0288 - Der Gangster floh in meinem Wagen
An diesem Sommermorgen hatten wir ein grauenvolles Erlebnis.
Um 7.10 Uhr stoppte ich meinen Jaguar vor dem Haus 517 in der 147. Straße von Manhattan.
Mein Freund Phil stieg als erster aus. Er trug seinen neuen 200-Dollar-Anzug.
Ich schwang mich ins Freie und vergaß, den Zündschlüssel abzuziehen.
Dann betrat ich mit Phil das Apartmenthaus. Der Portier saß in seiner Loge und starrte uns neugierig an.
»Wir möchten zu Mrs. Harpers«, sagte ich.
»Ach, Sie sind die Herren von der Polizei. Ich glaube, es war blinder Alarm. Mrs. Harpers ist daran gewöhnt, dass ihr Mann immer pünktlich nach Hause kommt. Sie dreht durch, wenn er mal eine Nacht wegbleibt.«
»Wo wohnt Mrs. Harpers?«
»Im vierzehnten Stockwert, Gentlemen.«
Wir nickten und gingen zum Lift.
Wenige Augenblicke später waren wir im 14. Stock.
Ich öffnete die Lifttür und machte eine einladende Handbewegung.
Phil trat vor mir auf den Gang.
Ich folgte ihm langsam. Plötzlich blieb ich wie festgenagelt stehen. Phils Jackett war auf dem Rücken blutverschmiert.
»Zieh mal deine Jacke aus«, sagte ich, »und schau dir die Rückseite an.«
Mein Kollege tat es. Er starrte einige Sekunden auf die Blutflecke.
Dann traten wir wieder in die Liftkabine.
Die rot tapezierten Wände ließen auf den ersten Blick nichts erkennen. Ich betrachtete die Rückwand, gegen die Phil sich gelehnt hatte.
Und dann sah ich die Blutspur.
Zwei Rinnsale sickerten durch die Ritzen in der Kabinendecke. Die Blutstropfen rannen langsam an der roten Wand herab.
***
Emely Harpers war eine hübsche Frau von vierundzwanzig Jahren. Sie saß im Sessel des Wohnzimmers und sah mit bebenden Lippen den beiden Männern zu, die wie die Vandalen hausten. Vor dem Bücherschrank türmten sich die Lederbände, die einer der Kerle wahllos herausgerissen hatte. Jedes Fach durchstöberte er, und jedes Buch wurde von ihm durchblättert.
Sein Kollege öffnete gerade den Schreibtisch mit der Linken. In der anderen Hand hielt er die Luger, deren Mündung auf die junge Frau gerichtet war. Plötzlich fuhr der Bursche herum und ging auf die Frau zu.
»Hören Sie zu. Wenn Sie uns sagen, wo Ihr Mann die Aufzeichnungen seiner neuen Erfindung aufbewahrt, dann wird Ihnen kein Haar gekrümmt. Sonst aber…«
Emelys Augen füllten sich mit Tränen. »Aber ich sage Ihnen doch, ich habe keine Ahnung, Frank spricht nie mit mir über seine Arbeit. Wichtige Aufzeichnungen hat er immer ins Werk mitgenommen. Zwischenberechnungen verbrannte er immer sofort und warf sie in den Müllschlucker.«
Der Mann mit der Luger kratzte sich am Kopf.
»Wir wissen genau, dass die Pläne für das neue Auto hier sind. Zumindest steht fest, dass er sie nicht im Werk deponiert hat. Und Sie wissen angeblich nichts davon?«
Emely schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Ich verstehe nichts von technischen Dingen.«
Der Mann ließ sich in einen Sessel fallen und beugte sich dann vor.
»Hat er denn nie eine Andeutung gemacht, dass er etwas ganz Besonderes ausgebrütet hat? Hat er einmal davon gesprochen, dass er es bald nicht mehr nötig habe, für die Mickney Werke zu arbeiten?«
Emely fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Frank sprach lediglich einmal davon, dass wir uns bald ein eigenes Haus leisten könnten.«
»Wann war das?«
Sie überlegte kurz. »Vor zwei Monaten. Er kam an dem Abend ziemlich aufgeräumt nach Hause. Als ich wissen wollte, was eigentlich los sei, meinte er, ich solle nur die Zeit abwarten.«
Der andere Bursche sagte in diesem Augenblick: »Es ist einfach nichts zu finden, Buddy. Ich befürchte, wir haben einen Fehler gemacht, als wir ihn sofort umgelegt haben. Wahrscheinlich hat er keinem Menschen erzählt, wo er seine Pläne verborgen hält.«
Der andere schüttelte ärgerlich den Kopf. »Gregg, er hätte das ganze Haüs zusammen geschrien!«
Emely Harpers Gesicht war aschgrau geworden.
Bevor die beiden Gangster die Gefahr erkannten, stieß die junge Frau einen gellenden Schrei aus.'
Die Männer fuhren zusammen.
»Frank! Frank!«
Im nächsten Augenblick hatte die Frau das Bewusstsein verloren.
***
Ich zog meine Jacke aus und legte sie über das Treppengeländer, dann ging ich in den Lift zurück.
»Klettere auf meine Schulter, Phil, und versuche, den Deckel zu öffnen!«
Phil turnte auf meine Schultern und stemmte sich gegen den Deckel. Aber der gab nicht nach.
»Entweder liegt oben der Riegel vor, oder…«
Er brauchte gar nicht weiter zu sprechen. Wir ahnten die
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