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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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rumoren und
machen es sich gemütlich, größtenteils deshalb, weil sie keine Konkurrenz
haben. Ich kämpfe nicht mehr gegen sie an.
    Auch jetzt gerade lärmen und rumoren sie.
    Fühlt euch ganz wie zu Hause, Jungs. Bleibt doch etwas. Oh,
entschuldigt – ich sehe, das tut ihr sowieso.
    Verdammte Geister.

Zwei
    Ich bin dreiundzwanzig und sitze neben Catherine Hale.
Genauer gesagt sitzt sie neben mir, denn sie kam nach mir in den Hörsaal,
rutschte lässig die Bank entlang, bis sich unsere Oberschenkel berührten, und
zuckte dann errötend zurück, als wäre die Berührung ein Zufall.
    Catherine ist eine von lediglich vier Frauen im 1931er-Jahrgang, und
ihre Grausamkeit kennt keine Grenzen. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich
schon dachte o Gott, o Gott, endlich lässt sie mich ,
bis ein Mein Gott, JETZT soll ich aufhören? mich niederschmetterte.
    Allem Anschein nach bin ich die älteste männliche Jungfrau auf
Erden. Zumindest will sich sonst keiner meiner Altersgenossen bekennen. Sogar
mein Mitbewohner Edward hat seinen Sieg verkündet, obwohl ich vermute, dass er
nackten Frauen höchstens in seinen Achtseitern begegnet ist. Vor kurzem haben
ein paar Jungs aus meiner Footballmannschaft einer Frau jeweils einen
Vierteldollar gezahlt, damit sie es, einer nach dem anderen, in der Viehscheune
mit ihr tun konnten. Sosehr ich auch gehofft hatte, meine Jungfräulichkeit in
Cornell loszuwerden, ich konnte mich nicht dazu überwinden mitzumachen. Ich
konnte es einfach nicht.
    Und nun, nachdem ich sechs lange Jahre seziert, kastriert, beim
Fohlen geholfen und meinen Arm öfter in Kuhhintern gesteckt habe, als ich
zählen möchte, werden ich und mein getreuer Schatten, die Jungfräulichkeit, in
zehn Tagen Ithaca verlassen, um in der Tierarztpraxis meines Vaters in Norwich
mitzuarbeiten.
    »Und hier sehen Sie eine Verdickung des distalen Dünndarms«, sagt
Professor Willard McGovern ohne jede Satzmelodie. Mit einem Zeigestock stochert
er träge in den Eingeweiden einer toten Milchziege mit schwarz-weißem Fell.
»Zusammen mit den vergrößerten Mesenteriallymphknoten ergibt sich deutlich das
Bild einer …«
    Die Tür öffnet sich mit einem Quietschen, und McGovern, den
Zeigestock noch immer im Leib der Ziege vergraben, dreht sich um. Dekan Wilkins
marschiert in den Raum und erklimmt die Stufen zum Podium. Während die beiden
Männer miteinander sprechen, stehen sie so dicht beieinander, dass ihre Köpfe
sich beinahe berühren. McGovern hört sich Wilkins’ geflüsterte Dringlichkeiten
an, dreht sich um und sucht mit besorgtem Blick die Reihen der Studenten ab.
    Der ganze Saal wird zappelig. Catherine bemerkt, dass ich sie
ansehe, schlägt die Beine übereinander und streicht sich gemächlich den Rock
glatt. Ich muss schlucken, bevor ich den Blick abwende.
    »Jacob Jankowski?«
    Vor lauter Schreck lasse ich meinen Bleistift fallen. Er rollt unter
Catherines Füße. Ich räuspere mich und stehe rasch auf. Über fünfzig Köpfe
drehen sich nach mir um.
    »Ja, Sir?«
    »Ich würde gerne mit Ihnen sprechen.«
    Ich klappe mein Notizbuch zu und lege es auf die Bank. Catherine
hebt meinen Bleistift auf; als sie ihn mir zurückgibt, lässt sie ihre Finger
auf meinen ruhen. Auf dem Weg zum Gang stoße ich den Leuten gegen die Knie und
trete ihnen auf die Zehen. Ihr Geflüster verfolgt mich, bis ich vorne bin.
    Dekan Wilkins starrt mich an. »Kommen Sie mit«, sagt er.
    Ich habe etwas angestellt, so viel steht fest.
    Ich folge ihm auf den Flur. McGovern verlässt nach mir den Saal und
schließt die Tür. Einen Augenblick lang stehen beide mit verschränkten Armen
und ernsten Gesichtern da.
    Meine Gedanken überschlagen sich, sie zerpflücken alles, was ich
zuletzt getan habe. Haben sie das Wohnheim durchsucht? Haben sie Edwards
Schnaps gefunden – oder sogar die Achtseiter? Großer Gott – wenn ich jetzt
rausfliege, bringt mein Vater mich um. Ohne jede Frage. Ganz egal, was dann mit
meiner Mutter wird. Na gut, ich habe ja vielleicht ein bisschen Whiskey
getrunken, aber immerhin hatte ich nichts mit diesem Trauerspiel in der Scheune …
    Dekan Wilkins holt tief Luft, schaut mir in die Augen und legt mir
eine Hand auf die Schulter. »Mein Junge, es hat einen Unfall gegeben.« Kurze
Pause. »Einen Autounfall.« Eine weitere, längere Pause. »Ihre Eltern waren in
ihn verwickelt.«
    Ich fixiere ihn mit meinem Blick, er soll weiterreden.
    »Sind sie …? Werden sie …?«
    »Es tut mir leid, Junge. Es ging ganz schnell. Es war

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