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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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andere Dinge des Zimmers. Eine Ecke an einem Fenster nahm ein sehr schönes Klavier ein. Die ersten Gespräche betrafen die gewöhnlichen Dinge über Wohlbefinden, über Wetter, über Gedeihen der Feld-und Gartengewächse. Die Männer nannten sich wechselweiseNachbar, die Frauen benannten sich gar nicht.
    Als man etwas Weniges von den dastehenden Speisen genommen hatte, erhob man sich, und wir gingen durch die Zimmer. Es war eine Reihe, deren Fenster größtenteils gegen Mittag auf die Landschaft hinaus gingen. Alle waren sehr schön nach neuer Art eingerichtet, besonders reich waren die Palisandergeräte im Empfangszimmer der Frau, in welchem so wie in dem Arbeitszimmer der Mädchen wieder Klaviere standen. Der Herr des Hauses führte besonders mich in den Räumen herum, dem sie noch fremd waren. Die übrige Gesellschaft folgte uns gelegentlich in das eine oder andere Gemach.
    Aus den Zimmern ging man in den Garten. Derselbe war wie viele wohlgehaltene und schöne Gärten in der Nähe der Stadt. Schöne Sandgänge, grüne ausgeschnittene Rasenplätze mit Blumenstücken, Gruppen von Zier- und Waldgebüschen, ein Gewächshaus mit Kamelien, Rhododendren, Azaleen, Eriken, Kalzeolarien und vielen neuholländischen Pflanzen, endlich Ruhebänke und Tische an geeigneten schattigen Stellen. Der Obstgarten als Nützlichkeitsstück war nicht bei dem Wohnhause, sondern hinter dem Meierhofe.
    Von dem Garten gingen wir, wie es bei ländlichen Besuchen zu geschehen pflegt, in die Meierei. Wir gingen durch die Reihen der glatten Rinder, die meistens weiß gestirnt waren, wir besahen die Schafe, die Pferde, das Geflügel, die Milchkammer, die Käsebereitung, die Brauerei und ähnliche Dinge. Hinter den Scheuern trafen wir den Gemüsegarten und den seht weitläufigen Obstgarten an. Von diesen gingen wir in die wohlbestellten Felder und in die Wiesen. Der Wald, welcher zu der Besitzung gehört, wurde mir in der Ferne gezeigt.
    Nachdem wir unsern ziemlich bedeutenden Spaziergang beendigt hatten, wurden wir in eine ebenerdige große Speisehalle geführt, in welcher der Mittagtisch gedeckt war. Ein einfaches, aber ausgesuchtes Mahl wurde aufgetragen, wobei die Dienerschaft, hinter unseren Stühlen stehend, bediente. Hatte sich die Familie Ingheim schon bei dem Besuche auf dem Rosenhause als unter die gebildeten gehörig gezeigt, so war dies bei unserem Empfange in ihrem eigenen Hause wieder der Fall. Sowohl bei Vater und Mutter als auch bei den Mädchen war Einfachheit, Ruhe und Bescheidenheit. Die Gespräche bewegten sich um mehrere Gegenstände, sie rissen sich nicht einseitig nach einer gewissen Richtung hin, sondern schmiegten sich mit Maß der Gesellschaft an. Einen Teil der Zeit nach dem Mittagessen brachten wir in den Zimmern des ersten Stockwerkes zu. Es wurde Musik gemacht, und zwar Klavier und Gesang. Zuerst spielte die Mutter etwas, dann beide Mädchen allein, dann zusammen. Jedes der Mädchen sang auch ein Lied. Natalie saß in den seidenen Polstern und hörte aufmerksam zu. Als man sie aber aufforderte, auch zu spielen, verweigerte sie es.
    Gegen Abend fuhren wir wieder in das Rosenhaus zurück.
    Als Gustav aus unserem Wagen gesprungen war, als mein Gastfreund und ich denselben verlassen hatten, und ich die edle, schlanke Gestalt Nataliens gegen die Marmortreppe hinzu gehen sah, blieb ich ein Weilchen stehen, und begab mich dann auch in meine Zimmer, wo ich bis zum Abendessen blieb.
    Dieses war wie gewöhnlich, man machte aber nach demselben an diesem Tage keinen Spaziergang mehr.
    Ich ging in mein Schlafzimmer, öffnete die Fenster, die man trotz des warmen Tages, weil ich abwesend gewesen war, geschlossen gehalten harte, und lehnte mich hinaus. Die Sterne begannen sachte zu glänzen, die Luft war mild und ruhig, und die Rosendüfte zogen zu mir herauf. Ich geriet in tiefes Sinnen. Es war mir wie im Traume, die Stille der Nacht und die Düfte der Rosen mahnten an Vergangenes; aber es war doch heute ganz anders.
    Nach diesem Besuche auf dem Inghofe folgten mehrere Regentage, und als diese beendigt waren und wieder dem Sonnenscheine Platz machten, war auch die Zeit heran genaht, in welcher Mathilde und Natalie das Rosenhaus verlassen sollten. Es war schon mehreres gepackt worden, und darunter sah ich auch die beiden Zithern, die man in samtene Fächer tat, welche ihrerseits wieder in lederne Behältnisse gesteckt wurden.
    Endlich war der Tag der Abreise festgesetzt worden.
    Am Abende vorher war schon das Hauptsächlichste,

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