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0082 - Die Falle im Todesschloß

0082 - Die Falle im Todesschloß

Titel: 0082 - Die Falle im Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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Man schrieb das Jahr 1918.
    Das Mädchen zog fröstelnd die beiden Enden des Umhanges, der ihre Schultern bedeckte, zusammen.
    Ihr Blick durchwanderte ungeduldig den prunkvoll eingerichteten Raum, in dem sie sich befand.
    Plötzlich wurde ihr bewußt, wie leichtsinnig sie gewesen war, hierher auf das Schloß des Grafen Gérard de Santas zu kommen, zumal in der letzten Zeit einige junge Mädchen aus der Umgebung verschwunden waren.
    In hellen, klaren Vollmondnächten, wie dieser!
    So auch die Freundin des Mädchens!
    Und der Graf hatte ihr klargemacht, daß er wisse, wo sich ihre Freundin befand, und es ihr sagen werde, wenn sie heute nacht auf sein Schloß kommen würde!
    Das naive Landmädchen hatte Santas geglaubt, obwohl das Verschwinden der Menschen von den Dorfbewohnern mit dem Adeligen in Zusammenhang gebracht wurde!
    Gérard de Santas hatte sie etwa vor einer halben Stunde hier empfangen und sich sogleich für einige Minuten entschuldigt!
    Nun befand sich das Mädchen allein in dem Schloßzimmer und konnte nicht verstehen, warum der Graf solange auf sich warten ließ.
    Sie erhob sich und trat an ein geöffnetes Fenster.
    Bleiche Mondstrahlen fielen auf sie, ließen ihr langes, blondes Haar wie Gold schimmern.
    Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich.
    Nicht die leichten, federnden Schritte des eleganten Grafen, nein, schwere gewichtige.
    Sie fuhr herum und erstarrte!
    Das Mädchen stand dem Grauen persönlich gegenüber!
    ***
    Eine seltsame Lähmung hatte von ihrem Körper Besitz ergriffen. Sie wollte ihre Todesangst herausschreien, aber nur ein heiseres Gekrächze entrang sich ihrer Kehle. Sie fühlte, wie ihr der kalte Schweiß aus allen Poren drang, ihr Puls zu rasen begann.
    Das Blut rauschte in ihren Ohren, ein dumpfer Druck lastete auf ihrem Kopf, so als drücke eine zentnerschwere Last auf ihn.
    Keine fünf Yard von ihr entfernt stand er.
    Eine hünenhafte Gestalt in den maßgeschneiderten Kleidern des Grafen und einem überdimensionalen fellbedeckten Wolfsschädel.
    Spitz standen die riesigen Ohren ab, die rotglühenden Augen fixierten das hübsche Mädchen, wie die Schlange eine Maus.
    Der Werwolf bleckte sein Raubtiergebiß! Schäumender Geifer tropfte auf den kostbaren Teppichboden.
    Dann streckte er die muskulösen Arme mit den behaarten, klauenstarrenden Händen aus.
    Knurrend stampfte er auf sein Opfer zu!
    Das Mädchen wich mechanisch zurück, bis sie die Wand in ihrem Rücken verspürte.
    »Graf Santas! Graf Santas!« stieß sie hervor. »Santas, wo sind Sie? Helfen Sie mir! Hiiilfe!« brüllte sie schließlich los, obwohl sie ahnte, daß der Adelige selbst sich zu dieser blutrünstigen Bestie verwandelt hatte.
    »Ich bin Santas!« heulte der Werwolf los.
    Die Befürchtung wurde zur Gewißheit!
    Das Mädchen warf sich herum. Verzweifelt versuchte sie die Eichentür, die auf den Flur führte, zu erreichen, aber das Monster schnitt ihr den Weg ab.
    Das letzte was sie in ihrem Leben wahrnehmen konnte, waren die wirbelnden Pranken und die messerscharfen Zähne.
    ***
    »Georges! Georges!« hallte es durch die Nacht, die das Dörfchen Tousanne in eine satte Dunkelheit hüllte, wenn der Vollmond durch eine Wolke verdeckt wurde.
    »Verdammt, Georges, hörst du denn nicht!« Louis Creux hob verzweifelt einen Stein auf und schleuderte ihn gegen die Fensterscheibe, die klirrend barst.
    Die Minute, bis ein junger Mann verstört das Fenster öffnete, kam Louis Creux wie eine Ewigkeit vor. Er stand Georges Dexon an Jugend um nichts nach. Beide hatten das zwanzigste Lebensjahr noch nicht erreicht.
    »Was ist los?« fragte Dexon verschlafen.
    »Maries Schwester ist noch immer nicht nach Hause gekommen! Der alte Sibert hat sie gesehen, wie sie den Pfad zur Burg hochstieg! Ich glaube, der Graf hat…« sprudelte Louis Creux los. Er war mit Marie verlobt und die beiden wollten heiraten.
    »Einen Augenblick, ich komme runter!«
    Im Haus wurden Stimmen laut. Georges Eltern waren erwacht. Er kümmerte sich nicht um ihr Gezeter, sondern kleidete sich rasch an.
    Wenig später stand er bei seinem besten Freund auf der Straße.
    »Was sollen wir bloß machen?« fragte er mit zitternder Stimme.
    »Handeln, Georges! Endlich handeln, bevor noch mehr Unglück geschieht!« Louis Creux hob seine rechte Hand, in der er sein Jagdgewehr hielt.
    Dexon, der erst jetzt die Flinte bemerkte, zuckte zusammen!
    »Du willst doch nicht…« stammelte er entsetzt.
    »Doch!« fiel ihm Louis Creux entschlossen ins Wort. »Ich muß es

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