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Weihnachtsmaerchen Fuer Kinder

Titel: Weihnachtsmaerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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wurde in ein Moosgärtchen gesteckt, in dem gleichfalls rotbeinige Schafe weideten, und hernach wurde feierlichst die große Tasche herbeigeschleppt, die so viele Schätze verschlungen hatte und die sie nun alle wieder herausgeben mußte.
    Die Kinder bekamen Nadeln und Faden, damit fädelten sie die Glasperlen ein, dann wickelten sie feinen Draht um die goldnen und silbernen Nüsse und knüpften lange Seidenfäden an die Konfektstücke. Die Tante hing alles auf, befestigte die Kerzchen an dem Baume, und bald stand er fertig geschmückt vor ihnen. Dann wurden die Spielsachen und Kleidungsstücke, welche die Tante besorgt hatte, herbeigeholt, für jedes Kind wurde ein Päckchen gemacht und sein Name darauf geschrieben. Daß die rosa Puppe und die Peitsche mit dabei waren, versteht sich von selbst.
    Sie waren kaum fertig, als es anklopfte und eine Frau hereintrat, die gar ärmlich, aber reinlich gekleidet war. Die Tante begrüßte sie freundlich und sagte zu ihr: »Liebe Frau, da haben wir, mein Mathildchen, mein Georg und ich, eine kleine Christbescherung für Ihre Kinder hergerichtet. Nehmen Sie alles mit sich, verstecken Sie es daheim, und morgen abend, wenn es fünf Uhr schlägt, zünden Sie den Kinderchen den Christbaum an, da brennt er gerade zur selben Zeit mit dem unsrigen.«
    Die Frau war überglücklich; sie drückte der Tante die Hand, küßte Georg und Mathildchen und packte dann mit deren Hilfe alles wohl zusammen.
    Nun waren aber die Kinder sehr müde sowie die Tante auch. Sie setzte sich mit ihnen noch einen Augenblick auf das Sofa und nahm jedes in einen Arm, da sagte Mathildchen, indem es sein Köpfchen an die Schulter der Tante legte: »Tantchen, ich bin so vergnügt! Ich denke gar nicht mehr daran, daß morgen schon Weihnachten ist, ich meine, es habe mir schon beschert!«
    »Ich bin auch vergnügt, mein Goldkind,« antwortete die Tante, »denn das gibt eine Bescherung nach meinem Sinn. Aus den großen allgemeinen Bescherungen, wo die armen Kinder in fremden Häusern und unter den Augen von fremden Leuten in einen Saal mit einigen Christbäumen getrieben werden, wo sie sich kaum umzusehen, noch weniger sich laut zu freuen wagen, und dann, wenn sie heimkommen, ihr dunkles Stübchen noch dunkler finden, mache ich mir im Grunde nicht viel. Wenn ich ein König wäre, müßte am Weihnachtsabend in jedem Häuschen, wo Kinder sind, ein Christbaum brennen, und wäre er auch nicht größer als meine Hand!«
    Die Tante sagte das eigentlich nur für sich, denn die Kinder hätten es doch nicht verstanden und waren auch schon halb eingeschlafen. –
    Als es aber wieder Abend ward, da brauchte die Tante nichts mehr zu erzählen, denn da war der heilige Christ selber gekommen und hatte alle Wünsche, Träume und Hoffnungen in glückselige Wirklichkeit verwandelt. Georg und Mathildchen waren außer sich vor Freude, sie wußten kaum, was sie zuerst und am meisten bewundern sollten. Mathildchen stand vor einer herrlichen Puppenküche und war bereits in voller Tätigkeit, einen Kuchen zusammenzurühren, da rief sie plötzlich aus ihrem Jubel heraus: »Ach Tante, eben denke ich dran! Jetzt ist es auch hell bei den armen Kindern und beschert es bei ihnen. Das ist doch noch das Allerschönste!«
    »Ja, das Allerschönste!« wiederholte der Georg von seinem neuen Schaukelpferde aus.
     

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