Wehe wenn der Wind weht
daß das automatische Ventil einwandfrei funktionierte und ging dann zur Scheune hinüber.
Sie zog die Scheunentür auf, und die Pferde, deren Köpfe über den Türen ihrer Boxen hingen, drehten sich ihr zu und schnaubten verständnisvoll.
Alle außer Hayburner.
Christie runzelte die Stirn und ging auf seinen Stall zu. »Hayburner?« rief sie leise. Als kein antwortendes Schnauben erfolgte, rannte sie zum Stall und riß die Tür auf.
Hayburner lag auf dem Boden. Sein Maul schäumte, und qualvoll rollte er mit seinen großen braunen Augen.
Christie erstarrte und schaute das Pferd an. Er sah sie und versuchte, auf die Beine zu kommen, aber er konnte es nicht. Statt dessen rollte er auf seinen Rücken und seine Hufe schlegelten in der Luft.
»Hayburner!« schrie Christie. »Was ist denn mit dir?« Sie ging in den Stall und kauerte sich neben das Pferd, das sich zu beruhigen schien, als sie seinen Kopf nahm und ihn in ihren Schoß legte.
»Hayburner?« sagte sie noch einmal, und ihre Stimme wurde plötzlich ganz dünn, als sie begriff, daß das Pferd starb. »Hayburner? Bitte, stirb nicht.« In ihrem Kopf drehte sich alles und sie überlegte, was nicht in Ordnung sein könnte. Ihr fiel nur eine Antwort ein. »Ich wollte dir doch nicht weh tun. Ich wollte dich doch nur lieb haben. Bitte, stirb nicht. Bitte!«
Aber es war, als ob das Pferd nur so lange ausgehalten hatte, bis sie da war. Seine Augen verdrehten sich noch einmal, seine große Zunge drang aus seinem Maul, um Christies Hand zu lecken, und dann rasselte sein Atem, und er schnaufte ein letztes Mal und lag dann still.
Seinen leblosen Kopf in ihrem Schoß haltend, begann Christie zu weinen.
Als Diana Christie fand, saß sie in Hayburners Stall und hielt den Kopf des toten Pferdes noch immer in ihren Armen. Das kleine Mädchen blickte zu Diana auf, und ihre Augen, die sonst so mit Leben erfüllt waren, wirkten ausdruckslos und leer.
»Er ist tot«, flüsterte sie. »Tante Diana, warum ist er tot?«
Diana wandte ihren Blick von Christie und schaute rasch auf das Pferd. Eine Erinnerung regte sich in ihr, aber sie war verflogen, bevor sie sie halten konnte. Doch sie hatte mit der Scheune und einem toten Tier zu tun.
Ein Tier, für dessen Tod sie irgendwie verantwortlich war.
»Was hast du mit ihm gemacht?« fragte sie jetzt.
Christie starrte sie an und ihre Augen brannten unter den Tränen.
»Ich habe nichts mit ihm gemacht«, sagte sie. »Ich wollte ihn füttern, und ich kam hierher, und er war krank. Es war schrecklich, Tante Diana. Er lag da, und ich konnte sehen, daß er verletzt war. Und ich bin hineingegangen und versuchte, ihm zu helfen, aber ich konnte es nicht. Und dann ist er gestorben.«
Sie ließ ihrem Kummer freien Lauf und begann zu schluchzen, preßte den leblosen Kopf des Pferdes an ihre Brust und begrub ihr Gesicht in seiner Mähne. Diana beobachtete die Szene einen Augenblick lang, beugte sich dann hinab und zog Christie hoch.
»Ich habe dich gewarnt«, sagte sie zärtlich. »Habe ich dir nicht gesagt, daß man Dingen weh tut, die man liebt?«
Als Christie in der Morgenwärme erschauerte, hielt Diana sie eng umarmt und liebte sie so sehr, wie sie sie nie zuvor geliebt hatte.
13
joyce crowley traf am späten Vormittag auf der Amber Ranch ein, und Jeff saß neben ihr auf dem harten Sitz von Matts Pritschenwagen. Nachdem sie zum Halt gekommen und aus dem Fahrerhaus gesprungen war, fiel ihr ein, daß ein Auto - ein richtiges Auto - an oberster Stelle ihrer Einkaufsliste gestanden hätte, wenn das Bergwerk erst einmal wieder in Betrieb genommen und Matt ständig beschäftigt wäre. Aber jetzt mußte das Auto eben warten. Joyce war jedoch daran gewöhnt, Dinge aufzuschieben, und sie nahm an, daß mit dem Wachsen der Fremdenverkehrsindustrie in Amberton sich auch für Matt etwas ergeben würde. Bis dahin mußte sie das Beste daraus machen. Schließlich kamen sogar die Ambers mit ihrem alten Cadillac gut aus.
Joyce und Jeff ließen die Vordertür unbeachtet und wollten zur Rückfront des Hauses gehen. Dann sahen sie Diana aus der Scheune kommen.
»Hallo!« rief sie. Diana blickte auf, zögerte und winkte dann. Doch als sie sich ihnen näherte, konnte Joyce ihrem Gesicht ansehen, daß etwas nicht in Ordnung war.
»Es ist Hayburner«, erklärte Diana. »Christies Pferd. Es ist heute morgen gestorben.«
»Oh, nein«, stöhnte Joyce. »Was ist passiert?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Diana nachdenklich. »Christie fand ihn heute
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