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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Blick zu. »Nicht, dass man in diesem Laden allzu viel hören könnte. Und weißt du eigentlich, wie weit weg ich den verdammten Bus parken musste?« Sie hatten den verbeulten Ford Transit zum Entladen im Halteverbot vor dem White Stag abgestellt, worauf George sich auf die Suche nach einem Parkplatz gemacht hatte. Erst nach vollen zwanzig Minuten war er wieder aufgetaucht, nass vom Regen und ziemlich angefressen. »Da könnten wir auch gleich auf einer einsamen Insel auftreten. Crystal Palace, Mann – ich meine, geht’s noch?«
    Da hat er absolut recht, dachte Andy, und er verfluchte sich selbst. Er hatte gewusst, dass es eine schlechte Idee war, aber Tam hatte so überzeugend geklungen. Für einen Manager war Tam gar kein so schlechter Kerl. Er hatte sein Bestes für sie gegeben, aber in letzter Zeit beschlich Andy das Gefühl, dass selbst Tams Gutmütigkeit an ihre Grenzen stieß und sein Optimismus erlahmte. Die meisten Bands hatten nur eine begrenzte Lebenserwartung, und für ihn und seine Freunde lief die Zeit allmählich ab. Wenn sie bis jetzt den Durchbruch nicht geschafft hatten, würden sie ihn wahrscheinlich nie mehr schaffen.
    Die Tatsache, dass sie alle es wussten, machte es auch nicht leichter, und es bedeutete auch nicht, dass sie darüber redeten. Aber Nick hatte sich für einen Kurs in Rechnungswesen eingeschrieben. George arbeitete tagsüber in der Reinigung seines Vaters in Hackney. Und Tam hatte für Andy immer öfter Studiosessions ohne die Band gebucht. Die Wahrheit war, dass Andy besser war als die anderen, und auch das wussten sie alle. Aber sosehr Andy auch über die Band gemeckert und darauf beharrt hatte, dass sich etwas ändern müsse, fiel es ihm doch verdammt schwer, als es nun wirklich konkret wurde. Sie waren Freunde. Sie hatten in wechselnden Besetzungen zehn Jahre lang fast ununterbrochen zusammen gespielt. Nick und George waren beinahe so etwas wie seine Familie, und erst jetzt wurde ihm allmählich klar, was es bedeuten würde, sie zu verlieren.
    »Hört mal, Leute«, sagte Andy noch einmal, »es ist ja nur der eine Abend, okay? Danach können wir …«
    »Tam ist da.« George nahm auf seinem Hocker Platz und unterstrich seine Worte mit einem leichten Schlag auf die Snare
Drum. »Und wo ist denn nun dieser geheimnisvolle Produzent, der kommen wollte, um zu sehen, ob du mit einem Mädchen spielen kannst?«
    »Halt doch die Klappe, ja?«, fauchte Andy. Er konnte sehen, wie Tam sich seinen Weg durch die Menge bahnte, ein erwartungsvolles Lächeln auf den Lippen. Der richtige Name ihres Managers war Mick Moran, aber das hatten die meisten schon vergessen. Er stammte aus Glasgow, und seinen Spitznamen verdankte er seinem Tam O’Shanter, der Schottenmütze, mit der er winters wie sommers seine Glatze bedeckte. Die Mütze war so alt, dass der rot-grüne Moran-Tartan längst verblasst und von den Mustern anderer Clans nicht mehr zu unterscheiden war.
    »Hallo, Jungs«, sagte Tam, als er die Bühne erreichte. »Alles klar so weit? Gutes Publikum, wie’s scheint.« Er wippte auf den Fußballen und grinste sie an.
    »Sicher, Tam.« Andy rang sich ein Lächeln ab und verkniff sich die Bemerkung, dass das Publikum ganz nach der Sorte aussah, die immerzu dazwischenbrüllte und die langweiligsten Coverversionen verlangte, die man sich vorstellen konnte. Weder Nick noch George erwiderten etwas, und als er sich zu ihnen umsah, sprach aus ihren Mienen Meuterei.
    Na schön, dachte Andy. Wenn das ihre Einstellung war, dann bitte. Er strich noch einmal mit dem Plektrum über die Saiten seiner Strat, um die Stimmung zu prüfen, und spielte dann die eingängigen Anfangsakkorde von Green Days Good Riddance. Normalerweise sang er Back-up, aber dies war einer der wenigen Songs, bei denen er die Leadstimme hatte und nicht Nick.
    Von da an ging es den ganzen Abend stetig bergab. Nick und George verschleppten den Takt, und als Nick die Leadstimme übernahm, nuschelte er und verschluckte die Silben. Als Andy Tam hinten im Publikum entdeckte und seine besorgte Miene sah, spielte er schneller und lauter. Wenn seine Bandkollegen beschlossen hatten, ihm diesen Auftritt zu versauen, dann machten sie ihre Sache bisher verdammt gut.
    Dann sah er einen anderen Mann bei Tam stehen. Groß, mit kurz geschorenen Haaren, Bart und Nickelbrille. Caleb Hart, der Produzent, der Tam gebeten hatte, ihnen diesen Gig zu buchen. Der Produzent, der eine vielversprechende junge Sängerin entdeckt hatte und einen Gitarristen

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