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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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schnappen Sie sie sich!«
    Kincaid rannte auf den Wagen zu, und dann taumelte Ellen Miller-Scott heraus, ihre Handgelenke fest im Griff von Kincaids Hand. Er drehte sie um und stieß sie hart gegen den Wagen, um sie nach Waffen abzutasten.
    Cullen beugte sich zur Beifahrertür hinein, und als er sich wieder aufrichtete, hielt er eine kleine, elegante Pistole in der Hand. »Dieses verdammte Miststück!«, rief er und hielt die Waffe hoch. Gemma wusste, dass er das unvermeidliche Adrenalintief spürte. »Verdammte Scheiße, sie hatte eine Waffe! Das Miststück hätte mich glatt abgeknallt!«
    Ellen Miller-Scott drehte sich zu Kincaid um. »Sie können mir nichts nachweisen.« Auch jetzt, als sie hilflos dastand, eingeklemmt zwischen Kincaid und dem Landrover, hatte ihre Stimme den gelangweilten, affektierten Ton einer Salonplauderei. »Ich habe mich nur gegen Belästigungen gewehrt. Mein Anwalt wird sich mit Ihrem Polizeipräsidenten in Verbindung setzen, bevor Sie wissen, wie Ihnen geschieht.«
    Erika befreite sich aus Gemmas Umarmung, stand auf und humpelte auf Ellen Miller-Scott zu. Ihre Haare hatten sich aus dem Knoten gelöst und fielen in einer regelrechten Mähne um
ihre Schultern, und als sie anklagend mit dem Finger auf Ellen Miller-Scott zeigte, sah sie aus wie eine losgelassene Furie.
    »Das war die Waffe Ihres Vaters«, sagte sie mit kalter, klarer Stimme. »Und Sie sind die Tochter Ihres Vaters. Ich werde dafür sorgen, dass Sie in der Hölle schmoren.«

23
    Und ich behaupte nicht, dass die Liebe uns glücklich mache - das behaupte ich am allerwenigsten. Wenn überhaupt, neige ich zu der Ansicht, dass sie uns eher unglücklich macht; sei es unmittelbar, wenn wir in der Falle der Unvereinbarkeit zappeln; sei es später, wenn der Holzwurm über Jahre vor sich hin gebohrt hat und der Bischofsthron endlich zusammenbricht. Aber es ist möglich, dies zu glauben und dennoch darauf zu beharren, dass die Liebe unsere einzige Hoffnung ist.
     
    Julian Barnes, Eine Geschichte der Welt in 10½ Kapiteln
    Am Freitagmorgen war Gemma pünktlich zu Beginn der Besuchszeit im Krankenhaus. Zum ersten Mal gelang es ihr, den behandelnden Arzt zu erwischen, als er zur Visite kam.
    »Ich will, dass Sie mir die Wahrheit sagen«, forderte sie ihn auf, nachdem sie ihn beiseitegenommen hatte. »Wie ernst ist es?«
    Der Arzt sah sie prüfend an, als suchte er nach Anzeichen von Hysterie, und zuckte dann mit den Achseln. Er sah müde aus, und seine Haut hatte einen leichten Graustich, wie bei Menschen, die regelmäßig zu wenig schlafen und zu viel arbeiten.
    »Leukämie ist natürlich eine sehr schwere Krankheit«, sagte er. »Aber Ihre Mutter scheint auf die Behandlung anzusprechen. Es ist noch zu früh, um etwas Konkretes sagen zu können, aber es gibt noch andere Optionen, falls die Chemotherapie nicht anschlägt.«

    Damit musste Gemma sich vorläufig zufriedengeben. Sie wartete, bis ihre Mutter von ihrer Behandlung zurückkam, und saß dann an ihrem Bett, währendVi döste.Als sie aufwachte, erzählte Gemma ihr ein wenig von Erika und den Ereignissen des gestrigen Abends, wobei sie wohlweislich kein Wort darüber verlor, wie haarscharf sie an einer Katastrophe vorbeigeschrammt waren. Sie war selbst noch nicht so weit, dass sie darüber nachdenken konnte.
    »Wird sie verurteilt werden?«, fragte Vi.
    »Es ist noch zu früh, um etwas Konkretes sagen zu können«, antwortete Gemma mit den Worten des Arztes. »Wir müssen eine Menge Beweismaterial durchgehen.«
    »Und du willst nichts davon verpassen.Also geh schon«, schalt Vi ihre Tochter. »Ich habe schließlich nichts davon, wenn du hier rumsitzt und mir alberne Zeitschriften vorliest.« Sie wedelte mit dem Hello!- Magazin vor Gemmas Nase herum, als wollte sie eine lästige Fliege verscheuchen.
    »Aber ich will doch bei dir …«
    »Gemma, du bist auch nicht besser im Däumchendrehen als ich. Und ich bin ja noch eine Weile hier. Unkraut vergeht nicht, das weißt du doch.«
    Gemma lachte. »Das hast du jetzt gesagt. Aber gut, du hast mich überredet.« Sie stand auf. »Der Stationspfleger hat gesagt, ich darf morgen Kit mitbringen. Und Toby bastelt dir heute in der Vorschule eine Karte.«
    Vi nestelte an ihren Haaren und meinte: »Dann muss ich ja wohl Cyn bitten, mich ein bisschen zurechtzumachen, wenn ich Besuch von zwei so gut aussehenden jungen Herren bekomme.«
    Doch als Gemma sich vorbeugte, um ihre Mutter auf die Wange zu küssen, nahmVi ihre Hand und drückte sie.

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