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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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führte unter Mühen und Erwerbungen sein Bruder Balduin siebenzehn Jahre das Königtum. Dann kam der andere Balduin, sein Vetter, der Graf von Edessa, und stiftete ein Reich von Tarsus bis nach Ägypten. Er vermählte in unseren Tagen seine älteste Tochter Melisenda mit Fulko, dem Grafen von Anjou, und als er gestorben war, wurde Fulko König. Der König Fulko ist jetzt schon alt, er ist irdisch und unsicher, und auch die andern sind irdisch und habgierig. Da hat Gott zwei Feinde des Reiches erweckt. Der eine ist der griechische Kaiser Johannes, der Sohn des Kaisers Alexius, der in Griechenland geherrscht hatte, als Gottfried in die heiligen Länder gezogen war. Er ist ein tapferer Mann, und besiegte gleich nach dem Beginne seiner Herrschaft die Türken und Petschenegen. Darauf fingen die Ungarn gegen ihn Krieg an, weil er Almus, den flüchtigen Bruder ihres Königs, gütig aufgenommen hatte. Er war auch gegen die Ungarn siegreich. Da er diese Dinge beendiget hatte, zog er mit seinem Heere nach Asien, und drängte die Ungläubigen zurück. Es mögen jetzt fünf Jahre sein, daß er Tarsus und das ganze Cilicien eroberte, und vor die christliche Stadt Antiochia kam. Weil einmal diese Länder zu Griechenland gehört hatten, und weil die ersten Pilger dem Kaiser Alexius die Lehensherrlichkeit darüber versprochen hatten, so begehrte sie nun Johannes.Aber die jetzigen Pilger verweigerten sie, und so sind nun Christen wider Christen. Der zweite Feind ist Emadeddin Zenki, der Ungläubige. Er ist Herr von Aleppo, Syrien und des Landes zwischen den Flüssen. Er hat seine Waffen gegen die Christen gekehrt, und Raimund, den Grafen von Tripolis, gefangen, zugleich auch den König Fulko in einer Burg bei Akkon eingeschlossen. Den Grafen Raimund gab er gegen ein Lösegeld und den König gegen die Burg frei. Jetzt rüstet er gegen Edessa. Wenn nicht mit neuem Glauben und neuem Eifer Pilger von uns in das Morgenland ziehen, kann alles verloren werden. Boemund hat ein irdisches Mittel angesagt. Man soll das griechische Reich erobern, dort eine starke abendländische Herrschaft stiften, und von ihr aus die weiteren Länder erwerben und anfügen. Gott wird aber die Seinigen ohne dieses Mittel retten und befreien.«
    »Und wenn alles durch die Sünden der Menschen verloren wird, so wird alles einmal wieder gewonnen werden, und es wird ein Hirt und eine Herde sein«, sagte Zdik.
    »Und glücklich sind, die zu diesem Gewinne werden auserkoren sein«, sprach Regimbert. »Sage, Zdik, wird der Herzog Wladislaw zu dem heiligen Kampfe seine Mitwirkung bringen?«
    »Wladislaw, der Herzog von Böhmen und Mähren, wird zuerst in seinen Ländern seine Macht in Sicherheit stellen«, antwortete Zdik, »und dann wird er tun, was der Kirche und den Menschen frommt.«
    »Und Könige und Fürsten und alle, die die Macht haben, sollen dem Werke nicht fehlen«, sagte der Bischof von Passau, »und du, mein Sohn Witiko, wirst du auch deine Jugend in die heiligen Länder tragen?«
    »Wenn mein geringer Dienst etwas wirken kann, werde ich ihn nicht versagen«, antwortete Witiko.
    »Ich glaube es«, sagte der Bischof.
    »Ihr habt in Eurer Rede einen Namen genannt, welchen ich kenne, hochehrwürdiger Bischof«, sagte Witiko, »Almus, der flüchtige Bruder des ungarischen Königs, den der griechische Kaiser Johannes gütig aufgenommen hatte, ist der Vater Adelheids, der Gemahlin des böhmischen Herzoges Sobeslaw, gewesen, welche die Länder Böhmen und Mähren geliebt hat, welche in diesem Leben wie eine Heilige gewandelt ist, und mir Wohlwollen erwiesen hat. Und erlaubet mir auch, hochehrwürdiger Herr, daß ich von Wladislaw, dem Herzoge von Böhmen und Mähren, rede. Wenn es die Ehre und der Ruhm seiner Länder erheischt, wird er seine Banner über die Grenze zu entfernten Völkern tragen, und wir werden ihm folgen.«
    »Ich habe Adelheid gekannt, mein Sohn«, sagte Regimbert, »sie genießt im Himmel den seligen Lohn. Wladislaw möge nicht nur die Ehre und den Ruhm seiner Länder wahren, sondern vielmehr tun, was die Ehre und der Ruhm Gottes erheischt.«
    »Wie Gott durch alle Zeit hindurch die Zeiten lenkte«, sagte Zdik, »und die erweckte, welche er für die Zeiten brauchte, so wird er auch die erwecken, die in den weltlichen Dingen und auch in den himmlischen seine Ehre und seinen Ruhm erfüllen, und wenn es auch in so entfernten Jahren ist, dahin wir nicht zu sehen und nicht zu denken vermögen.«
    »Amen«, sagte der Bischof von Passau, »so ist es

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