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Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin

Titel: Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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gedacht und jetzt war er erschöpft und müde -, sondern einzig und allein Ruth O'Hara. Damals, als er sie auf der Venus verließ, hatte niemand geahnt, dass es ein Abschied werden würde. Nun wurde daraus ein Abschied für immer.
    Als Brandis auf den Hof hinaustrat, zögerte er kurz. Die beiden Polizisten verstärkten ihren Druck. Er spannte seine Schultern und ging weiter. Feiner Nieselregen schlug ihm ins Gesicht.
    Ein Kreidekreuz an der grauen, nassen Betonwand kennzeichnete die Position, die er einzunehmen hatte. Die beiden Polizisten führten ihn darauf zu.
    Das Exekutionskommando war bereits angetreten: zwölf Sicherheitspolizisten in grauen Uniformen, die Lasergewehre bei Fuß. Ihre olivgrünen Helme schimmerten feucht. Im fahlen Licht wirkten die gekrümmten Mongolenschwerter darauf noch gelber, als sie eigentlich waren. Drei Schritte von ihnen entfernt stand der kommandierende Offizier. Sein flächiges Gesicht mit den breiten Wangenknochen war ohne jeden erkennbaren Ausdruck.
    Vor der Mauer blieb Brandis stehen, das Gesicht den Soldaten zugewandt. Die beiden Polizisten fassten ihn bei den Schultern und drehten ihn herum.
    Nun verblasste in Brandis auch die Erinnerung an Ruth und alles, was ihn noch zu beschäftigen vermochte, war die Überlegung, wie paradox es doch war, dass die Menschen in all den Jahrtausenden ihrer geschichtlichen Entwicklung im Grunde nichts dazugelernt hatten. Unter der dünnen Tünche der Zivilisation brach immer wieder die alte Barbarei hervor. Der Mensch als des Menschen Freund: Nicht einmal in der EAAU, die dieses Ideal ein halbes Jahrhundert lang zum Fundament ihrer Verfassung gemacht hatte, war es damals verwirklicht worden.
    Die Polizisten ließen Brandis los und traten zur Seite. Der Regen wurde merklich stärker.
    Wer, dachte Brandis, hatte die Mauern dieser Art je gezählt, wer die Namen all der Männer und Frauen notiert, die davor ihre letzten, einsamen Sekunden verbrachten? Eine Stimme -wohl die des kommandierenden Offiziers - gab einen kurzen Befehl. Die angetretenen Soldaten entsicherten ihre Waffen.
    Brandis' Stirn berührte den kalten Beton. Der Regen peitschte ihm den Nacken und nässte seine Schultern. Brandis spürte es nicht mehr.
    Auf eine geheimnisvolle Art hatte sich ein Teil seines Ichs von ihm abgespalten und registrierte alles, was geschah, mit sonderbarer Hellsichtigkeit und Schärfe, als gälte es, diese Sekunden unverlierbar hinüber in die Ewigkeit zu retten.
    Der Mensch mit seinen wunderbaren Fähigkeiten, dachte Brandis, hat sich den Himmel aufgestoßen, aber er hat die Hölle mit auf die Reise genommen. Und niemand ist mehr da, der ihm die Augen öffnet. Vielleicht liegt es daran, dass es zu viele Generäle auf der Welt gibt. Woher sie auch kommen, welche Namen sie auch tragen, im Grunde sind sie sich alle gleich.
    Die Stimme im Hintergrund, kühl und diszipliniert, erteilte einen neuen Befehl.
    Brandis hob den Kopf.
    Die beiden Ichs vereinigten sich wieder. Brandis atmete tief die feuchte Luft in sich ein und seine Muskeln spannten sich.
    Wenn ich noch einmal leben dürfte, dachte er, würde ich es noch einmal versuchen. Ich weiß, das es anders sein kann.
    5.
    Als ich erkannte, dass ich mich mit drei Schweren Kreuzern eingelassen hatte, befand sich Delta VII bereits im Gefecht. Bis zur letzten Sekunde hatte ich an meiner Behauptung festgehalten, es handele sich lediglich um drei Zerstörer der Taurus- Klasse; nun wurde ich schlagartig eines anderen belehrt. Wohl gab es zu diesem Zeitpunkt noch die Möglichkeit, unter Ausnützung unserer überlegenen Geschwindigkeit das Heil in der Flucht zu suchen, doch dann hätte ich meinen Irrtum eingestehen müssen, und hierzu konnte und wollte ich mich nicht überwinden.
    Als ich das Waffensystem entsicherte, fegte ich meine letzten Bedenken beiseite.
    »Pilot an Navigator! Notieren Sie: 04.18 Uhr Metropoliszeit.
    Delta VII eröffnet das Feuer!«
    »Ich notiere, Sir.«
    Vor der Schwärze des Firmaments wirkten die drei Schweren Kreuzer wie silbrige Delfine. Einen Herzschlag lang verspürte ich ein Gefühl des Triumphs. Mein aus der Sonne heraus vorgetragener Angriff traf sie völlig unerwartet und überraschend. Doch dieser Triumph verflog im Handumdrehen, als der Pulk plötzlich auseinander stob und ich begriff, dass der in Wirklichkeit Überrumpelte ich selber war. Mit der geschmeidigen Eleganz einer sich öffnenden Blume tat sich die Falle auf und Delta VII stieß mitten hinein.
    Drüben blitzte es auf.

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