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Wenn Eltern es zu gut meinen

Titel: Wenn Eltern es zu gut meinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Young-Eisendrath
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ihrer eigenen Bedürftigkeit heraus begangen hat. In diesem Buch verfolge ich die Ursachen der Selbstwertfalle bis in die Kindheit der geburtenstarken Jahrgänge oder der »Babyboomer« 1 (meiner eigenen Generation) zurück, um mich anschließend mit der Lösung zu befassen.
    Ich stütze mich dabei auf meine jahrzehntelange Praxis als Psychotherapeutin, auf meine Kenntnis der menschlichen Entwicklung, meine persönliche Erfahrung als Mutter und Mensch und viele Theorien aus der zeitgenössischen Psychologie. Ich stütze mich auch auf verschiedene religiöse Traditionen, vor allem auf den Buddhismus, den ich seit 1971 studiere und praktiziere. Der Buddhismus stellt unsere westliche Ichpsychologie auf den Kopf und bietet eine völlig neue Sicht, wonach unsere Interdependenz - das wechselseitige Geben und Nehmen - die Grundlage des Selbstvertrauens und Glücks bildet. Im Zentrum seiner Lehren über den Alltag steht die weise Aussage, dass wir sehr stark daran leiden, uns selbst zu ernst zu nehmen und zu glauben, dass Leistungen, Reichtum, Macht oder Berühmtheit uns dauerhafte Befriedigung und Sinn bescheren. 11 Zusätzlich zu Psychologie und Religion wurde der vorliegende Ansatz entscheidend von den umfangreichen Interviews und Recherchen geprägt, die ich für dieses Buch durchgeführt habe. Insbesondere aus diesen Interviews habe ich einige Hypothesen über Sie, meine Leserinnen und Leser, abgeleitet.

Einige Hypothesen über Sie
    Ich gehe davon aus, dass Ihnen die Selbstwertfalle Sorgen macht - aufgrund Ihrer eigenen Kindheit, als Eltern, die ihren Kindern die optimale Erziehung geben wollen, als Pädagogen, Angestellte oder Manager, die mit jungen Menschen arbeiten, oder als Therapeuten, die sich genauso ratlos fühlen, wie ich mich fühlte. Ich habe bereits erwähnt, dass wir alle die Stacheln aufstellen, wenn wir anfangen, über das Ich zu sprechen. Wir wollen wissen: »Wessen Ich meinen Sie?« und »Was können Sie denn über mich als Individuum aussagen, ohne mich zu kennen?« Ich möchte behaupten, dass wir unsere Identität ein Stück weit miteinander teilen und uns einen großen Dienst damit erweisen, wenn wir uns bewusst machen, was unsere Kultur oder Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt darüber sagt, was es heißt, ein Mensch und Erwachsener zu sein. Die Annahmen und Erwartungen bezüglich unserer Identität haben sich gerade in der jüngsten Geschichte erheblich geändert, und sie spielen eine große Rolle im Hinblick darauf, wie wir uns als Individuen fühlen.
    Davon wird im vorliegenden Buch die Rede sein. An dieser Stelle möchte ich lediglich ein paar weitere Themen im Zusammenhang mit Selbstwert und Besonderheit erwähnen. Zum Beispiel wissen wir aus Forschung und Erfahrung, dass bei Mädchen oft Aussehen und Leistung die Kriterien bilden, um als besonders zu gelten. 12 Bei Jungen sind es Sportlichkeit und Macht (aufgrund von Erfolgen oder intellektueller Überlegenheit). 13 In gewisser Weise haben wir unterschiedliche Werte für das, was geschlechtsspezifisch als besonders
gilt. Auch wenn es nützlich ist zu verstehen, wie die Geschlechtszugehörigkeit unsere Selbsteinschätzung beeinflusst, ist dies kein Thema, das ich hier vertiefen werde. Es war das Thema mehrerer meiner früheren Bücher, darunter auch des letzten, Frauen und Verlangen. 14 Der komplexe Zusammenhang von Geschlechtszugehörigkeit und Besonderheit würde mich zu sehr von dem Weg abbringen, den ich in diesem Buch einschlagen möchte, indem ich eine neue Denkweise über Selbstwert und Selbstvertrauen darstelle.
    Ebenso spielt die soziale Schicht eine Rolle, wenn man die Schwierigkeiten des Besondersseins erörtert. Kindliche Leistungen und Erfolge übertrieben zu fördern und zu loben gilt bei vielen Fachleuten hauptsächlich als Produkt der Mittelschicht- oder Ober schichterziehung. 15 Als ich mit diesem Buch begann, dachte ich auch in diese Richtung. Es gibt die These, wonach Eltern aus der Arbeiterschicht die Grenzen zwischen den Generationen betonen und größeren Respekt fordern und ihre Kinder damit möglicherweise sogar ins Hintertreffen bringen, wenn es darum geht, selbstsicher zu sein oder das zu bekommen, was sie haben wollen. Im Laufe meiner Recherchen und meiner Arbeit am vorliegenden Buch bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wir keine strengen schichtenbezogenen Grenzen um die Selbstwertfalle und die heutzutage vorherrschende Betonung, zum Erfolg geboren zu sein, ziehen können. Meiner Ansicht nach sind alle

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