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Was wir sind und was wir sein könnten

Was wir sind und was wir sein könnten

Titel: Was wir sind und was wir sein könnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hüther
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gemeinsam. Der Verhaltensbiologe und Nobelpreisträger Konrad Lorenz hat uns unsere gegenwärtige Stellung in der Natur so drastisch wie bisher kaum ein anderer vor Augen geführt: »Der Übergang vom Affen zum Menschen, das sind wir.« Bis zum Affen und ein wenig darüber hinaus ging es auch ohne Bewusstsein. Aber für den Rest des Weges bedarf es offenbar einer bewussten Entscheidung in Form einer Kulturleistung.

Statt Ressourcenausnutzer zu bleiben,
könnten wir auch Potentialentfalter werden
    »Das Heil der Welt liegt nicht in anderen Maßnahmen, sondern in einer anderen Gesinnung.« So formulierte es Albert Schweitzer. »Die Probleme dieser Welt lassen sich nicht mit den gleichen Denkweisen lösen, die sie erzeugt haben« ist der gleiche Hinweis, den uns der andere Albert, Albert Einstein, mit anderen Worten mit auf den Weg gegeben hat. Was aber ist das für eine Denkweise und Gesinnung, oder, etwas moderner ausgedrückt, was sind das für innere Einstellungen, Haltungen und Überzeugungen, mit denen wir unsere gegenwärtigen Probleme und das Unheil dieser Welt erzeugt haben? Wo kommen sie her? Wer hat sie uns in unser Gehirn gepflanzt? Und weshalb fällt es uns so schwer, sie zu beschreiben und sie uns bewusst zu machen? Wie sollen wir sie verändern, wenn wir sie gar nicht erkennen?
    Wenn beispielsweise jemand selbst von einem Hund angefallen worden ist oder gesehen hat, wie ein Hund jemanden angreift, oder von einer emotional nahestehenden Person erfährt, dass so etwas passiert ist, und ihn dieses Ereignis emotional aufgewühlt hat, der mag dann anschließend sehr wahrscheinlich Hunde nicht mehr. Er wird einen Bogen um sie machen und nun auch andere, die ihm wichtig sind, vor der Unberechenbarkeit von Hunden warnen. Das alles ist Ausdruck einer Haltung. Die hat der betreffende Mensch aber nicht von Anfang an gehabt, sie ist erst durch diese Erfahrungen entstanden. Und diese Haltung bestimmt fortan, jedenfalls solange nichts passiert, was diesen Erfahrungen widerspricht, das Denken, Fühlen und Handeln dieses betreffenden Menschen in Bezug auf Hunde. Eine Bezeichnung für diese Haltung haben wir nicht, weil wir ja nur das bezeichnen können, was wir als Ausdruck dieser Haltung erkennen, also beispielsweise das ablehnende, ängstliche, vorsichtige Verhalten. Und wenn alle Menschen in einer bestimmten Gegend schlechte Erfahrungen mit bissigen Hunden machen, dann entwickeln sie alle diese ablehnende Haltung gegenüber Hunden. Woanders könnten die Menschen bisher aber auch vorwiegend gute Erfahrungen mit Hunden gemacht haben. Die hätten dann eine andere, eine positive Haltung zu ihnen.
    So weit, so gut, aber was könnte denn nun die Haltung, Denkweise oder Gesinnung sein, mit der wir in unserer westlichen Welt unterwegs sind und die unser Denken, Fühlen und Handeln so lenkt, dass wir damit so viele Probleme und so viel Unheil anrichten? Was könnten die vorherrschenden Erfahrungen sein, die wir hier offenbar schon seit Generationen gemacht und die zur Verankerung dieser Haltungen in unseren Gehirnen geführt haben? Und was für andere Erfahrungen müssten wir jetzt machen können, damit sich diese einmal entstandenen, ungünstigen Haltungen, diese alte Denkweise oder Gesinnung ändert und wir uns künftig anders verhalten als bisher, wie uns das die beiden Alberts ja ans Herz gelegt haben?
    Wenn wir unsere eigene Geschichte betrachten, so lässt sich kaum übersehen, dass die Menschen in unserem westlichen Kulturkreis bisher überaus erfolgreich dabei waren, sich all das zu verschaffen und zu nutzen, was es auf dieser Erde an natürlichen Ressourcen gab: Nicht nur durch Raub und Plünderung. Auch durch die Entwicklung von Wissenschaft und Technik, durch Entdeckungen und Erfindungen. Begonnen hat das Ganze wahrscheinlich mit dem Einzäunen und der Zucht von bis dahin freilebenden Tieren. Und dann musste dieser Besitz verteidigt werden, und alle, die ihn bedrohten, wurden zu Feinden. Inzwischen haben wir uns nun so ziemlich alles angeeignet oder eingezäunt, was unser Planet zu bieten hatte und was wir irgendwie, meist zur Mehrung unseres Besitzstandes, gebrauchen konnten: Ländereien, Bodenschätze, Tiere und Pflanzen, Flüsse, Seen und Meere. Aber auch das Wissen und die Erfahrungen anderer, von uns vereinnahmter Kulturen, waren für uns wertvolle Ressourcen. Wir haben andere überfallen und versklavt, ausgeraubt, als Arbeitskräfte für uns rekrutiert, sie ausgebeutet und ausgenutzt. Manchmal gab es

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