreichen kann. Wenn er in Ihrem Leben schon lange eine Rolle spielt, werden Sie feststellen, dass Sie immer über das Gleiche diskutieren, Jahr um Jahr. Und vor allem fragen Sie sich, warum Sie immer durch den gleichen Feuerreifen springen, den er Ihnen hinhält, und wie er es immer noch schafft, Sie auf die Palme zu bringen.
Wenn Sie ein typischer Fall und mit Ihrer Geduld am Ende sind, werden Sie wahrscheinlich darüber nachdenken, die Beziehung mit ihm zu beenden – und das schließt auch den Abbruch der Beziehungen zu »unmöglichen« Verwandten ein, zum Beispiel zu Vater und Bruder. Aber Sie handeln nicht so. Oder wenn er im Beruf eine wichtige Stellung hat und Ihnen die Arbeit zur Qual macht, werden Sie vielleicht aufgeben und kündigen, aber der passiv-aggressive Kollege, den Sie zurücklassen, wird keinen Augenblick lang glauben, dass er Ihrer Karriere irgendwie geschadet habe. Im Gegenteil: Wahrscheinlich wird er noch erwarten, dass man ihm auf die Schulter klopft, weil er alles getan hat , um Ihre Bemühungen zu unterstützen, und dann bezeichnet er Sie obendrein noch als undankbar.
Ob im Privat- oder Berufsleben, in Ihrer Beziehung zu einem passiv-aggressiven Mann werden Sie sich wahrscheinlich immer unschlüssig und unsicher fühlen und sich fragen, warum Sie gefühlsmäßig ständig am Scheideweg stehen. Und vor allem werden Sie sich fragen, wie Sie das Leben mit ihm angenehmer gestalten können. Bevor ich auf den zweiten Punkt eingehe, möchte ich erläutern, was ihn antreibt und so bleiben lässt. Die Taktik des passiv-aggressiven Mannes hat zwei Bestandteile: Passivität und Aggression. Damit möchte ich anfangen.
Passivität, näher betrachtet
Wenn jemand Passivität in einem Machtspiel gegen Sie einsetzt, kann das bei Ihnen ebenso viel Verärgerung auslösen wie offen ausgedrückte Feindseligkeit. Aber warum kann einen Un tätigkeit so ärgern?
Die Antwort liegt in den Eigenschaften, die die »Passivität«
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