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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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ich nahm meine Dinge zusammen, rollte den Teppich in eine Rolle und trug alles in meine Zimmer.
    Das Mittagsessen ließ nicht lange auf sich warten. Es war recht lieb und freundlich, daß heute ein Gast da war, und man sah es auch, daß man seinetwegen ein mehreres getan habe.
    Nach dem Essen wollten alle in den Garten; aber Alfred verlangte, daß man noch eher die Sachen auspacken solle, welche in Kisten unten in der Vorhalle stünden. Wir begaben uns daher alle hinab. Rikar beorderte einen Mann mit Hammer und Meißel, der die Kistendeckel aufbrechen sollte. Als dies geschehen war und die Kisten offen standen, machte sich Alfred daran, die Gegenstände heraus zu nehmen. Es waren Lauter Bedürfnisse der Landwirtschaft, namentlich der Gärtnerei. Samen, Knollen, Wurzeln, Ableger, die in dieser Gegend noch nicht bekannt waren oder großen Wert besaßen; dann Geräte, Werkzeuge und Modelle, die im größeren ausgeführt werden sollten. Ich mußte von manchen Dingen, welche mehrzählig vorhanden waren, nehmen, um sie in meiner Besitzung anzupflanzen, und von manchen Geräten nahm ich mir vor, Zeichnungen zu machen, weil ich sie als vorzüglich anwendbar erkannte. Als Alfred fertig war und man die Dinge in Körben fortgetragen hatte, war erst Zeit, in den Garten zu gehen.
    Hier hatte ich nun Gelegenheit, ihn noch mehr zu beobachten, und noch mehr mit ihm zufrieden zu sein. Er ging gleich mit vieler Teilnahme zu allen Dingen, er fragte um alles, er ließ sich alles zeigen, und nahm Anteil, als ob es sein Eigentum wäre, oder als ob er es selber gepflanzt hätte. Fast der ganze Nachmittag ging so in dem Garten dahin.
    Gegen Abend nahmen wir das Vesperbrot in den Zimmern der Mutter ein, und als die Sonne sich dem Rande der Felsen zuwendete, war es für Alfred Zeit, an den Aufbruch zu denken. Der erste Besuch nach seiner Reise war vorüber. Er lud uns alle ein, recht bald zu ihm auf seine Besitzung hinab zu kommen und einen ganzen Tag dort zuzubringen. Insbesondere lud er mich ein, einmal allein zu kommen, daß er mir alles bis zum Kleinsten zeigen könne, was die andern ohnedem schon genau kannten. Zu diesem Behufe bat man mich, meine Abreise nun noch ein wenig aufzuschieben, und ich willigte ein.
    Nach einer halben Stunde setzte sich Alfred zu Pferd, um wieder nach Hause zu reiten. Ich ging in den Hof zurück, um ihn zu sehen. Er saß auf einem braunen, nicht gar großen, aber sehr zierlichen Pferde. Die Männer mit den Maultieren, welche die Kisten und den Mantelsack gebracht hatten, waren gleich wieder umgekehrt. Alfred mußte also jetzt allein hinab reiten. Es standen alle bei ihm und nahmen Abschied. Als er recht höflich Gegrüßt hatte, ritt er bei dem hintern Tore hinaus und schlug den schmalen Saumpfad nach Sankt Gustav hinab ein.
    Als die Dämmerung gekommen war, und ehe es zum Abendessen wurde, ging ich in mein Zimmer. Die Riemen meines Ränzleins hingen noch von dem Tische herunter. Ich packte also aus, was ich gegen Mittag so sorgsam eingepackt hatte.
    Es war, als sollte ich aus diesem Hause nicht fortkommen.
    Die Dinge, die man mir geschenkt hatte, legte ich in eine Ordnung, freute mich darüber und nahm mir vor, sie, sobald ich nach Riva käme, auf den Weg nach Treulust zu geben.
    Nach wenigen Tagen verabredeten wir den Tag, an welchem wir zu Alfred hinunter wollten, und ließen es ihm wissen.
    Als der Tag gekommen war und Maria noch am Morgen ihre Anordnungen getroffen hatte, was während ihrer Abwesenheit geschehen sollte, ritten wir auf Maultieren längs des Saumpfades hinunter. Als wir tief genug gekommen waren, sah ich in einer jener grünen Furchen, die ich am ersten Tage meiner Anwesenheit von den Felsen aus als durch die kahlen Berge laufend gesehen hatte, und die in der Nähe breite, üppige Täler waren, Alfreds Haus. Eine Reihe wohnlicher Fenster glänzte uns aus dem Gebüsche, das das Haus reichlich umgab, an. Als wir näher gekommen waren, sah ich die große Ausdehnung und die reinliche Haltung des Ganzen. Alfred empfing uns in dem Sandhofe des Hauses, der Blumenbeete und einen Springbrunnen hatte. Er half uns mit einem Diener von den Maultieren, überließ letztere dem Knechte und führte uns über eine Treppe in das Gesellschaftszimmer hinauf. Dieses war groß und geräumig, sah mit vielen Fenstern auf das Grüne und auf die schwankenden Baumzweige hinaus, und hatte mehrere erlesene Bilder aus der italienischen Schule. Als er uns hier einige Erfrischungen, worunter namentlich Milch und mehrere

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