Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
küßte sie. »Wiga hat in ihrem Ranzen Name und Adresse, und Mike auch, soviel ich weiß.«
    »Aber sie sind nicht bei der Schule angekommen! Sie sind pünktlich von hier weg …«
    »Sie werden geschwänzt haben.«
    »Das hat Mike noch nie getan!«
    »Wiga auch nicht. Aber wenn ich an meine Schulzeit denke – du lieber Gott! Was hab' ich für eine Masse Ausreden parat gehabt, um mich drücken zu können. Ich habe auf der Schreibmaschine meines Vaters sogar selbst Entschuldigungen geschrieben, und keiner hat was gemerkt.«
    »Auf dem Gymnasium. Aber nicht mit neun Jahren!«
    »Da hast du recht …« Tenndorf wurde nachdenklicher, und er wurde immer unruhiger, je weiter die Zeit fortschritt. Carola begann zu weinen und wollte die Polizei einschalten, aber Tenndorf zögerte noch. Er wußte, was man ihm sagen würde: Wenn sie bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht … Sie haben vielleicht Freunde getroffen und rodeln irgendwo … Sie müßten Hunger haben? Wenn Kinder rodeln, haben sie keinen Hunger … Bei Einbruch der Dunkelheit …
    Wer kann bis Einbruch der Dunkelheit ruhig warten?!
    Und nun plötzlich standen sie in der Tür, durchgefroren, aber heil und unversehrt. Gerötete Gesichter, strahlende Augen, Eiskristalle an den Parkas und Strickmützen.
    Tenndorf zog Carola zurück und trat zwei Schritte vor. Wiga kannte diese stumme Demonstration und zog den Kopf ein.
    »Habt ihr uns nichts zu sagen?« fragte Tenndorf eisig.
    »Und was, Papi!« rief Mike fröhlich.
    Das Wort Papi schlug Tenndorf voll aufs Herz. Sein Zorn schwand sofort … zurück blieb ein glückliches Gefühl.
    »Ihr habt die Schule geschwänzt!«
    »Ja, Papi …« Das war Wiga.
    »Wo wart ihr bis jetzt?«
    »Das rätst du nie, Papi!« sagte Mike stolz und richtete sich noch höher auf. Es war ein Triumph, den man auskosten mußte. »Was ihr nicht geschafft habt, haben wir aber geschafft: Wir haben Pumpi und Micky wiedergefunden!«
    Tenndorf hielt es nicht für angebracht, sofort die Kriminalpolizei zu benachrichtigen, um deren Räderwerk in Gang zu bringen. Was ja doch wieder damit beginnen würde, daß Abbels noch einmal die Kinder eingehend verhörte und ein Protokoll anfertigte. Nein, Tenndorf rief Prof. Sänfter in der Klinik an.
    »Nun dürfte es reichen, Herr Professor«, sagte er. »Die Tiere meiner Kinder, die auf offener Straße gestohlen wurden, befinden sich bei diesem Wulpert, Bravo, der Hund von Eberhard Lutz, ist bei mir von dem jungen Wulpert abgeholt worden unter dem Namen Bärtke, und Lutz hat ihn wiedergeholt – also ein einwandfreier Zeuge; und ich vermute, daß auch Ihr Arras von den Wulperts weggelockt wurde und dieser Herr Schneider, der Ihrem Institut die Hunde verkauft hat, kein anderer ist als der junge Josef Wulpert. Eine Gegenüberstellung mit Ihrem Laborleiter wird das bestätigen. Man sollte jetzt wirklich unverzüglich, sofort zuschlagen! Meine Kinder haben Pumpi und Micky als lebenden Beweis bei Wulpert zurückgelassen.«
    »Fabelhaft. Sie haben mutige Kinder, Herr Tenndorf.«
    »Ich bin auch stolz auf sie, Herr Professor.«
    »Und ich handle sofort.« Die Stimme von Prof. Sänfter hatte einen forschen Klang. »Ich rufe sofort Oberstaatsanwalt Dallmanns an und bin sicher, daß in der nächsten Stunde etwas geschieht. Ich gebe Ihnen sofort Nachricht, wenn ich Genaueres weiß.«
    »Ich möchte dabei sein, wenn man Wulpert aushebt, und Micky und Pumpi mitnehmen.«
    »Auch ich werde versuchen, mich hier freizumachen und mit meinem Laborleiter nach Otternbruch kommen. Die Gegenüberstellung kann dann sofort am Ort erfolgen. Das erleichtert alles. Diese Halunken werden keinerlei Chancen mehr haben zu leugnen.«
    Von nun an ging alles sehr schnell. Viel schneller, als Tenndorf erwartet hatte. Wer einen Oberstaatsanwalt zum Freund hat, darf sich glücklich schätzen – da rotieren sogar die Mühlen der Behörden. Da wird auch weniger Wichtiges plötzlich sehr wichtig.
    Schon eine halbe Stunde später rief Prof. Sänfter bei Tenndorf an.
    »Die Lawine rollt!« klang Sänfters Stimme fröhlich aus dem Hörer. »Dallmanns hat sofort den jungen Staatsanwalt auf Trab gebracht, der bisher die Sache bearbeitete. Steffen Holle heißt er …«
    »Dann ist die Sache in den richtigen Händen!« sagte Tenndorf zufrieden.
    »Sie kennen diesen Staatsanwalt Holle?«
    »Flüchtig.«
    »Ein Klient von Ihnen?«
    »So ähnlich. Wir haben einmal über ein Projekt beraten … aber das kommt nicht mehr zum Tragen. Die Entwicklung der Dinge hat

Weitere Kostenlose Bücher