Wenn Eltern es zu gut meinen
Kinder und Erwachsenen davon betroffen, unabhängig von ihrer sozialen Schicht, weil diese Betonung weithin die Identität und Werte Erwachsener bestimmt. In den Medien, den Schulen und der Werbung wird das Ideal, außergewöhnlich und besonders zu
sein, auf eine Art und Weise hervorgehoben, die sich auf uns alle auswirkt im Hinblick darauf, wie wir von uns denken.
Ich versichere Ihnen, meine Leserinnen und Leser, dass ich ausgiebig über Ihre sensiblen Punkte, Ängste und Schmerzen im Zusammenhang mit der Selbstwertfalle nachgedacht habe. Doch um ein Buch zu schreiben, das Sie, wie ich hoffe, mühelos und rasch lesen können, musste ich einen Schwerpunkt setzen. Mir ist durchaus bewusst, dass mein Ansatz nicht immer erschöpfend ist oder konkret auf jedermanns Situation zutrifft. Neben dem Thema der Geschlechtszugehörigkeit gibt es weitere Themen, die ich im vorliegenden Buch ausgespart habe, nämlich Missbrauch, Vernachlässigung und Trauma. Wenn Sie als Kind oder Erwachsener ein Trauma erlitten haben, klingen einige meiner allgemeineren Aussagen vielleicht abstoßend oder unpassend. Ich bitte um Ihre Nachsicht. Ich konzentriere mich hier auf ein spezielles und weit verbreitetes Phänomen: Wie es sich auswirkt, besondere Be gabungen, individuelle Leistung und hohe Ansprüche in den Vordergrund zu rücken, als hätte jeder das Zeug dazu, außergewöhnlich zu sein. In manchen Fällen bin ich über die Feinheiten dieses Problems hinwegge gangen, um das zentrale Thema so klar wie möglich herausarbeiten zu können.
Meine Recherchen und Interviews
Schon bald nachdem ich mit den Recherchen für dieses Buch begonnen hatte, beschloss ich, für die Darstellung der Selbstwertfalle prinzipiell nicht auf meine
eigenen psychotherapeutischen Klienten zurückzugreifen. Da das Thema allerhand sensible Punkte berührt und schnell zu Befangenheit führt, wollte ich nicht meine eigenen Klienten auf die »Bühne« stellen, auch nicht unter Wahrung der Anonymität. Letztlich habe ich nur ein paar Beispiele aus meiner eigenen klinischen Arbeit und ein ausführliches Beispiel von einem jungen Mann genommen, der bei jemand anderem in Therapie war.
Stattdessen beschloss ich, eine Vielzahl unterschiedlichster Menschen zu interviewen. Ich habe mit jungen Erwachsenen in den Zwanzigern und Dreißigern gesprochen, die in der Generation Ich aufgewachsen sind, um etwas über ihr Leben und darüber zu erfahren, wie es war, mit der Forderung nach Besonderheit groß zu werden. Ich habe mich auch mit Pädagogen, Schulpolizisten, Sozialarbeitern, Schulberatern und anderen Fachleuten aus dem therapeutischen Bereich unterhalten, die mit Familien, Kindern, Heranwachsen den und jungen Erwachsenen zu tun haben in einem Umfeld, in dem die Auswirkungen des besonderen Selbst tagtäglich spürbar sind. Ich stellte Fragen zu der Lern-, Liebes- und Arbeitseinstellung und den damit einhergehenden Beziehungen. Obwohl ich einen allgemeinen Fragekatalog hatte, folgte ich dem Gesprächs faden, der sich spontan zwischen mir und meinen Gesprächspartnern entspann. Ich ließ ihnen meine Fragen vor dem Gespräch zukommen, und wir griffen auf sie zurück, wenn wir zu stark vom Thema abwichen.
Ich habe alles verwendet, was ich in jahrelangen Recherchen zusammengetragen habe, einiges ganz explizit und anderes als impliziten Hintergrund. Die in diesem Buch wiedergegebenen Gespräche haben zwei
Formen. Wenn nur der Vorname des Gesprächspartners genannt wird, handelt es sich um ein Pseudonym, und ich habe, um die Anonymität des Betreffenden zu wahren, seine Geschichte etwas abgewandelt und mit anderen Geschichten kombiniert. Bei anderen Gesprächen werden der volle Name (kein Pseudonym) und die Tätigkeit des Interviewpartners genannt. In allen Fällen handelt es sich um wörtliche Zitate, die von den Betreffenden genehmigt wurden. Neben Interviews habe ich auch eine anonyme Befragung von College-Studenten an drei Universitäten durchgeführt.
Da ich in Vermont lebe und arbeite, fand ein Großteil meiner Recherchen im Nordosten von Amerika statt. Ich habe mit Pädagogen und Fachleuten Kontakt aufgenommen und sie um die Namen von Menschen gebeten, die ich interviewen könnte. Überdies habe ich Menschen angerufen, von deren Arbeit ich gelesen oder gehört hatte. Freunde an anderen Orten stellten für mich ebenfalls Kontakte zu Fachleuten her. Auch einige meiner Gesprächspartner bat ich, mir andere Menschen zu empfehlen, die ich kontaktieren könnte. Die Beschränkung
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