Weihnachtsengel gibt es doch
Christmas Belles gesungen hat?“, fragte Barb.
„Was?“
Sie reichte ihm eine in Cellophan gehüllte CD. „Die haben wir dir gekauft. Ihr Name steht gleich da vorne in der Liste der Sänger. Maureen Davenport. Ist es nicht toll, dass sie in der Gruppe war, die so eine schöne Interpretation deines Liedes aufgenommen hat?“
„Das ist nicht … guter Gott. Das ist nicht mein Lied. Ich habe kein Lied. Aber wenn ich eines hätte, wäre es bestimmt nicht das.“
„Das ist doch kein Grund, eingeschnappt zu sein.“ Barb schüttelte den Kopf. „Wie auch immer, zurück zu Maureen. Wie ich schon sagte, wir finden sie ganz wunderbar. Wir drei haben gleich vor Ort die Köpfe zusammengesteckt und alles arrangiert. Als Überraschung für dich. Bist du überrascht?“
Er zwang seine Mundwinkel, sich zu einem Lächeln zu verziehen. „Darauf kannst du wetten. Total überrascht.“
„Es ist so schön, nach all den Jahren zurück in Avalon zu sein“, sagte Barb noch einmal. Sie warf seinem Vater einen liebevollen Blick zu. „Erinnerst du dich noch an das erste Mal, als wir hier waren, Larry? Wir waren noch Kinder, und unsere Familien verbrachten den Sommer im Camp Kioga.“
Larrys Augen strahlten, als er sie anschaute. „Wie könnte ich das vergessen? Damals war das Camp noch für Familien, die der Hitze der Stadt entkommen wollten. Deine Großeltern Haven sind in allen möglichen Camps in der Region aufgetreten, aber Camp Kioga hat ihnen immer am besten gefallen.“ Sein Gesichtsausdruck wurde ganz weich, als er seine Frau anschaute. „Uns auch.“
Seine Eltern waren einander die besten Freunde. Da sie mit achtzehn geheiratet hatten, hatten sie sich praktisch gegenseitig großgezogen. Es war unglaublich, dass sie immer noch zusammen waren, aber auch wenn ihr Leben sich mit jedem Jahrzehnt komplett geändert hatte, besaß es dadurch auch eine gewisse Stabilität. Sicher, sie hatten keine Ahnung von der echten Welt gehabt, da sie beide aus Showbiz-Familien stammten. Sie hatten nicht immer die besten Entscheidungen getroffen, vor allem was ihren Sohn betraf. Aber es hatte nie ein Zweifel daran bestanden, dass sie einander liebten.
„Wir sind so froh, dass du deine Meinung bezüglich Weihnachten geändert hast“, sagte seine Mutter. „Und diese Maureen – ich kann sie gar nicht genug loben. Was für eine bezaubernde junge Lady.“
„Ja“, sagte Eddie. „Bezaubernd ist sie.“
Auf dem Weg zur Probe in der Kirche brodelte es in ihm, aber in der ganzen Hektik hatte er keine Chance, Maureen zur Rede zu stellen. Zwei Tage vor der Aufführung gingen noch Millionen Kleinigkeiten schief – kranke Kinder, ein Schneesturm und das Schlimmste: die Entdeckung, dass allegelagerten Kostüme mit irgendeinem Insektizid oder einer Chemikalie besprüht und damit untragbar geworden waren. Maureen sah aus, als wenn sie jeden Augenblick zusammenbrechen würde. Nach einer schrecklichen Probe beeilten sich alle, die Kirche so schnell wie möglich zu verlassen.
Eddie entdeckte Maureen im Altarraum, wo sie auf einer Bank saß und blicklos auf das halbfertige Bühnenbild starrte. Sie sah zu ihm auf, und einen Augenblick lang wollte er vergessen, was sie getan hatte. Oder besser noch, er wollte so tun, als würde es nicht wehtun. Sie war so verdammt … nett. Ernst. Aber sie hatte ihm eine neue Seite an sich gezeigt, eine Seite, der er nicht vertrauen konnte. Sein Ärger muss offensichtlich gewesen sein, denn sofort wich sie mit fragendem Ausdruck in ihren Augen vor ihm zurück.
„Du hast meine Eltern hergeholt.“ Er lehnte sich mit der Hüfte gegen eine Kirchenbank und funkelte Maureen wütend an.
„Ich habe sie eingeladen“, stellte sie richtig. „Sie sind von ganz alleine gekommen.“
„Sie sind deinetwegen hier“, gab er wütend zurück.
„Nein“, widersprach sie ruhig. „Sie sind deinetwegen hier.“
„Jesus, Maureen, ich habe dir doch gesagt, wie das für mich ist. Es gibt einen Grund, warum ich Weihnachten nicht mit meiner Familie verbringe. Ich dachte, das hättest du inzwischen verstanden.“
„Familien sollten an Weihnachten zusammen sein.“ Ein aufmüpfiger Ausdruck schlich sich in ihr Gesicht und erinnerte ihn an die verschlossene, voreingenommene Frau, mit der er sich zu Anfang in den Haaren gelegen hatte.
„Nicht jede Familie kann an den Feiertagen so perfekt sein wie deine“, sagte er.
„Perfekt?“ Sie sah ihn ungläubig an. „So denkst du über meine Familie?“
Eigentlich schon, dachte er
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