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Was wir sind und was wir sein könnten

Was wir sind und was wir sein könnten

Titel: Was wir sind und was wir sein könnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hüther
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um begrenzte Ressourcen führt nicht zu einer wirklichen Weiterentwicklung im Sinne einer Transformation des Bestehenden. Sie ist nur die Fortsetzung des Alten mit besser angepassten Mitteln und Werkzeugen. Deshalb führt diese Strategie auch nicht aus dem ewigen Kreislauf von Wachstum und Schrumpfung heraus.
    Was dieser ständige Kreislauf von Wachsen und Vergehen allerdings im Hintergrund, gewissermaßen als »Nebenprodukt« hervorbringt, ist eine Unmenge an »Erfindungen« und »Innovationen«. Das gilt nicht nur für wissenschaftlich-technische Errungenschaften von uns Menschen. Auch schon auf der Ebene des genetischen Materials entstanden solche Neuerungen seit jeher mehr oder weniger zufällig durch Mutation und Rekombination. Sie werden in Form veränderter DNA -Sequenzen, also neuer Muster, als neue »innere Bilder« für bestimmte Leistungen im Genom verankert und an nachfolgende Generationen weitergegeben. Nur sehr wenige dieser neuen Sequenzen sind tatsächlich sofort für die Generierung von Eigenschaften oder Leistungen nutzbar, die der betreffenden Lebensform einen »Wettbewerbsvorteil« verschaffen. Der Rest, also die überwiegende Menge dieser »Neuerungen« wird als »junk- DNA » in Form einer in den Augen der Molekularbiologen gigantischen und vor allem nutzlosen Müllhalde aufbewahrt und weitergegeben. Hierbei handelt es sich also nicht um Ressourcen, die diese Lebensformen nutzen, sondern um ein Potential, das sie in sich anlegen. Ein Spektrum von Möglichkeiten, das sie als neuartige DNA -Sequenzen in sich tragen, von Sequenzen, die nicht exprimiert werden, die aber genutzt werden können, wenn Bedingungen entstehen, die eine Entfaltung dieser verborgenen Potentiale ermöglichen. Davon hat Darwin leider noch nichts gewusst, und damit wissen seine modernen Nachfolger gegenwärtig leider auch nur wenig anzufangen. Die Vorstellung, dass es im Verlauf des Evolutionsprozesses um die Herausbildung von Potentialen und nicht um die Ausprägung von Merkmalen geht, passt einfach nicht in das Weltbild einer auf Ressourcennutzung fokussierten, von Wettbewerb und Sektion geprägten Kultur. Wer glaubt, um sein Überleben oder um seine Daseinsberechtigung kämpfen zu müssen, kann sich nicht um seine Potentialentfaltung kümmern, geschweige denn um die von anderen Menschen.
    In unserem Kulturkreis ist das Anheizen von Wettbewerb, das Erzeugen von Leistungsdruck, von Angst und Stress eine beliebte und immer wieder eingesetzte Strategie, um letzte Ressourcen zu mobilisieren und schwierige Situationen zu überstehen. Die damit zu erreichenden Erfolge sind allerdings immer nur kurzfristig und stoßen auch schnell an Grenzen. Dann lässt sich durch noch mehr Druck einfach nicht noch mehr Leistung erzeugen. Menschen sind eben keine Maschinen. Beide gehen zwar kaputt, wenn sie überlastet werden, aber Menschen haben die Möglichkeit, vorher auszusteigen. Innere Kündigung heißt diese immer häufiger in Schulen und am Arbeitsplatz gefundene Lösung. Eine günstige Lösung ist das nicht, weder für die Antreiber noch für die Opfer. Aus neurobiologischer Sicht haben wir unser komplexes und zeitlebens lernfähiges Gehirn ja nicht entwickelt, um uns zu optimal angepassten Sklaven der von uns selbst geschaffenen Verhältnisse zu machen, sondern um unsere Lebensbedingungen so zu gestalten, dass es uns möglich wird, die in uns angelegten Potentiale zu entfalten. Denn ebenso, wie wir genetische Anlagen besitzen, die mehr Möglichkeiten bieten, als tatsächlich genutzt werden, kommen wir mit einem Gehirn zur Welt, aus dem etwas viel Komplexeres und Vernetzteres werden könnte als das, was im Verlauf unserer Entwicklung zu einem Erwachsenen gegenwärtig in unserer Ressourcenausnutzungskultur davon übrigbleibt.
    Wer damit zufrieden ist, kann versuchen, so weiterzumachen wie bisher. Allerdings müsste er in Zukunft bei der Erschließung, Nutzung und Aneignung der noch vorhandenen Ressourcen auf dieser Erde angesichts der vielen anderen, die genauso unterwegs sind, immer effizienter werden. Er müsste noch mehr auf kurzfristige Erfolge statt auf langfristige Lösungen setzen, noch mehr Druck machen und Leistung einfordern, noch mehr kontrollieren, sich noch rücksichtsloser über die Interessen anderer hinwegsetzen und seine eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Sehnsüchte noch besser abspalten bzw. unterdrücken. Mit einem Satz: Er muss nicht nur alles um sich herum, andere Menschen, seine Mitarbeiter, sogar seine Familie und

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