Werke
fürchtete sich und tat es durchaus nicht. Er fing im Gegenteile an, für sich seinen Reichtum zu genießen. Er schaffte vorerst sehr viele Geräte an und sah auch darauf, daß sie schön seien. Hiebei wurden auch schöne Kleider, an Linnen und Tuch, dann Vorhänge,Teppiche, Matten und alles ins Haus gebracht. Auch war endlich jedes, was als gut zu essen oder zu trinken gepriesen ward, im Vorrate und reichlich vorhanden. So lebte Herr Tiburius unter allen diesen Dingen eine Weile fort.
Nach Verfluß dieser Weile fing er an, die Geige spielen zu lernen, und da er einmal angefangen hatte, geigte er gleich immer den ganzen Tag, nur sah er darauf, daß die Dinge, die er spielte, nicht zu schwierig seien, weil er dann nicht unbeirrt fort geigen konnte.
Als er die Geige zu spielen wieder aufgehört hatte, malte er in Öl. In der Wohnung, die er sich auf dem Landgute eingerichtet hatte, hingen die Bilder, die er verfertigt hatte, herum, und er hatte sich sehr schöne Goldrahmen dazu machen lassen. Es waren später manche nicht mehr fertig geworden, und die Farben trockneten auf den vielen Paletten ein.
Es geschahen indessen auch andere Dinge, und es wurden viele Sachen herbei geschafft.
Herr Tiburius las in den Zeitungen sehr begierig die Bücherverzeichnisse, ließ den Ballen kommen und schnitt viele Stunden die Bücher auf. Zum Lesen hatte er sich ein feines, breites, ledernes Ruhebett machen lassen, auf dem er liegen konnte, oder er hatte auch einen Ohrsessel hiezu, oder er konnte an dem Stehpulte stehen, das so eingerichtet war, daß man es höher und niedriger schrauben konnte, damit er sich, wenn er genug gestanden war, auch davor niedersetzen könnte. Er hatte eine Sammlung berühmter Männer angelegt, deren Köpfe, in lauter gleiche schwarze Rahmen getan, das ganze Gebäude schmücken sollten. Auch eine Pfeifensammlung hatte er, die später in schöne Schreine getan werden sollte, jetzt aber noch auf den Tischen lag. Beschläge, Röhren, Kettchen, Zündmaschinen, Tabakgefäße und Zigarrenfächer waren sehr kostbar gearbeitet. Er hatte eine sehr schöne Dogge aus England kommen lassen, die auf einem eigens hiezu verfertigten Lederpolster im Zimmer des Bedienten lag. Auch hatte er vier Pferde bloß zu seinem ausschließlichen Gebrauche, falls er manchmal ausführe; darunter waren zwei Grauschimmel, die wirklich ausgezeichnete Tiere waren. Der Kutscher liebte sie außerordentlich und pflegte sie sehr gut. Zur Unruhe mehrten sich viele Dinge. Der neue Schlafsessel konnte nirgends gestellt werden, weil die alten noch die Plätze einnahmen, und die neuen Kästen, die er sehr fein gearbeitet bestellt hatte, konnten, da sie ankamen, nicht aus ihren Kisten gepackt werden, weil man noch keinen Ort auszumitteln im Stande war, auf den sie zu stehen kommen sollten. Herr Tiburius hatte es auf zwölf Schlafröcke gebracht, und der Uhrschlüssel waren unzählige geworden; desgleichen, wenn er jeden Tag des Jahres einen andern Stock hätte nehmenwollen, falls er aus ging, hätte ihm einer gedient. Manchmal an einem schönen Sommerabende, wenn er durch das Glas seiner wohlverschlossenen Fenster in den Hof hinab schaute und die Knechte mit einer Fuhr Heu oder mit einem Garbenwagen herein kommen sah, konnte er sich recht ärgern, wie denn dieser Schlag Menschen in seiner leichtsinnigen, rohen Lustigkeit in den Tag hinein lebe, sich um nichts bekümmere und unter dem Torwege die Heugabeln und Hemdärmel schüttle.
Endlich mußte er sichs eingestehen, daß er krank sei. Es waren sonderbare Sachen vorhanden. Wenn man auch von dem Zittern der Glieder, dem Schwanken der Augen und der Schlaflosigkeit nicht reden wollte, so war etwas anderes Außerordentliches da. Wenn er nämlich in der Abenddämmerung von einem Spaziergange nach Hause kam, traf es jedes Mal unabweislich und ohne Ausnahme ein, daß ein seltsamer Schatten wie ein Kätzchen neben ihm über die Stiege hinauf ging. Nur über die Stiege, sonst nirgends. Dies griff seine Nerven ungemein an. Er hatte genug gelesen, er hatte Bücher, in denen die alte und neue Weisheit stand; aber was zwei leibliche Augen sehen, das muß doch in Wahrhaftigkeit da sein. Und je unglaublicher den Menschen, die um ihn waren, der Gedanke vorkam, desto ernster und ruhevoller behauptete er ihnen die Sache in das Angesicht, und lächelte über sie, wenn sie sie nicht begriffen. Er ging deshalb am Abende nie mehr nach Hause, sondern immer früher.
Nach einiger Zeit ging er überhaupt nicht mehr aus
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