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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Früchte waren, die eigentlich der Jahreszeit nach im Freien noch nicht reif sein konnten, vorgesetzt, und als wir manches davon gekostet hatten, gingen wir in den Garten hinunter. Maria führte mich hier zu mehreren wahrhaft ausgezeichneten Anstalten, und sagte im Triumphe: »Da sehen Sie erst, da sehen Sie erst!«
    Wir gingen zu einigen Glashäusern, in denen die schönsten einheimischen Früchte reiften, und die das Edelste und Wesentlichste der fremden enthielten. Dann besahen wir die Einrichtungen, die der Garten überhaupt hatte, teils zum Bewässern der Pflanzen, teils zu ihrer Nahrung, Zucht, Pflege und Vervollkommnung. Alles war in der Tat auserlesen und vortrefflich und hatte viele Ähnlichkeit mit den Anstalten Marias. Von dem Garten gingen wir nach und nach auf einem gewundenen Wege, der durch viele Gebüsche führte, empor, und kamen endlich auf eine freie, kahle Spitze, die einen großen Umblick gewährte. Wir sahen von hier aus die Felder Alfreds, die sich um einen Hügel herum in einer kleinen Ebene dahin legten. Das ruhige, einfache, edle und liebliche Wogen des Getreides, das ich jetzt so lange nicht gesehen hatte, legte sich schmeichelnd und befriedigend an das Herz. Wir standen lange und sahen die verschiedenen Grün an das blauliche leichte und sanfte Mischen des Silbers, das dunklere grüne und tiefe Heraufblicken der Wogen, das hellere grünere Wellenschlagen der kleineren Saaten, und das leichte Hinzittern der Spitzen; denn es ging ein sanftes Windchen unter der blauen und heiteren Kuppel des Himmels.
    Es ist doch, dachte ich, eine wunderbare Anmut, wie der Mensch in der Gesellschaft mit seinen Pflanzen lebt, die seinen Geist zum Himmel leiten und seinem Leibe die einfachste, edelste und keuscheste Nahrung gewähren. Brod, das einfachste aller Dinge, das weltverbreitetste, ist das Symbol und das Zeichen aller Nahrung der Menschen geworden.
    Von der Spitze gingen wir auf einem anderen Wege und von einer anderen Seite wieder dem Hause zu. Die Aufbewahrungsorte und andern Anstalten, die wir an seinem Äußeren trafen, hatten wieder viele Ähnlichkeit mit denen Marias. Als wir in die Zimmer gekommen waren, führte uns Alfred auch in ihnen herum. Die Mädchen bemerkten gleich die Veränderungen, die seit ihrem letzten Besuche statt gefunden hatten, und sprachen sich billigend oder mißbilligend darüber aus. Die Zimmer waren einfach, lieb und freundlich und sprachen einen freien, heiteren Geist des Bewohners aus. Das Gesellschaftszimmer, in dem jetzt die Erfrischungen weggeräumt waren, empfing uns mit Ernst und Würde. Es enthielt nichts von all den Spielereien, mit denen man gewöhnlich unsere Besuchzimmer überladen findet, dafür stieß das Bücherzimmer an dasselbe, und an den Kästen steckten überall die Schlüssel, daß man sich nach Belieben Bücher heraus nehmen konnte. Aber dessen ungeachtet fehlte es nicht an Spielereien und Launen des Bewohners. In einem Zimmer war eine Sammlung aller Ähren der ganzen Welt, ich erstaunte, daß es eine so ungeheure Menge derselben geben könne, und in einem Buche, das auf dem Tische lag, waren lauter lose Blätter, auf denen alle Blumen, die in den Getreiden wachsen, in Wasserfarben sehr schön abgebildet waren. Alfred hatte sie sich von einem wandernden armen Künstler, der sehr geschickt war, und den er eine Zeit beschäftigte, verfertigen lassen.
    »Es ist merkwürdig, wie wichtig eigentlich diese Dinge sind«, sagte Alfred. »Diese getrockneten Ähren in ihren Glaskästen, die nur einfache Gräsersamen sind, und diese Blümlein auf ihren Stängeln, die zu den bescheidensten gehören und oft keine Schönheit ansprechen, sind das auserlesenste und unbezwinglichste Heer der Welt, die sie unvermerkbar und unbestreitbar erobern. Sie werden einmal den bunten Schmelz und die Kräutermischung der Hügel verdrängen und in ihrer großen Einfachheit weit dahin stehen. Ich weiß nicht, wie es dann sein wird. Aber das weiß ich, daß es eine Veränderung der Erde und des menschlichen Geschlechtes ist, wenn zuerst die Zedern vom Libanon, aus denen man Tempel baute, dann die Ahorne Griechenlands, die die klingenden Bogen gaben, dann die Wälder und Eichen Italiens und Europas verschwanden, und endlich der unermeßliche Schmuck und Wuchs, der jetzt noch an dem Amazonenstrome steht, folgen und verschwinden wird. Es gibt unendliche Wandlungen auf der Welt, alle werden sie nötig sein, und alle werden sie, eine auf die andere, folgen.«
    In dem an das Ährenzimmer

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