Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
Bei diesem sauteuren Designerstück kennt Herrchen keinen Spaß.«
Okay, sie hat es offenbar tatsächlich erschnuppert. Ich richte mich zu voller Größe auf und starre Carolin an. Sieht sie irgendwie anders aus? Irgendetwas, das ihren plötzlich sensationellen Geruchssinn erklären könnte? Nein, alles völlig normal und wie immer: Carolin hat ihre blonden langen
Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, die hellen Augen strahlen, und ihre Nase ist kein Stück größer geworden. Sehr seltsam. Seeehr seltsam!
Bevor ich aber noch dazu komme, Carolin eingehender zu untersuchen, springt sie vom Sofa auf.
»Ich lege mich ins Bett. Hier wird mir ja ganz anders, ich fürchte, die Couch muss erst einmal auslüften. Schäm dich, Herkules!«
»Und du bist dir wirklich sicher, dass sie es gerochen hat?« Auch Herr Beck guckt erstaunt, als ich ihm am nächsten Tag von der Sofageschichte erzähle. Und das will etwas heißen. Denn der dicke schwarze Kater hat schon ziemlich viele Jährchen auf dem Buckel und mit Menschen wohl alles erlebt, was man als Vierbeiner so mit ihnen erleben kann. Seit ich ihn im Sommer vor zwei Jahren kennen gelernt habe, ist er deswegen nicht nur mein bester Freund, sondern auch mein wichtigster Ratgeber geworden.
»Ich meine, vielleicht hat sie es auch nur erraten. Du lagst immerhin neben dem Teil, und vielleicht hast du gleich so schuldbewusst geschaut.«
Ich schüttle den Kopf.
»Nee, völlig ausgeschlossen. Zum einen hatte ich überhaupt kein schlechtes Gewissen. Und zum anderen habe ich wirklich einen Sicherheitsabstand zwischen das Teil und mich gebracht, bevor Carolin ins Zimmer gekommen ist. Nicht nur das: Sie hat sogar behauptet, ihr würde ganz anders von dem Geruch.«
»Hm.« Beck guckt nachdenklich und rückt von dem Treppenabsatz unseres Hauseingangs näher an die Hauswand heran. Tatsächlich hat es angefangen zu schneien, und wie die meisten Katzen ist Beck wettertechnisch ein echtes Weichei.
Wenn mein Opili – Gott hab ihn selig! – das sehen könnte, es würde ihn in seiner Meinung über diese Gattung vollauf bestätigen. Ich bleibe selbstverständlich wie angenagelt liegen und trotze dem Schneesturm. Na ja, drei Flocken mindestens haben schon meine Nase gestreift. Ich muss niesen. Herrn Beck scheint das an unser Ausgangsthema zu erinnern.
»Ja, ja, die Nase. Damit hat sie dich also ertappt. Für einen Menschen ist das wirklich eine unglaubliche Leistung. Selbst mir fällt es mittlerweile schon deutlich schwerer, Duftmarken exakt zuzuordnen. Das Alter!« Er seufzt. »Ist dir denn sonst noch etwas aufgefallen? Vielleicht sind das ja Anzeichen irgendeiner seltenen Krankheit?«
Ich denke kurz nach.
»Nein. Oder, na ja. Ich finde, Carolin ist in letzter Zeit immer sehr müde. Normalerweise dreht sie bei schönem Wetter gerne eine Extrarunde mit mir im Park. Das ist schon länger nicht mehr vorgekommen, sie ist immer zu schlapp dafür. Meinst du, ich muss mir Sorgen um Carolin machen?«
Becks Schwanzspitze zuckt. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er nachdenkt.
»Tja, so spontan weiß ich damit auch nichts anzufangen. Geruchsempfindlichkeit und Müdigkeit – habe ich so als Krankheitssymptome beim Menschen noch nicht erlebt. Beim Kater erst recht nicht. Vielleicht sind das auch alles nur Zufälle? Ihre Nase hatte heute nur einen guten Tag, und außerdem ist es ihr momentan schlicht zu kalt, um mit dir spazieren zu gehen? Ich fürchte, wir müssen das weiter beobachten, mein Freund. Nur so kommen wir zu einer fundierten Diagnose.«
Ich nicke, dann wälze ich mich hoch und trotte Richtung Terrassentür zur Werkstatt. Beobachten ist bestimmt eine gute Idee, und wenn ich schon dabei bin, kann ich auch gleich
mal beobachten, ob sich schon etwas Essbares in meinem Napf befindet.
Carolin läuft in dem großen Raum mit den Werkbänken hin und her und telefoniert. Aus der kleinen Küche hinter dem Flur, in der sich Caro und ihr bester Freund und Kollege Daniel immer Tee oder Kaffee kochen, höre ich es verdächtig klappern. Vielleicht denkt wirklich jemand an mich? Muss ja nicht unbedingt frisches Rinderherz sein, eine Zwischenmahlzeit in Form von Hundekuchen würde mir auch gefallen.
Hoffnungsfroh renne ich hinüber und schaue durch die Tür: Tatsächlich hantiert Daniel mit einem Karton. Ich schnuppere kurz in die Luft – nein, bedauernswerterweise sind keine Hundekuchen darin, sondern wohl nur die kleinen Papiertüten, in die er immer das Kaffeepulver füllt. Vielleicht
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