Wer ist der andere, Alissa
glühenden Zigaretten verbrannten ... oder sie dachten sich eben etwas anderes aus. Ich will es dir lieber nicht im Detail erzählen."
Alissa presste die Faust gegen den Mund. "O Dirk, d-diese Narben auf deinem Rücken und den Armen und Beinen", flüsterte sie, "... die hast du also nicht von Unfällen in deiner Kindheit?"
"Nein", antwortete Dirk emotionslos. "Es sind Andenken an meine liebenden Eltern."
Es war ihm nicht möglich, Alissa in die Augen zu sehen, die voller Mitleid und Betroffenheit auf ihn gerichtet waren. Also neigte er den Kopf und starrte auf den Orientteppich unter seinen Füßen.
"Als ich dreizehn war, war ich groß genug, um mich zu wehren. Aber es hat mir natürlich nichts eingebracht. Mein Vater war ein Untier, und es machte ihn nur noch wütender. Als ich vierzehn wurde, brach meine Mutter mir den Arm mit einem Schürhaken. Und das hat mir den Rest gegeben. Sobald ich konnte, verschwand ich und trampte nach Houston. Ich habe jeden Job angenommen. Zum Schluss habe ich in einem Holzhandel gearbeitet und mir genug Geld zusammengespart, um mich durchs College zu bringen."
"Hast ... hast du deine Eltern jemals wieder gesehen?" fragte Alissa mit erstickter Stimme.
"Nein."
"Wie hast du erfahren, dass sie gestorben sind?"
"Das hab ich gar nicht erfahren. Sie leben vielleicht noch genau da, wo sie vorher gelebt haben."
"Aber du hast mir gesagt, dass du keine Familie hast. Ich habe geglaubt, dass sie tot wären."
"Für mich sind sie das auch."
Sie schwiegen eine lange Zeit. Dann sagte Alissa weich: "Dirk ... es tut mir so unendlich Leid, dass du eine so schreckliche Kindheit hattest. Das muss ich dir nicht groß versichern, das weißt du. Aber, Liebling, nur weil deine Kindheit ein Albtraum war, ist es kein Grund, selbst keine Familie zu gründen."
"Da irrst du dich. Das ist der beste Grund, den es gibt. Ich habe mich in den letzten Jahren mit dem Thema der Kindesmisshandlung befasst. Das Verhaltensmuster der Eltern prägt die Psyche des Opfers. Um es klar auszudrücken: Eltern, die als Kind misshandelt worden sind, misshandeln ihre eigenen Kinder. Es ist ein Teufelskreis, der sich Generation für Generation wiederholt. Mein ganzes Leben lang habe ich mir geschworen, niemals einem unschuldigen Kind Schmerz und Leid zuzufügen. Der einzig sichere Weg, um den Teufelskreis zu durchbrechen, ist, selbst keine Kinder zu haben. Und darum will ich kein Kind dem Risiko ausliefern, von mir großgezogen zu werden, sosehr ich mich auch nach einer eigenen Familie sehne."
Diese Worte taten Alissa so weh, dass sie von der Couch aufsprang und zu ihm eilte.
"Dirk, sag doch so etwas nicht!" rief sie. Er umarmte sie und drückte sie an sich ... ganz fest.
Alissa streichelte seinen Kopf, hielt ihn, wie sie ein verletztes Kind gehalten hätte. Und Tränen rannen ihr über die Wangen.
"Sag doch so etwas nicht. Bitte, sag es nicht", bat sie. "Du musst kein solches Opfer bringen. Der Teufelskreis kann durchbrochen werden. Es gibt entsprechende Einrichtungen, in denen Erwachsene mit schlimmen Kindheitserlebnissen auf elterliche Pflichten vorbereitet werden. Du könntest auch therapeutisch behandelt werden, um das zu verarbeiten, was du durchgemacht hast."
"Nein. Ich kann das Risiko nicht eingehen. Es gibt keine Garantie dafür, dass mir geholfen werden kann."
Alissa hielt sein Gesicht zwischen ihren Händen und blickte ihm fest in die Augen. "Es gibt gar keine Garantien im Leben", flüsterte sie zärtlich. "Du weißt das. Aber wäre es nicht einen Versuch wert, wenn es bedeutet, dass wir zusammenbleiben können? Dass wir unser Kind zusammen großziehen können?" Sie strich ihm über die grauen Schläfen, rieb mit dem Daumen über seine Augenbraue, während sie ihn bittend ansah. "Ich kenne dich, Dirk Matheson. Keinen einzigen Moment glaube ich, dass du einem Kind etwas antun könntest.
Aber wenn du dir deswegen Sorgen machst, dann komme ich gern mit dir zu den Therapiesitzungen."
Dirk starrte sie unschlüssig an. Alissa konnte sehen, wie er mit sich rang, sah die Hoffnung und die Sehnsucht. "Bitte, Dirk. Willst du es nicht versuchen? Unseretwegen?"
drängte sie sanft.
"Und wenn nichts dabei herauskommt?"
"Und wenn doch etwas dabei herauskommt?" entgegnete sie. "Vorbeugung ist immer das beste Heilmittel. Wenn es ein Problem gibt, werden wir es gleich abwenden ... noch bevor unser Baby geboren ist."
Dirk sah ihr forschend ins Gesicht. "Du gehst wirklich das Risiko mit mir ein?" fragte er verwundert. "Nach
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