Werke
verfügen und sich zu den Festen vorzubereiten. Für die Diener und Pferde waren an einer Straße, die der Minnegraben hieß, und auf der Weide des oberen Anspaches bretterne Hütten aufgeschlagen worden, aus denen am ganzen Tage und einen Teil der Nacht hindurch Zechen und Jubeln vernommen wurde.
Der Tag verging ohne besonderes Ereignis, außer daß die Oberplaner in Angst und Besorgnis waren, dem Küchen und Kellermeister alles Erforderliche auszuliefern und es den hohen Herrschaften recht zu Danke zu machen.
Am nächsten Tage war bloß die Jagdmesse. Das Kirchlein zum guten Wasser war mit Menschen angefüllt. In den Stühlen, zu denen man noch vorne mehrere mit Tuch ausgeschlagene gefügt hatte, saßen die Herren und Frauen. Weiter rückwärts befanden sich die Bewohner der Gegend und alle, die von ferne herbei gekommen waren. Sie sangen zu den Tönen der Orgel das schöne Marienlied, das man einst eigens für diese Kirche gedichtet hatte, und das sie alle kannten. Am Nachmittage begaben sich die Herren nach Vorderstift, um im Jägerhause zu übernachten und dem Jagdschauplatze näher zu sein.
Am Tage, der nun folgte, sollte das große Netzjagen sein.
Die Bewohner der Gegend waren äußerst begierig darauf.
Schon vor Anbruch des Taglichtes gingen die Gruppen auf verschiedenen Wegen und in gedämpften Gesprächen dem Stegwalde zu. Sie ergötzten sich schon in vornhinein an den Dingen, die kommen sollten. Das Wild, hieß es, sei schon alles in dem Netzraume eingeschlossen. Es sollen Hirsche dabei sein, Hasen, Rehe, auch Dachse, Füchse, Marder und vieles dergleichen, ein Luchs soll zugegen sein und manches seltene Tier. Ob ein Bär eingegangen sei, wisse man nicht genau, aber gewiß sei auch einer darunter. Die ganze Sache sei sehr künstlich. Der Jagdraum, in welchem sich Gesträuche, hohe Bäume, Steine und selbst Klüfte befinden, sei in einem großen Kreise von den stärksten Stricknetzen umfangen, die in eisernen Ringen an gehauenen Bäumen befestiget wären. Innerhalb der Netze seien Tücher gespannt, daß alles hübscher aussähe. Außerhalb derselben befänden sich die Schießstände der Herren, und gleich hinter denen seien die Bühnen für die Zuschauer; denn die Herren hätten es selber gerne, wenn viele Zuschauer kämen und ihre Kunst bewunderten. Um die Tiere in den Raum zu bringen, seien Wege angelegt worden, nämlich Räume, an welchen zu beiden Seiten Netze empor gespannt wären; diese Räume wären zuerst sehr weit, würden immer enger und mündeten endlich mit einer Öffnung in den Jagdraum. Da, wo diese Öffnung sei, befinde sich eine Netztür, die man sehr schnell von dem Boden empor ziehen und befestigen könne, damit das Wild, wenn es einmal in den Kreis eingegangen sei, nicht mehr hinaus zu kommen vermöge. Durch zehn Tage habe man schon das Wild gegen den Stegwald zusammen treiben lassen. Es seien Jäger, Heger und Treiber verwendet worden, und hätten auf der einen Seite gar bei dem Schlosse Sankt Thomas und dem Jungwalde angefangen, den Forst zu durchstreifen, und auf der andern vom Almwalde und dem Hochficht, um die Tiere gegen den Stegwald zu drängen. Damit die Herren zu ihren Schießstätten könnten, sei von der Glöckelberger Straße aus ein Weg mitten durch den grünen Wald angelegt worden, auf dem man gehen, reiten und fahren könne.
So erzählten sich die Leute und gingen fort. Sie fanden den Weg, der in den Wald hinein gemacht worden war, und gelangten zu dem Jagdraume.
Lange bevor der Tag angebrochen war, waren schon alle Zuschauerräume dicht mit Menschen besetzt.
Nach Aufgang der Sonne kamen auch die Herren und stiegen zu ihren Bühnen empor. Jeder hatte einen geräumigen Platz, auf dem ein Gestelle angebracht war, an welchem die glänzenden Jagdbüchsen lehnten. Jeder hatte auch zwei Diener hinter sich, die beständig laden und die Gewehre darreichen sollten. Heute waren die Herren alle in vollem Putze und hatten die Mäntel in den Wägen, in dellen sie gegen den Wald gekommen waren, liegen gelassen. An den Westen und Röcken hatten sie goldene Borden, und alle hatten kleine, mit Gold ausgelegte Hirschfänger an den Schößen, sie trugen sämtlich gepuderte Haare und darauf einen dreieckigen Hut. Die meisten waren in Tannengrün gekleidet, und nur einige hatten auch Kleiderteile von hochgelbem Lederstoffe. Wo nicht Borden waren, war häufig schöne Stickerei auf den Gewändern, und die Troddeln des auf die Weste herab gehenden Halstuches hatten goldene Fransen.
Von
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