Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
Kapitel 1
Wie viele launische Teenager, deren ganzes Leben sich unverschuldet auf den Kopf stellte, hasste Seth Morgan seine Eltern. Seine ältere Schwester mochte er auch nicht besonders, aber das war kein Vergleich zum Abscheu, den er für seine Mutter und, in marginal geringerem Ausmaß, auch für seinen Vater empfand.
„ Warum müssen wir noch mal in dieses absolute Nest ziehen?“, fragte er frustriert. Seine Augen wanderten lustlos an den alten, eleganten Häusern entlang, an denen sie bei ihrer langsamen Fahrt durch Blackwood Springs vorbeikamen. „Hier ist nichts . Alte-Leute-und-kein-Internet-nichts.“
„Natürlich gibt es hier Internet “, erwiderte seine Mutter hörbar genervt. „Es muss welches geben, immerhin fangen hier bald die Dreharbeiten an.“
„ Natürlich. Die Dreharbeiten .“ Seth ließ seinen Kopf mit einem dumpfen Laut gegen die Scheibe sacken.
„ Es ist nett hier, und wir werden für mindestens zwei Jahre bleiben. Finde dich damit ab.“
„Ja, finde dich damit ab “, grinste Hailey, ohne vom Bildschirm ihres Smartphones aufzusehen. „Es sind ja nur zwei Jahre.“
„ Es wird keine Dreharbeiten geben, wenn ich ihr den Arm breche“, maulte Seth.
„ Du hast doch nicht gerade-”, empörte sich sein Vater.
„ Darüber macht man keine Witze! Wenn du keinen Hausarrest willst, hältst du jetzt besser den Mund. Ehrlich, wie oft muss ich dir noch sagen-“
„ -dass ich Hailey nicht bedrohen soll, nicht mal zum Spaß, ja, ja, Himmelherr gott noch mal, Mom.“
„Seth! “, schimpfte sie. „Denkst du, das ist witzig? Willst du, dass wir auf der Straße landen? Denn das wird passieren, wenn dieser Vertrag platzt!“
„Oh Mann, komm wieder runter. “ Schnaubend rollte Seth mit den Augen und lehnte sich so weit von ihr und Hailey weg, wie es im Auto möglich war. Sein Atem kondensierte am Autofenster und ließ alles hinter einer Wand aus Nebel verschwinden. Häuser, große, saftige Bäume und hellgrünes Gras, sein eigenes, dunkeläugiges Spiegelbild, all das wurde blass und nebensächlich. Die laute Metalmusik, die aus seinen Kopfhörern röhrte, verstärkte das merkwürdige, losgelöste Gefühl noch, das über seinen Nacken herab zu den Armen und von dort zu seinen nackten Füßen kroch.
Als sein Vater ein paar Minuten später anhielt, musste Seth sein beschlagenes Fenster freirubbeln, damit er sein neues Zuhause richtig sehen konnte … nur sah das Haus nicht wie ein Ort aus, an dem irgendjemand gerne leben würde. Es war im Gegenteil sogar das gruseligste Haus, das er je gesehen hatte, und das, obwohl es ein geradezu perfekter Sommertag war, die Farbe frisch und die Hecke vor dem Haus ordentlich gestutzt. Er fühlte sich, als wären sie inmitten eines Horrorfilms gelandet.
„Das ist nicht euer Ernst, oder? “, brach es aus ihm hervor. „ Da drin sollen wir leben?“
Seine Mutter wandte unnatürlich langsam den Kopf zu ihm herum. „Du hattest jede Menge Zeit, dein Veto einzulegen“, entgegnete sie drohend. „Es ist deine eigene Schuld, wenn du stattdessen lieber bei deinen Freunden schmollst.“
„ Aber … sie haben Das Haus an der Friedhofsmauer in so einem Kasten gedreht! Das ist unheimlich!“
Hailey lachte schnaubend. „ Das Haus an der Friedhofsmauer ? Ist das dein Ernst? Das sieht mehr nach Charmed aus, du Warmduscher.“ Sie öffnete ihre Tür und kletterte aus dem Wagen. Bevor sie sie wieder zuschlug, sagte sie: „Sei nicht so ein Mädchen und komm, oder ich suche mir das beste Zimmer aus und du kannst sehen, wo du pennst.“
Ein weiterer S chauder kroch über Seths Arme. „Ich gehe da nicht rein.“
„Dave …“, sagte Seths Mutter bedeutungsvoll.
„Mach jetzt keinen Ärger “, sagte sein Vater knapp. „Ich bin sieben Stunden am Stück gefahren und verdammt müde. Ich will nur noch Pizza, ein Bier und mein Bett. Was ich nicht will, ist ein melodramatischer Teenager, der mir den Feierabend versaut.“
„Ihr könnt ja gehen, aber gebt mir dann nicht die Schuld, wenn euch ein irrer Mörder im Schlaf abschlachtet “, erwiderte Seth, verschränkte seine von Gänsehaut überzogenen Arme vor der Brust und sank noch etwas tiefer in den Sitz.
„Okay “, sagte seine Mutter nach einigen Sekunden angespannter Stille knapp. „Dann bestellen wir eben ohne dich und du kannst die Reste aus der Kühlbox essen. Das reicht locker bis morgen früh.“
„ Ugh, das ist unfair. Ich esse auf keinen Fall Dads gammelige Corned Beef
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