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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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einer unverkennbaren Spitze …
    Meine Pumpe macht einen solchen Sprung, dass ich mir eine Faust an
die Brust presse.
    »Jacob! Oh, Jacob!«, ruft Hazel. »Du meine Güte!« Sie wedelt
aufgeregt mit den Händen und dreht sich zum Flur um. »Schwester! Schwester,
schnell! Mr. Jankowski!«
    »Mir geht’s gut«, sage ich hustend und klopfe mir auf die Brust. Das
ist das Problem mit den alten Damen. Sie haben ständig Angst, man würde
umkippen. »Hazel! Es geht mir gut!«
    Doch es ist zu spät. Ich höre das Quietsch-Quietsch-Quietsch von
Gummisohlen und bin wenig später von Schwestern umzingelt. Offenbar muss ich
mir keine Sorgen mehr machen, wie ich zu meinem Rollstuhl zurückkomme.
    »Und, was steht heute Abend auf der Karte?«, brumme ich, als ich
in den Speisesaal geschoben werde. »Porridge? Erbsenpüree? Babybrei? Oh, lassen
Sie mich raten, es gibt Tapioka, richtig? Gibt es Tapioka? Oder nennen wir es
heute Abend Reispudding?«
    »Ach, Mr. Jankowski, Sie sind mir einer«, sagt die Schwester tonlos.
Sie braucht nicht zu antworten, und das weiß sie auch. Da heute Freitag ist,
gibt es das übliche nahrhafte, aber fade Menü aus Hackbraten mit Maispüree, Kartoffelbrei
aus der Tüte und Bratensoße, die vielleicht irgendwann einmal neben einem Stück
Rindfleisch gestanden hat. Und da fragen die sich, warum ich abnehme.
    Ich weiß ja, dass einige hier keine Zähne mehr haben, aber ich
schon, und ich will Schmorbraten. Den von meiner Frau, mit ledrigen
Lorbeerblättern. Ich will Möhren. Ich will Pellkartoffeln. Und ich will das
alles mit einem kräftigen, schweren Cabernet Sauvignon runterspülen, nicht mit
Apfelsaft aus der Dose. Aber vor allem will ich einen ganzen Maiskolben.
    Manchmal glaube ich, wenn ich zwischen einem Maiskolben und einer
Nacht mit einer Frau wählen müsste, würde ich den Mais nehmen. Nicht, dass mir
eine letzte Nummer im Heu nicht gefallen würde – ich bin immer noch ein Mann,
und manche Dinge ändern sich nie –, aber die Vorstellung, wie die süßen Körner
zwischen meinen Zähnen zerbersten, macht mir den Mund wässrig. Das sind
Tagträume, ich weiß. Ich werde keines von beidem bekommen. Ich wäge nur gern
die Möglichkeiten ab, so als stünde ich vor Salomo: Eine letzte Nummer im Heu
oder ein Maiskolben. Ein wunderbares Dilemma. Manchmal ersetze ich den Mais
durch einen Apfel.
    Bei Tisch sprechen alle über den Zirkus – jedenfalls alle, die sprechen
können. Die Stummen, Sprachlosen sitzen mit starren Gesichtern und verkümmerten
Gliedmaßen oder mit Köpfen und Händen, die so stark zittern, dass sie ihr
Besteck nicht halten können, entlang der Wände, neben sich Pflegerinnen, die
ihnen löffelweise Essen in den Mund schieben und sie dann zum Kauen bewegen
wollen. Sie erinnern mich an Vogeljungen, nur dass ihnen jeder Enthusiasmus
fehlt. Bis auf ein leichtes Mahlen der Kiefer bleiben ihre Gesichter unbewegt
und entsetzlich leer. Ich finde es so entsetzlich, weil ich genau weiß, was auf
mich zukommt. Noch ist es nicht so weit, aber es kommt. Es gibt nur eine
Möglichkeit, dem zu entrinnen, und ehrlich gesagt gefällt mir die auch nicht
besonders gut.
    Die Schwester stellt mich vor meinem Teller ab. Die Soße auf dem
Hackbraten hat schon eine Haut gebildet. Ich steche versuchsweise mit der Gabel
hinein. Wie zum Hohn wabbelt die Soßenschicht. Ich blicke angewidert auf und
sehe Joseph McGuinty direkt in die Augen.
    Er sitzt mir gegenüber, ein Neuer, ein Eindringling – ein
pensionierter Anwalt mit kantigem Kinn, zerfurchter Nase und großen
Schlappohren. Die Ohren erinnern mich an Rosie, aber damit hat es sich auch
schon. Sie hatte eine schöne, edle Seele, und er … Er ist eben ein
pensionierter Anwalt. Mir ist schleierhaft, wo die Schwestern Gemeinsamkeiten
zwischen einem Veterinär und einem Anwalt vermuten, aber am ersten Abend haben
sie ihn mir gegenüber abgestellt, und seitdem sitzt er dort.
    Während er mich anstarrt, bewegt er den Kiefer vor und zurück wie
ein wiederkäuendes Rind. Unglaublich. Er isst das Zeug tatsächlich.
    Die alten Damen schnattern in wonniger Ignoranz wie die Schulmädchen.
    »Sie bleiben bis Sonntag«, sagt Doris. »Billy hat nachgefragt.«
    »Genau, Samstag gibt es zwei Vorstellungen, und eine am Sonntag.
Randall und die Mädchen gehen morgen mit mir hin«, erzählt Norma. Sie dreht
sich zu mir um. »Jacob, gehen Sie auch hin?«
    Ich setze zu einer Antwort an, aber ehe ich etwas sagen kann,
sprudelt Doris los: »Und hast du die Pferde

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