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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wenig herum und fuhr leicht mit dem Finger über die Tasten. Ein glockenheller Klang ertönte, so leise, dass sie fast glauben konnte, sie hätte ihn sich nur eingebildet, und doch schien er in jeder Faser ihres Körpers nachzuhallen.
    Ohne Erika anzusehen, sagte sie: »Ich habe heute einen Anruf bekommen. Von der Frau von Duncans Cousin Jack. Meine Freundin Winnie, die anglikanische Pfarrerin. Sie ist schwanger.«
    »Ah. Und wie geht es Ihnen damit?«
    »Ich weiß nicht recht. Ich bin glücklich, aber auch irgendwie traurig. Eifersüchtig.Verwirrt.«
    »Ja.« Erika nickte. »Das wundert mich nicht. Haben Sie es schon Duncan erzählt?«
    »Noch nicht. Ich war in der Stadt und habe meine Mutter besucht.«

    »Dann sollten Sie jetzt hingehen und es ihm sagen. Das ist ein Grund zum Feiern.«
    »Ja, das sollte ich wohl, nicht wahr?« Gemma wurde plötzlich von einem rauschhaften Hochgefühl erfasst – wie von Champagnerbläschen, die in ihren Adern prickelten. Sie hätte am liebsten laut gelacht.Winnie war schwanger.
    Sie stand auf, ging zu Erika und ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder, sodass sie zu ihr aufblicken konnte. Für einen flüchtigen Moment sah sie die junge Frau, in die Gavin Hoxley sich verliebt hatte und die den Sprung gewagt hatte, seine Liebe zu erwidern, ohne einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden. »Werden Sie auch allein zurechtkommen?«
    »Zurechtkommen dürfte ich schon.« Erika lächelte, und da war es wieder, das verschmitzte Funkeln in ihren dunklen Augen. »Aber ich denke, ich werde meinen Freund Henri zum Abendessen einladen.«
     
    Gemma ging die Arundel Gardens hinunter, und sie hatte das Gefühl, dass bei jedem ihrer Schritte das Pflaster unter ihren Sohlen federte. Die Sonne schien von einem makellos blauen und wolkenlosen Himmel herab, und die Luft war wie eine kristallklare Substanz, in der sie schwamm wie ein Fisch im Wasser.
    Als sie zum Markt in der Portobello Road kam, kaufte sie an dem Stand an der Ecke zwei Dutzend rote Tulpen, und während die Verkäuferin den Strauß einwickelte, sah Gemma vor ihrem inneren Auge schon den lebhaften Farbtupfer, den die Blumen vor der weißen Wand des Wohnzimmers bilden würden, wenn sie sie auf den Bücherschrank stellte. Ein paar Schritte weiter kaufte sie Erdbeeren und Spargel. Sie ließ sich reichlich Zeit mit der Auswahl, als wäre es von enormer Wichtigkeit, dass sie genau die richtigen aussuchte. Scharen von Menschen wälzten sich durch die Straße, alle wollten den schönen Tag zu einem
Einkaufsbummel nutzen, doch heute machte Gemma das Gedränge und Geschiebe ausnahmsweise überhaupt nichts aus, und die farbenfrohen Kleider der Passanten und die bunten Markisen über den Ständen schienen ihr geradezu unnatürlich intensiv.
    Die Blumen unter einen Arm geklemmt, schwenkte sie mit der anderen Hand die Tüte vom Obst-und-Gemüse-Stand, während sie weiter die Straße hinunterschlenderte und beiläufig die Auslagen der Geschäfte betrachtete. Sie überlegte, ob sie sich vielleicht ein Paar Schuhe kaufen sollte, oder ein billiges Armband an den Ständen unter der Westway-Überführung, irgendetwas vollkommen Verrücktes, was eigentlich überhaupt nicht zu ihr passte.
    Aber als sie kurz vor dem Westway am Stand eines Fotografen vorbeikam, blieb ihr Blick an einem Bild hängen. Sie kaufte es, ohne nachzudenken, drückte dem Mann mit einem Lächeln den Schein in die Hand und begutachtete im Weitergehen ihren Fund. Das Haus glaubte sie wiederzuerkennen, es war hier ganz in der Nähe, doch sein cremefarbenes Mauerwerk und das Ultramarinblau eines Erkerfensters im Erdgeschoss dienten nur als Hintergrund für die anmutig geschwungenen Äste eines Apfelbaums, der den ganzen Rahmen ausfüllte, seine Krone ein Meer von weißen Blüten.
    Es war eine alltägliche Szene, schlicht und unkompliziert, voller Verheißung.
     
    Duncan kam ihr in der Diele entgegen, um ihr die Einkaufstüten und die Blumen abzunehmen. »Ich hätte dir doch welche gekauft«, sagte er.
    »Ich weiß.« Sie folgte ihm in die Küche. »Aber ich wollte sie gerne selber kaufen. Kit ist bei Dad in der Bäckerei geblieben. Wo sind denn Toby und die Hunde?«
    »Ich habe Toby sein Mittagessen gemacht und sie dann alle miteinander rausgeschickt. Sie sind heute früh durchs Haus getobt,
als hätten sie den Teufel im Leib. Frühlingsgefühle … Soll ich eine Vase holen, oder willst du...« Er brach ab und sah sie verdutzt an. »Was ist denn? Hab ich eine Stelle beim Rasieren

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