Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)
Schutz ist nicht gleich Schutz – immerhin wollen wir ja nicht nur eine Art geschützte Festung, sondern eine geschützte Festung die nicht auffindbar ist.“
„Ach so … der Zauber …“
Marah kniff die Augen zusammen und verschränkte die Hände vor der Brust. „Jaaaa,
der Zauber
! Schön, dass du so viel Interesse daran zeigst.“
„Ich wäre bestimmt begeisterter, wenn du ihn schon gestern Abend gesprochen oder gezaubert, wie auch immer man das nennt, hättest. Dann wäre unser Gast jetzt nämlich nicht unser Gast.“
„Könnten wir uns vielleicht mal wieder auf das Wesentliche beschränken?“
„Tut mir sehr leid, ich dachte, das tue ich. Einen Sensaten innerhalb der eigenen Mauern finde ich wesentlich.“
Sie strafte ihn mit einem tadelnden Blick.
„Von mir aus“, erwiderte er die Luft auspustend. „Die wesentlichste Frage: Sind wir nun sicher und unauffindbar?“
„Das hoffe ich zumindest“, entgegnete sie. „Leider können wir das nur schwer testen.“
„Wir könnten den Sensaten in die Stadt einkaufen schicken und sehen, ob er wieder herfindet.“
„Nein, können wir nicht. Jeder, der einmal hier war, weiß ja wo das Haus steht. Damit ist der Zauber hinfällig.“
„Sehr schade …“
„Ich weiß, du hast es nicht mit Sensaten, aber ich glaube, er hat ernst gemeint, was er gesagt hat.“
„Du vertraust ihm also?“
„Das hab ich nicht gesagt“, entgegnete sie hastig. „Ich sage nur, dass ich nicht glaube, dass er Gwen etwas Böses will.“
„Weil er schon sämtliches Böses ihr gegenüber verbrochen hat?“
Sie runzelte die Stirn.
„Komm schon“, fuhr er fort, „sag nicht, dass du ihn für ein Unschuldslamm hältst. Da war was zwischen ihm und ihr – mehr, als sie uns erzählt hat. Und nichts Gutes, wenn du mich fragst. Oder klang das mit der „Verbindungssache“ gut in deinen Ohren?“
„Nein“, gab sie zu. „Aber …“
„Aber was?“
„Ich weiß auch nicht.“ Sie stand auf und krallte sich das letzte Stück Baguette. „Ich glaube, wir haben größere Probleme, als ihn. Und vielleicht ist er uns wirklich eine Hilfe.“
„Ehe ich mir von einem Sensaten helfe lasse …“
„Stirbst du lieber? Ich hoffe sehr, dass das nicht dein ernst ist. Corin würde dir die Hölle heiß machen …“
„Womöglich –
wenn sie hier wäre
. Wenn sie nicht von einem Sensaten umgebracht worden wäre.
Dann vielleicht
…“
Sie kaute schweigend an ihrem Brot, während Jo weiter die Küche auf Vordermann brachte.
„Was mich angeht, würde ich einfach gern mehr über den Typen wissen – um nicht zu sagen, ALLES“, warf Jo nach einer Weile in den Raum. „Mitten im Krieg mit jemand Fremden unter einem Dach zu hocken ist schon riskant – aber mit jemand Fremden, der obendrein kein Mensch ist, gleich doppelt. Ich will nur keine bösen Überraschungen erleben, während ich schlafe oder ihm den Rücken zukehre.“
„Und obendrein würdest du ihn am liebsten tot sehen, stimmt´s?“
Jo grinste diabolisch und ließ sich auf den Stuhl neben sie fallen. „Stimmt.“
„Nur, weil er ein Sensat ist? Oder auch, weil er und Gwen sich nahe stehen – oder standen?“
Er zog die Brauen hoch. „Was soll das heißen?“
„Du kannst sie doch gut leiden oder etwa nicht?“
„Ich kenne sie nicht – und selbst wenn dem so wäre: Sie ist mir viel zu naiv. Nicht zu vergessen: Eine Hexe ist sie auch noch.“
„Ach ja … das mit der Hexenregel hatte ich fast vergessen …“, murmelte sie so laut, dass er es problemlos hören konnte.
Er beugte sich vor, zog ihr das Brot aus der Hand und steckte es sich in den Mund.
„Männer …“, seufzte sie.
„Frauen!“
Beiden kroch ein amüsiertes Grinsen aufs Gesicht.
Es hielt allerdings nicht lange an.
***
Aus dem Flur drang ein Poltern, sodass Marah und er aufsprangen und aus der Küche eilten.
Nikolaj hielt Gwen am Handgelenkt gepackt und zog sie hinter sich die Treppe hinunter. Sie versuchte sich zu wehren, indem sie sich nach hinten stemmte und seinen Namen rief, doch er zog sie mühelos und ungerührt weiter mit sich.
„Was ist hier los?!“ Er baute sich am Aufgang der Treppe auf. Marah stellte sich einen Schritt neben ihn.
„Sie bleibt nicht hier“, entgegnete der Sensat aufgebracht.
„Nick, lass mich los!“
„Nein! Du bleibst nicht hier!“
„Hör mal, Mister ach so …“ Er kam nicht dazu auszureden, weil der Sensat ihm einen kräftigen Schubs verpasste, der ihn auf den Hintern plumpsen ließ. „Zum Teufel mit dir! Ich hab doch
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