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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Wald nicht gesehen. Der Baum der Wahrheit hatte die ganze Zeit vor ihrer Nase gestanden. Aber keiner hatte ihn gesehen, weil jeder mit seinen eigenen persönlichen Problemen zu tun hatte.
    Seth hatte an dem Tag Gus durch den halben Wald gejagt. Er war die Wege hinauf- und hinuntergelaufen und Becca hatte genau das Gleiche getan. Und Gus hatte natürlich gedacht, es sei ein Spiel. Je schneller Seth und Becca rannten, desto schneller rannte auch Gus. Da konnte es gut möglich sein, dass der Labrador um eine Ecke gerast und auf Derric getroffen war, der gerade aus seinem Versteck gekommen war, und sich – wie es so seine Art war – freudig auf ihn gestürzt hatte, um ihn zu begrüßen. Der Junge hatte den Halt verloren und war den Abhang hinuntergestürzt. Minuten später hatte Seth die Stelle passiert, an der Gus längst vorbei war. Und Seth hatte nichts gemerkt, denn in dem Moment, als er dort vorbeilief, war nichts zu sehen. Der Sturz war bereits geschehen und er wusste ja nicht, dass jemand gestürzt war. Er wollte nur seinen Hund finden.
    Keiner konnte was dafür, dachte Seth. Dafür konnte wirklich keiner was.
    Beim Schwesternzimmer angekommen, sagte er: »Er wacht auf«, und die Krankenschwestern wussten sofort, wovon er sprach. Eine von ihnen nahm das Telefon und wählte eine Nummer, und eine andere stand auf und lief in Derrics Zimmer.
    Seth wusste, dass bald auch der Sheriff kommen würde, um seinen Sohn zu sehen. Aber da Becca in seinen Augen immer noch als vermisst galt, würde er mit ihr sprechen wollen. Außerdem war da noch die Sache mit dem Handy, und Seth fragte sich, wie es wohl aussah, wenn Dave Mathieson die Verbindung herstellte zwischen ihm, ihr und der Tatsache, dass sie frühzeitig den Unfallort verlassen hatte. Deshalb ging Seth zurück ins Krankenzimmer und versuchte von der Tür aus, auf sich aufmerksam zu machen.
    Die Krankenschwester machte sich am Bett zu schaffen und rief: »Sind wir endlich aufgewacht! Du hast aber lange geschlafen«, und redete mit Derric, als wäre er ein Fünfjähriger. Sie notierte etwas auf der Krankenakte, überprüfte den Tropf und plapperte munter weiter: »Mom und Dad werden sehr froh sein, wenn sie das erfahren«, und ignorierte Becca völlig, die neben Derrics Bett saß. Derric hielt ihre Hand, als würde sein Leben davon abhängen.
    Seth wollte ihr gerade zurufen, dass sie lieber abhauen solle, bevor der Sheriff kommt, als sie aufstand und zu ihm sagte: »Ja, wir sollten lieber gehen.«
    Zu Derric gewandt, fügte sie hinzu: »Ich komme wieder. Ich bewahre sie so lange für dich auf.«
    Aber Derric schien ihre Hand nicht loslassen zu wollen. Der Schwester gefiel das überhaupt nicht. Mit falscher Herzlichkeit sagte sie: »Jetzt hör mal zu, Derric. Der Arzt möchte dich gleich untersuchen und da stört deine kleine Freundin hier nur, in Ordnung? Sie kommt ja wieder, nicht wahr?«, an Becca gewandt. »Siehst du? Sie nickt. Das bedeutet Ja. Jetzt lass sie los.«
    Derric sah nur Becca an. Sie beugte sich über das Bett und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann trafen sich ihre Lippen und blieben einen Moment aufeinander liegen. Seine Hand berührte ihre Wange. Ihre Hand berührte seine.
    »Das reicht jetzt«, sagte die Schwester fröhlich. »Er soll sich ja nicht gleich so aufregen.«
    »Ich komme wieder«, versprach Becca.
    Er nickte und drehte den Kopf, als Becca zur Tür ging, und seine Augen trafen Seths Blick. Er nickte erneut, diesmal zur Begrüßung, für alles andere war er zu schwach.
    Seth sagte: »Hey, Mann. Schön, dich zu sehen«, und als Derric murmelte: »Kümmer dich«, wusste Seth sofort, dass er Becca meinte, und sagte: »Klar. Gute Besserung, ja?«
    Und als Derric wieder nickte, hatte Seth das Gefühl, als wäre ein Band zwischen ihnen entstanden.
    Er und Becca schlichen aus dem Zimmer und Becca hielt die Frühstücksdose mit den Briefen in der Hand.
    »Warum lässt du die nicht bei ihm?«, fragte Seth, aber Becca schüttelte den Kopf und sagte: »Er will, dass ich sie für ihn aufbewahre.«
    »Sie haben etwas Besonderes zu bedeuten, oder?«, wollte Seth wissen. »Ich meine, sie haben etwas mit euch beiden zu tun.«
    Becca sah erst ihn an und dann die Dose in ihrer Hand. Dann sagte sie langsam: »So habe ich das noch nicht gesehen. Aber ich glaube, du hast recht.«
    »Es war seltsam, aber als er mich ansah …«, begann Seth. Er wusste nicht, wie er den Satz zu Ende bringen sollte, aber das brauchte er auch nicht, denn Becca sagte sofort:

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