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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Susanne war wieder einmal von Rauchern umgeben - und fing an zu erzählen. Der Nachtportier wirkte bedächtig und solide, so, wie man sich einen zuverlässigen Zeugen wünschte.
    »Ich ging zum Eingang, um eine Zigarette zu rauchen. Da sah ich den Mann hier am Boden liegen. Und da waren noch drei andere. Ein Großer ging gerade auf einen Kleineren, Dünneren los und hat ihn niedergeschlagen. Ich bin nicht sofort hin, weil ich dachte, es sei eine Schlägerei unter besoffenen Pennern... Obdachlosen, meine ich. Da bekommt man leicht selber eins auf die Nase. Immerhin war ich allein. Ich konnte ja nicht ahnen, dass der Mann am Boden unser Dompropst ist... Die dritte Person war wohl eine Frau. Der große Mann und sie sind dann weggerannt... «
    »Woher wissen Sie, dass es Obdachlose waren?«, fragte Susanne.
    »Ach, das sieht man doch meistens schon von weitem. Aber der kleinere Mann war keiner. Er trug einen gepflegten dunklen Anzug. Als ich hinlief, um ihm zu helfen, ist er aufgesprungen und weggerannt. Da in der Gasse ist er verschwunden.« Er zeigte Richtung Dombauhütte.
    Tönsdorf kratzte sich am Kopf. »Ein großer Kerl und eine kleine schmächtige Frau ... Das könnten Hannes und Karla gewesen sein.«
    Susanne schaute Tönsdorf fragend an. Er war der Penner-Experte im Kommissariat, vielleicht weil er selbst eine ausgeprägte Affinität zum Alkohol hatte.
    »Dürfte nicht schwierig sein sie aufzutreiben. Ich kümmere mich drum.«
    Er ging zu einem der Streifenwagen. Nachdem sich Susanne beim Portier bedankt hatte, wandte sie sich an Franziska von der Spurensicherung: »Ist der Propst ausgeraubt worden?«
    Franziska schüttelte den Kopf und hielt ihr den Plastikbeutel mit dem Tascheninhalt des Toten hin. »Ein gut gefülltes Portmonee. Eine Brieftasche mit mehreren Kreditkarten. Auch die hohe Geistlichkeit nimmt am elektronischen Zahlungsverkehr teil.«
    Susanne grinste. »Hatte er denn sein Handwerkszeug nicht dabei, ich meine, Bibel und Rosenkranz und dieses Zeug?« Sie musste sich eingestehen, dass sie neugierig war, was ein Priester so alles bei sich trug. Sie hatte noch nie die Taschen eines Geistlichen durchsucht.
    Franziska war es offensichtlich genauso gegangen. Sie hob die Schultern.
    »Enttäuschend weltlicher Tascheninhalt, würde ich sagen. Eher wie bei einem Geschäftsmann. Allerdings trug er keine Schlüssel bei sich. Möglich, dass die ihm gestohlen wurden.«
    »Was ist mit der Staatsanwaltschaft?«, fragte Susanne. Franziska machte eine wegwerfende Handbewegung. »Der alte Jendrik war kurz da, hat sich die Leiche angeguckt und ein paar Worte mit dem Domdechanten gewechselt. Als wir ihm gesagt haben, dass du die Ermittlungen leitest, meinte er, dann sei der Fall ja in guten Händen, und ist wieder abgedüst.«
    Dass die Kölner Staatsanwaltschaft sich am liebsten aus der Ermittlungsarbeit heraushielt, passte vielen von Susannes Kollegen überhaupt nicht, weil sie dadurch die ganze Verantwortung allein am Hals hatten. Susanne wusste dieses System aber zu schätzen. Sie zog es vor, bei der Arbeit freie Hand zu haben.
    Sie schaute noch einmal zu dem Toten hinüber. Er war wirklich ein attraktiver Mann. Sie seufzte. »Okay, schafft ihn in die Pathologie.«
    Am Dom gab es viele Schatten, in manchen mondlosen Nächten schien er geradezu aus Schatten gebaut zu sein. In einem dieser Schatten hatte er gestanden und beobachtet, wie die Polizei die Leiche abtransportierte.
    Er sah das Erkennen, den Moment jähen Entsetzens in Osters Blick, als er den tödlichen Schlag ausführte. Im Grunde gab es keinen Tod, nur einen Wechsel von einem Energiezustand in einen anderen - vom Himmel in die Hölle oder umgekehrt. Für Osters Seele war es ohne Zweifel eine Erlösung gewesen, vom sündigen Fleisch befreit zu werden. Schlaff wie eine Stoffpuppe war die tote Hülle zu Boden gefallen. Er hatte sich gebückt, mit dem Finger etwas Blut aus Osters seidigem silbernem Haar gestrichen und daran geleckt. Ein unangenehm süßlicher Geschmack. Das Blut Christi hatte gewiss anders geschmeckt. Osters Blut war von Sünde verdorben, auch wenn sein Herz so unschuldig und rein gewesen sein mochte wie das eines Kindes. Natürlich hatte er ein wenig geweint, als er den Toten dort liegen sah, denn er liebte alle Menschen. Gerade darum hatte er dieses Leben auslöschen müssen. Oster war im Begriff gewesen das große Ziel zu gefährden. Nicht aus böser Absicht, das gewiss nicht.
    Aber es wäre unklug gewesen, ein derartiges Risiko

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