Weiß wie der Tod
committed.
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Luansi Benguela hatte sich immer gefragt, wie die Höhle eines Hackers wohl aussehen mochte. Er stellte sich zig Monitore vor, ebenso viele Rechner, Keyboards und Mäuse ineinander verknäult, Fast Food über den Boden verstreut und dergleichen mehr.
Er wurde nicht enttäuscht. Alexejs Folterkammer traf seine Vorstellung bis auf die leeren McDonald’s-Schachteln recht genau. Stattdessen benötigte er eine Unmenge an Süßigkeiten und eine selbstgebaute Tüte mit Schwarzem Afghan, um die notwendige Konzentration herzustellen.
Das Licht war bis aufs Minimum gedimmt. Zum Einsatz kamen zwei Rechner, die die anstehende Arbeit erledigen sollten. Nummer eins durchsuchte die deutsche Subdomain von Spaceweb nach den gewünschten Profilen, Nummer zwei sollte die gewonnenen Bilder mit der Aufnahme Polykarps vergleichen. Dragan hatte ihnen alles Notwendige zur Verfügung gestellt.
»Ich bin so weit«, sagte Naumov, nachdem er die Spaceweb-Seite im Browser aufgerufen hatte.
»Du bist sicher, dass das funktioniert?«, fragte Benguela.
»Ich sehe keinen Grund, wieso nicht. Alles nur Bits und Bytes.«
»Na gut. Dann lass uns loslegen. Welche Informationen brauchst du?«
»Zurzeit sind mehrere Tausend User bei Spaceweb mit einem Profil angemeldet. Alle zu durchsuchen würde nicht nur dauern, sondern wäre auch ziemlich unsinnig. Um den Vorgang abzukürzen, werden wir unsere Suche nach Polykarp auf die bekannten Fakten beschränken.«
Er rief die erweiterte Suchfunktion auf. Auf dem Monitor erschien eine Eingabemaske, die verschiedene soziodemographische Auswahlmöglichkeiten bot.
»Beginnen wir mit dem Geschlecht. Wir suchen einen Mann. Deaktivieren wir also Frau und Beides.
Als Nächstes das Alter. Dragan schätzt Polykarp auf zirka dreißig. Richtig?«
Benguela vergewisserte sich in der Akte. »Ja.«
»Erweitern wir das auf fünfundzwanzig bis fünfunddreißig.«
»Wenn du meinst.«
Naumov ließ die Mörderdröhnung knistern und inhalierte tief. »Auch mal?«
Benguela lehnte dankend ab. »Weiß Hortensia, dass du Drogen nimmst?«
»So wie ihr Alkohol, Koffein, Tabak und was sonst noch an Muntermachern einwerft, um fit zu bleiben?«
»Okay, lass uns weitermachen.«
Naumov konzentrierte sich wieder auf die Eingabemaske. »Ob Polykarp Single oder verheiratet und weswegen er bei Spaceweb unterwegs war, lassen wir erst mal frei. Kommen wir zum Ort. Ich schlage vor, wir suchen nur nach Männern aus Deutschland, die ihr Profil mit einem Foto ausgestattet haben.
Und jetzt kommen wir zu einer interessanten Filterfunktion für unsere Zwecke. Wir können anhand einer Postleitzahl den maximalen Radius eingeben, in dem sich der Gesuchte befinden soll. Also für den Auffindeort der Leiche in Hamburg, beginnend mit der Postleitzahl 20095, soll Polykarp nicht weiter als hundert Kilometer entfernt gewohnt haben. Wenn der Filter zu eng gesetzt ist, können wir ihn später wieder erweitern.
Bleiben jetzt noch die persönlichen Informationen wie Ethnie, Figur und Größe. Laut Obduktionsprotokoll handelt es sich bei Polykarp um einen schlanken Europäer mit einer Körpergröße von …?«
»Eins zweiundachtzig.«
Naumov vervollständigte die Eingabe. »So, und wenn Polykarp jetzt ein ehrlicher Mensch war, sollten wir gute Chancen haben, ihn zu finden. Sofern er ein Profil und ein passendes Foto eingestellt hat.«
»Was meinst du mit ehrlicher Mensch? «
»Er könnte sich anders beschrieben haben, als er in Wirklichkeit war. Du kennst das doch aus den Bekanntschaftsanzeigen. Auf dem Papier ein Prinz, in der Realität ein Frosch.«
Naumov bestätigte die Suchanfrage mit einem Klick. Nach drei Sekunden erschien das Ergebnis. Vierzehn Treffer. Alle mit Foto, allerdings in unterschiedlicher Güte und Perspektive.
»Erkennst du ihn schon?«, fragte Naumov.
Benguela studierte und verglich jedes einzelne Bild mit dem in der Akte. Zwei Fotos waren dabei, die eine Comic-Figur zeigten. Die restlichen waren brauchbar.
»Schwierig.«
»Dafür haben wir unsere Vergleichs-Software, frisch aus den Entwicklerstudios.«
»Wie bist du da rangekommen?«
»Frag nicht. Zuvor muss ich die Profile sichern. Dafür kommt dieses kleine Programm zum Einsatz.«
»Was macht es?«
»Es ruft jedes gefundene Profil auf und speichert es mit Bild und persönlichen Daten in einer Datenbank ab. Einfach und effektiv.«
Naumov drückte die Return-Taste, und los ging’s. Profil um Profil wurde aufgerufen, eingelesen und abgespeichert. Der
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