Werke
von den Bauwerken, Geräten und anderen Dingen, welche mir dein Gastfreund gesandt hat, sind so schön, daß es vielleicht wenige gleiche gibt. Ich habe wohl in jüngeren Jahren bei meinen Reisen und Wanderungen sehr schöne und hie und da schönere Bauwerke gesehen; aber Zeichnungen von Bauwerken habe ich nie so vollendet klar und rein gesehen. Ich hatte eine große Freude bei dem Anschauen dieser Dinge, und wer in dem Besitze einer so trefflichen Sammlung der schönsten, zahlreichen und dabei so mannigfaltigen Gegenstände ist, der kann niemals mehr bei seinen Anordnungen in das Unbedeutende, Leere und Nichtige verfallen, ja er muß bei gehöriger Benützung, und wenn sein Geist die Dinge in sich aufzunehmen versteht, nur das Hohe und Reine hervorbringen. Das ist eine seltne Gunst des Schicksales, wenn ein Mann die Muße, Mittel und Mitarbeiter hat, solche Werke anlegen zu können. Es gehörte zu meinen schönsten Augenblicken, in diesen Sammlungen blättern zu dürfen und mich in die Anschauung dessen, was mich besonders ansprach, zu vertiefen. Vielleicht gönnt es doch noch einmal eine spätere Gunst, von dem Anerbieten dieses Mannes Gebrauch machen zu können und hie und da etwas zu Stande zu bringen, was nicht ganz ein unwerter Zuwachs zu meinen letzten Tagen ist. Also gefällt dir das, was wir zu unseren Verkleidungen hatten hinzu machen lassen?«
»Vater, sehr«, erwiderte ich; »aber ich habe jetzt andere Dinge zu reden; ich kann mich von meinem Erstaunen nicht erholen, daß mein Gastfreund seine Zeichnungen hieher gesendet hat, die er so liebt, die er gewiß nicht weniger liebt als seine Bücher, von denen er doch keines aus seinem Hause gibt. Ich habe eine so große Freude über dieses Ereignis, daß ich nicht Worte finde, sie nur halb auszudrücken. Vater, mein Gefühl hat in jüngster Zeit einen solchen Aufschwung genommen, daß ich die Sache selber nicht begreife, ich muß mit dir darüber reden, ich habe sehr viele Dinge mit dir zu reden. Und meinem Gastfreunde muß ich auf das wärmste und heißeste danken, sobald ich ihn sehe, er hat mir durch die Sendung der Zeichnungen an dich die höchste Gunst erzeigt, die er mir nur zu erzeigen im Stande war.«
»Dann muß ich dich bitten, mit mir zu gehen und noch etwas anzuschauen«, sagte mein Vater.
Er führte mich in sein Altertumszimmer. Die Mutter und die Schwester gingen mit.
An einem Pfeiler, der mit einem langen, altertümlich gefaßten Spiegel geschmückt war, stand der Tisch mit den Musikgeräten, den ich im Rosenhause in der Wiederherstellung befindlich und zu Anfang dieses Sommers bereits vollendet gesehen hatte.
Ich konnte vor Verwunderung kein Wort sagen.
Der Vater, der mein Gefühl verstand, sagte: »Der Tisch ist mein Eigentum. Er ist mir in diesem Sommer gesendet worden, und es war die Bitte beigefügt, ich möge ihn unter meinen andern Dingen als Erinnerung an einen Mann aufstellen, dessen größte Freude es wäre, einem andern, der seine Neigung gleichen Dingen zuwende wie er, ein Vergnügen zu machen.«
»Da muß ich nun augenblicklich zu meinem Freunde reisen«, rief ich.
»Den Dank habe ich ihm wohl schon ausgedrückt«, sagte der Vater, »aber wenn du hingehen und es mit dem eigenen Munde tun willst, so freut es mich um desto mehr.« Die Schwester hüpfte oder sprang beinahe in dem Zimmer herum und rief: »Ich habe es mir gedacht, daß er so handeln wird, ich habe es mir gedacht. O der Freude, o der Freude! Wirst du bald abreisen?«
»Morgen mit dem frühesten Tagesanbruch,« erwiderte ich, »heute müssen noch Pferde bestellt werden.«
»Es ist eine späte Jahreszeit, und du bist kaum gekommen, mein Sohn«, sagte die Mutter; »aber ich halte dich nicht ab. Der Tisch und noch mehr die Gesinnung des Mannes, der ihn sendete, haben auf deinen Vater wie ein Glück gewirkt. Das müssen vortreffliche Menschen sein.«
»Sie haben ihres Gleichen nicht auf Erden«, rief ich.
Ohne zu säumen schickte ich den Knecht auf die Post, um mir auf den nächsten Morgen um vier Uhr zwei Pferde zu bestellen. Dann sprachen wir noch von dem Tische. Der Vater breitete sich über seine Eigenschaften aus, er erklärte uns dieses und jenes, und setzte mir dann in einer längeren Beweisführung auseinander, warum er gerade auf diesem Platze stehen müsse, auf dem er stehe. Ohne von den Gemälden des Vaters etwas zu sagen, auf welche ich mich sehr gefreut hatte, und von denen ich mit dem Vater hatte reden wollen, und ohne auf meinen diesjährigen
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