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Wenn es plötzlich Liebe ist

Titel: Wenn es plötzlich Liebe ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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und hat keinen Pfennig auf dem Konto. Arbeitet in einer Galerie, war sehr gut in der Schule. Hat auf der NYO einen Einser Abschluss gemacht, ebenso bei dem folgenden Masters-Kurs in Kunstgeschichte. Ihre Mutter lebt nicht mehr.«
    Grace zog die Brauen hoch. »Wann ist sie gestorben?«
    »Vor zwei Jahren. An MS.«
    Grace wollte gerade fragen, ob Callie Geschwister hatte, als Kat durch den Lautsprecher ankündigte: »Mr. Lamont ist hier.«
    Grace verzog ärgerlich das Gesicht und war versucht, ihn fortzuschicken. Der Jahresball würde übermorgen stattfinden, daher wollte sie nichts riskieren. Vielleicht hatte der Mann aber auch etwas Konstruktives zu sagen. »Er kann hereinkommen, aber nur kurz …«
    Da stürzte Lamont schon durch die aufgerissene Doppeltür.
    »Na, guten Morgen, Lou«, sagte Grace trocken.
    Lamont schritt auf den Schreibtisch zu. Grace bemerkte seinen gut geschnittenen Anzug, die bunte Krawatte. Wie
nebenbei fiel ihr auf, dass das gefaltetete Taschentuch in der Brusttasche von der gleichen Art war, wie ihr Vater es immer getragen hatte.
    »Ihr Auktionsstar ist angekommen«, sagt er mit einem humorlosen Lächeln. »Sie haben das Bild gerade ausgepackt. Das Ding ist so dunkel, dass kein Mensch erkennen kann, was es eigentlich ist.«
    Grace gab sich Mühe, seinen verächtlichen Tonfall zu ignorieren. »Ich denke, dass die Begleitpapiere für sich sprechen. Oder möchten Sie sich vielleicht mit den Copley-Experten streiten, die die Dokumente verfasst haben?«
    Lamont schnaubte herablassend.
    »Sie lassen sich morgen Abend besser nicht allzu sehr im Rampenlicht sehen, denn das wäre peinlich. Die ganze Angelegenheit war von Anfang an eine Katastrophe. Die Einladungen gingen schief, es hat Wochen gedauert, bis das Menü feststand, und die Retrospektive für ihren Vater habe ich überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen. Das Porträt ist ein Albtraum, und Gott allein weiß, wie Sie die Party in der Eingangshalle arrangieren wollen. Ich kann Ihnen sagen, Bainbridge ist sehr beunruhigt.«
    »Halten Sie sich aus dem Aufsichtsrat heraus«, erwiderte Grace mit scharfer Stimme.
    »Ich will ja nur Ihr Bestes.«
    Grace biss sich auf die Lippen, um nicht noch eine scharfe Antwort zu geben. Sie war es leid, dass Lamont überall nur Unruhe stiftete und sie seine Kritik stets gelassen hinnehmen musste. Ihre Stimme klang hart vor innerer Wut:
    »Danke, aber ich habe es nicht nötig, von Ihnen gerettet zu werden.«
    Aufsteigende Wut färbte seine Wangen rot. »Oh, tut mir leid. Das hatte ich vergessen. Sie sind ja imstande, auf diesem
Drahtseil eine unglaubliche Balance zu halten. Das muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen, wenn die Geldgeber wissen wollen, warum das wichtigste Ereignis des Jahres nichts weiter ist als ein schlechtes Essen und ein peinliches Gemälde, das kein Mensch kaufen will.«
    Grace massierte ihren vor Stress verspannten Nacken. »Lou, ich habe keine Lust, mich mit Ihnen zu streiten.«
    »Das wäre auch gar nicht nötig, wenn Sie täten, was ich sage. Aber nein!« Er warf theatralisch beide Hände in die Höhe. »Sie sind immer noch so eifersüchtig auf meine Beziehung zu Ihrem Vater, dass Sie mir keinerlei Respekt entgegenbringen können.«
    »Wie bitte?« Grace war ehrlich überrascht. Sie konnte Lou persönlich nicht leiden, aber es hatte nichts damit zu tun, wie gut er sich mit ihrem Vater verstanden hatte.
    »Sie haben es immer gehasst, wie sehr er mich schätzte und förderte.«
    Grace schüttelte den Kopf. »Mein Vater hat sich gefreut, wie gut Sie sich entwickelten, aber ich habe mich dadurch nie bedroht gefühlt. Sie waren eins seiner Hobbys, Lou, niemals ein Sohnersatz. Lassen Sie nicht zu, dass Ihr Ego die Realität umschreibt.«
    Lamont stützte beide Hände auf die Schreibtischplatte und beugte sich voller Wut vor. »Du kleine …«
    Da umklammerte eine Hand seine Schulter.
    »Ganz ruhig, Junge!« Smith lächelte Lamont verkniffen an. Er überragte den Mann um eine ganze Kopflänge.
    »Lassen Sie mich los!«
    »Erst wenn Sie sich beruhigt haben.«
    Lamont starrte Smith wütend an und trat zurück.
    »Sie sind wirklich ein fabelhafter Berater, wissen Sie das? Ich komme her, um ihr den Kopf zurechtzurücken, weil ihr
Aufsichtsrat mit ihren Leistungen nicht zufrieden ist, und Sie stürzen sich gleich auf mich.« Lamont rückte sein Jackett zurecht und glättete seine Krawatte. »Sagen Sie mir ja nicht, dass man so was bei Ihnen lernt.«
    Grace schüttelte weiterhin nur den Kopf.

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