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Weiß wie der Tod

Weiß wie der Tod

Titel: Weiß wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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bedroht?«
    »Nein. Jochen hatte sein Geschäft im Griff. Wenn es da etwas gegeben hätte, wüsste ich es.«
    »Feinde?«
    »Keine mir bekannten.«
    »Gibt es welche, von denen Sie vielleicht nichts wissen?«
    »Nein. Auch wenn Jochen und ich in den letzten Monaten nicht viel miteinander zu tun gehabt haben, so wäre mir das nicht entgangen. Trotz der Unstimmigkeiten waren wir eine Familie. Wir haben alles geteilt.«
    »Sie sagten, dass Sie Ihren Mann am Abend des 13. zuletzt gesehen haben«, führte Michaelis an. »Wieso sind Sie am Abend nach Essen gereist und nicht am nächsten Morgen?«
    »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
    »Nun, Sie haben zwei Kinder im Alter von sechs und acht Jahren. Die Zugfahrt dauert, soviel ich weiß, gut vier Stunden. Sie sind also nicht vor Mitternacht in Essen angekommen. Etwas ungewöhnlich, mit Kindern in der Nacht zu verreisen, finden Sie nicht?«
    Marion Landau hielt inne. Die Frage schien sie zu überraschen. »Ich reise gern nachts, wenn die Züge nicht so überfüllt sind. Und außerdem konnten Katja und Lara bequem im Abteil schlafen. Ich nehme an, Sie haben keine Kinder.«
    Michaelis und Naima gingen nicht darauf ein. Auch wenn sie keine Eltern waren, klang die Antwort nicht überzeugend. Sie hatte etwas von einer Schutzbehauptung. »Sie wurden am Bahnhof in Essen von Ihrer Mutter erwartet, nehme ich an«, sagte Naima.
    »Ja. Sie hat kein Problem damit.«
    »Das heißt, es ist mehrmals vorgekommen, dass Sie mitten in der Nacht mit den zwei Kindern bei Ihrer Mutter aufgetaucht sind?«
    »So habe ich das nicht gemeint. Meine Mutter liebt ihre Enkel und mich. Sie freut sich, wenn wir zu Besuch kommen. Da kümmert es sie nicht, wenn sie uns am Bahnhof abholt, egal zu welcher Uhrzeit.«
    »Dennoch: Es war also nicht das erste Mal, dass Sie mit Ihren Kindern in der Nacht nach Essen gereist sind?«
    »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen. Ich bin hier, um die Leiche meines Ehemannes zu identifizieren. Gut, das habe ich getan. Ja, der Tote ist Jochen Landau. Nun fragen Sie mich nach den Umständen der Besuche bei meiner Mutter. Tut mir leid, aber ich bekomme das nicht zusammen.«
    »Ihr Mann ist getötet worden, Frau Landau«, entgegnete Michaelis, »und wie Sie gesehen haben, auf eine sehr grausame Art und Weise. In diesem Zusammenhang interessiert uns alles, auch, in welcher Beziehung Sie zu ihm standen. Es kommt uns ungewöhnlich vor, dass Sie mit den Kindern offensichtlich des Öfteren nachts zu Ihrer Mutter aufgebrochen sind. Das zeugt nicht von einem harmonischen Umfeld, in dem Ihr Mann die letzten Tage oder Wochen seines Lebens verbracht hat.«
    »Sie können gern meine Mutter befragen, wo ich zur Tatzeit war, wenn Sie darauf hinauswollen.«
    »Das werden wir ohnehin. Doch lieber wäre es uns, wenn Sie uns reinen Wein zu ihrer Ehe einschenkten, bevor wir es von jemand anderem erfahren.«
    Marion Landau führte das Taschentuch wieder ans Auge. Sie wollte Zeit schinden. »Gut«, sagte sie schließlich, »Jochen und ich wollten uns trennen. Ja, es hat schon länger nicht mehr zwischen uns gestimmt.«
    »Das wissen wir bereits«, antwortete Naima, »wir möchten gern von Ihnen hören, warum Sie ausgerechnet in der Nacht nach Essen aufgebrochen sind. Gab es einen Streit zwischen Ihnen und Ihrem Mann?«
    Zögernd kam die Antwort. »Wir hatten eine Diskussion, ja. Ich wollte nicht mehr länger so weitermachen wie bisher, und er entschuldigte es mit seiner Arbeit. Dass er alles nur für uns täte, die Nächte über den Entwürfen und Zeichnungen verbrachte, um uns über Wasser zu halten. Ich sagte ihm, dass wir das Haus verkaufen könnten, dass er wieder in einem Architekturbüro arbeiten könnte, alles sei besser, als so weiterzumachen. Doch er wollte nichts davon hören und beendete die Diskussion.«
    »Was geschah daraufhin?«, fragte Michaelis.
    »Ich habe gepackt und bin gefahren.«
    »Wie hat er darauf reagiert?«
    »Ich nehme an, er hat sich wieder hinter seiner Arbeit versteckt, so wie er es immer getan hat.«
    »Sie hatten an diesem Abend also keinen Kontakt mehr miteinander?«
    »Nein.«
    »Auch die Tage danach nicht?«
    »Wie gesagt, es war eine Trennung, eine vorläufige. Er wusste das, und ich auch. Da gab es nichts mehr zu besprechen.«
    »Hatte Ihr Mann Freunde, an die er sich gewandt haben könnte?«
    »Weswegen?«
    »Um sich auszusprechen oder um sich Rat einzuholen?«
    »Es gab da mal einen Walter, einen Freund aus Studienzeiten. Aber soviel ich weiß, hatten

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