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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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hoffe, daß Ihr gut geschlafen habt.«
    »Ja, ich habe sehr gut geschlafen,« erwiderte ich, »ich habe noch den Wind gehört, der sich gestern abends erhoben hat, was weiter geschehen ist, weiß ich nicht; aber das weiß ich, daß heute die Erde trocken ist, und daß Ihr recht gehabt habet.«
    »Ich glaube, daß nicht ein Tropfen auf diese Gegend vom Himmel gefallen ist«, antwortete er.
    »Wie das Aussehen der Erde zeigt, glaube ich es auch«, erwiderte ich; »aber nun müßt Ihr mir auch wenigstens zum Teile sagen: woher Ihr dies so gewiß wissen konntet, und wie Ihr Euch diese Kenntnis erworben habt; denn das müßt Ihr zu gestehen, daß sehr viele Zeichen gegen Euch waren.«
    »Ich will Euch etwas sagen,« antwortete er, »die Darlegung der Sache, die Ihr da verlangt, dürfte etwas lang werden, da ich sie Euch, der sich mit Wissenschaften beschäftigt, doch nicht oberflächlich geben kann; versprecht mir, den heutigen Tag und die Nacht noch bei uns zuzubringen, da kann ich Euch nicht nur dieses sagen, sondern noch vieles andere, Ihr könnt Verschiedenes anschauen, und Ihr könnt mir von Eurer Wissenschaft erzählen.«
    Dieses offen und freundlich gemachte Anerbieten konnte ich nicht ausschlagen, auch erlaubte mir meine Zeit recht gut, nicht nur einen, sondern mehrere Tage zu einer Nebenbeschäftigung zu verwenden. Ich gebrauchte daher die gewöhnliche Redeweise von Nichtlästigfallenwollen, und sagte unter dieser Bedingung zu.
    »Nun so geht mit mir zuerst zu einem Frühmahle, das ich mit Euch teilen will,« sagte er, »der Herr Pfarrer von Rohrberg hat uns schon vor Tagesanbruch verlassen, um zu rechter Zeit in seiner Kirche zu sein, und Gustav ist bereits zu seiner Arbeit gegangen.«
    Mit diesen Worten wendeten wir uns auf den Rückweg zu dem Hause. Als wir dort angekommen waren, gab er das, was ich anfangs für einen Korbdeckel gehalten hatte, was aber ein eigens geflochtenes, sehr flaches und längliches Fütterungskörbchen war, einer Magd, daß sie es auf seinen Platz lege, und wir gingen in das Speisezimmer.
    Während des Frühmahles sagte ich: »Ihr habt selbst da von gesprochen, daß ich hier Verschiedenes anschauen könne, wäre es denn zu unbescheiden, wenn ich bäte, von dem Hause und dessen Umgebung manches näher be sehen zu dürfen? Es ist eine der lieblichsten Lagen, in der dieses Anwesen liegt, und ich habe bereits so vieles davon gesehen, was meine Aufmerksamkeit aufregte, daß der Wunsch natürlich ist, noch mehreres besehen zu dürfen.«
    »Wenn es Euch Vergnügen macht, unser Haus und einiges Zubehör zu besehen,« antwortete er, »so kann das gleich nach dem Frühmahle geschehen, es wird nicht viele Zeit in Anspruch nehmen, da das Gebäude nicht so groß ist. Es wird sich dann auch das, was wir noch zu reden haben, natürlicher und verständlicher ergeben.«
    »Ja freilich«, sagte ich, »macht es mir Vergnügen.«
    Wir schritten also nach dem Frühmahle zu diesem Geschäfte.
    Er führte mich über die Treppe, auf welcher die weiße Marmorgestalt stand, hinauf. Heute fiel statt des roten zerstreuten Lichtes der Kerzen und der Blitze von der vergangenen Nacht das stille weiße Tageslicht auf sie herab, und machte die Schultern und das Haupt in sanftem Glanze sich erhellen. Nicht nur die Treppe war in diesem Stiegenhause von Marmor, sondern auch die Bekleidung der Seitenwände. Oben schloß gewölbtes Glas, das mit feinem Drahte überspannt war, die Räume. Als wir die Treppe erstiegen hatten, öffnete mein Gastfreund eine Tür, die der gegenüber war, die zu dem Gange der Gastzimmer führte. Die Tür ging in einen großen Saal. Auf der Schwelle, an der der Tuchstreifen, welcher über die Treppe empor lag, endete, standen wieder Filzschuhe. Da wir jeder ein Paar derselben angezogen hatten, gingen wir in den Saal. Er war eine Sammlung von Marmor. Der Fußboden war aus dem farbigsten Marmor zusammengestellt, der in unseren Gebirgen zu finden ist. Die Tafeln griffen so ineinander, daß eine Fuge kaum zu erblicken war, der Marmor war sehr fein geschliffen und geglättet, und die Farben waren so zusammengestellt, daß der Fußboden wie ein liebliches Bild zu betrachten war. Überdies glänzte und schimmerte er noch in dem Lichte, das bei den Fenstern hereinströmte. Die Seitenwände waren von einfachen, sanften Farben. Ihr Sockel war mattgrün, die Haupttafeln hatten den lichtesten, fast weißen Marmor, den unsere Gebirge liefern, die Flachsäulenwaren schwach rot, und die Simse, womit die Wände

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